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Weidelgras – der neue Ackerfuchsschwanz?

Weidelgräser entwickeln sich zunehmend zum Problem. Wo es steht, ist das Schadpotenzial enorm, wie man in Spanien und Frankreich sieht. Und die Bekämpfung ist schwierig.

Lesezeit: 4 Minuten

Unser Autor: Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen

Vom feuchten Jahr 2021 profitierten nicht nur die Futterbauerträge, sondern leider auch Unkräuter und Ungräser. Neben Disteln, Quecken und Winden traten Fuchsschwanz, Trespen und Flughafer verstärkt auf. Zudem waren Weidelgräser (Lolium spp.) vermehrt zu finden – diese könnten sich künftig zu Problemungräsern entwickeln.

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Hartnäckiges Ungras

Im Vergleich zum Fuchsschwanz ist der Anteil an Flächen, auf denen Weidelgras steht, zwar verschwindend gering. Dort wo es steht, ist das Schadpotenzial aber enorm. In wärmeren Regionen, wie z.B. in Spanien und Frankreich (südwestlich von Paris), gehören Weidelgräser neben Hirsen zu den wichtigsten Ungräsern. Fuchsschwanz spielt keine Rolle. Die Bekämpfung gestaltet sich dort zunehmend problematsich, da die Anzahl herbizidresistenter Populationen zunimmt.

Auch aus diesem Grund stammen z.B. der „TopCut collect“ oder der „Seed Terminator“ aus diesen Ländern. Mit dem TopCut collect lässt sich das Unkraut/Ungras, das über der Kultur steht, abschneiden und einsammeln. Der Seed Terminator entspricht einer am Drescher angebauten Mühle, mit der Kaff und Samen zermahlen werden.

In Deutschland beschränkte sich das Auftreten von Weidelgrasvorkommen bislang auf Regionen in Mecklenburg-Vorpommern (MV), Schleswig-Holstein (SH), Sachsen und Hessen. In den letzten Jahren hat sich die Art aber weiter ausgebreitet – mittlerweile gibt es in fast allen Bundesländern einzelne Flächen, auf denen sich Weidelgräser zum wichtigsten Schadgras entwickelt haben.

Exkurs: In einer Gemarkung im Kreis Höxter (NRW) haben Landwirte schon länger mit Weidelgras zu tun – in diesem Fall mit Welschem Weidelgras. Anfangs trat es nur am Rand eines Schlages auf. Mittlerweile hat es sich aber auf unterschiedlichen Flächen etabliert. Da Schläge verschiedener Landwirte betroffen sind, ist davon auszugehen, dass die Verbreitung über Erntemaschinen stattgefunden hat. In einem Fall war der Besatz so massiv, dass gut entwickelter Weizen nahezu erstickt wurde (siehe Foto). Die Weidelgräser hatten Behandlungen mit Traxos im Winter und Atlantis Flex im Frühjahr überstanden.

Versuch zum Resistenzgrad

Um einen Einblick in die Resistenzsituation gegenüber Herbiziden zu bekommen, wurden in einem Projekt (Petersen, Best, Raffel) Lolium-Herkünfte auf Resistenz untersucht. Es handelte sich u.a. um 14 Verdachtsproben aus Deutschland. Im Gewächshaus wurden die Samen in Töpfen ausgesät und der Aufwuchs mit den Herbiziden Axial 50, Focus Ultra, Atlantis WG (+ Additiv) oder Broadway (+ Additiv) behandelt. Zum Einsatz kam die jeweils zugelassene Aufwandmenge.

Die Ergebnisse: Gegen die Pflanzen der Proben aus Gustow und Dalkendorf (MV) zeigten alle Herbizide eine 100%ige Wirkung. An zwei Standorten in Römitz (SH) wirkten zumindest die ALS-Hemmer noch vollständig. In allen anderen Fällen war die Wirkung von mindestens einem Herbizid nicht mehr ausreichend. Schon seinerzeit wiesen die Autoren darauf hin, dass sich bei einer Erwärmung des Klimas die Weidelgräser Richtung Norden ausbreiten könnten.

Mehr Infos und Details zum Versuch haben wir hier für Sie aufbereitet

Was ist zu tun?

Ähnlich wie beim Fuchsschwanz begünstigen getreidereiche Fruchtfolgen und frühe Saattermine die Weidelgräser. Auch die einzusetzenden Herbizide sind vergleichbar: Im Getreide wird über Bodenherbizide auf Basis von Flufenacet (u.a. Cadou SC) + Prosulfocarb (u.a. Boxer) der Grundstein gelegt, auf dem dann z.B. Axial 50, Traxos, Avoxa, Atlantis Flex, Niantic usw. aufbauen. Insgesamt sind die Wirkungsgrade aber niedriger und Resistenzen entwickeln sich schneller.

Je nach Art kommt bei Weidelgräsern Selbst- und Fremdbefruchtung vor. Über Fremdbefruchtung können Resistenzen auf Nachbarpflanzen gelangen. Zur Lebensdauer der Samen gibt es umfangreiche Versuche aus Australien. Dort unterscheidet man die Samen in „the good“ (die guten), „the bad“ (die schlechten) und „the ugly“ (die hässlichen). Die guten machen den größten Anteil aus. Ihre Keimruhe ist so gering, dass ausgefallene Samen vor der Saat der neuen Kultur auflaufen. Die schlechten keimen in der Vegetationszeit der neuen Kultur und die hässlichen im Verlauf der nächsten fünf Jahre. Über die Zeit kann sich so ein Samenvorrat aufbauen, aus dem Pflanzen sowohl in Herbst- als auch in Frühjahrskulturen auflaufen.

Im Frühjahr können sich Weidelgräser besonders in Rüben und Mais gut entwickeln. Herbizide für diese Kulturen sind zwar wirkungsstärker als selektive Getreideherbizide. Im Jahr 2021 gab es in NRW aber Flächen, auf denen Weidelgräser die Behandlungen mit Focus Ultra (in Rüben) oder mit Maister power (in Mais) überstanden.

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