Die heimischen Weichwanzen breiten sich in Baden-Württemberg aktuell verstärkt aus und werden in Gewächshäusern, auf Gemüsefeldern und Obstplantagen zunehmend zum Problem.
Gegenüber dem SWR berichtete Christine Dieckhoff vom Landwirtschaftlichen Zentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe, dass man einen erhöhten Schadensdruck beobachte, was an den trockeneren und längeren Sommern liege. Ein weiterer Grund sei aber auch, dass immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung zur Verfügung stünden.
Allerdings wären die heimischen Weichwanzen wegen ihrer hohen Mobilität ohnehin schwer in den Griff zu bekommen. Drei Meter hohe Obstbäume seien kein Problem für das Tier, so Dieckhoff. Früher hätten diese Weichwanzen eher in Wiesen gehaust und sich von krautigen Pflanzen ernährt. Nun aber breiten sie sich zunehmend auf bewirtschafteten Kulturflächen aus, die bewässert würden oder aber in Gewächshäusern.
Schäden durch heimische Arten ist neues Phänomen
Neu dazugekommen sind jedoch auch invasive, also eingewanderte Wanzen wie etwa die Grüne Reiswanze, die Schäden verursachen. Dass aber auch heimische Wanzen auf bewirtschaftete, weil oft bewässerte und damit feuchtere Kulturflächen vordringen, ist ein eher neues Phänomen, erfuhr der SWR. "Weichwanzen können erhebliche Schäden an Pflanzen verursachen", erklärt dazu das Landwirtschaftsministerium. Schadenssummen lägen aber nicht vor.
Kein Mittel gegen Weichwanzen
Laut dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) stellt dieser Schädling ein zunehmend großes Problem dar - zumal es kein geeignetes Pflanzenschutzmittel gibt. Die Schädlinge saugen an Gurken, Auberginen oder Paprika. Dadurch sterben Triebe ab und es kann zu Verfärbungen oder Verformungen kommen. Die Gepunktete Nesselwanze beispielsweise hat laut Insektenkundlerin Dieckhoff mittlerweile auch Erdbeeren für sich entdeckt.
Zahlen zu verursachten Wanzen-Schäden gibt es laut LTZ nicht. Landwirten wird empfohlen, Lüftungsschlitze von Gewächshäusern oder Plantagen mit Netzen zu bedecken.
Notfallzulassungen sind kein Zukunftsmodell
Allgemein beklagten Erzeuger von Obst und Gemüse inzwischen, dass immer weniger Wirkstoffe zur Bekämpfung von Schädlingen zugelassen sind, sagt BWGV-Präsident Ulrich Theileis dem Sender. "Seit Jahren verlieren immer mehr Pflanzenschutzmittel die Zulassung." Notfallzulassungen stiegen daher seit Jahren an - das sei kein Zustand.
Das sieht auch Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) kritisch. "Dieses Vorgehen schafft unnötige Bürokratie und für die Anwender gerade in Zeiten des Klimawandels mehr Unsicherheit als verlässliche Planbarkeit", sagte er. Eine Akutbehandlung sei keine langfristige Strategie. Es brauche eine ausreichende Zahl an Wirkstoffgruppen - das "steht nicht im Widerspruch zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln".