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Weizen musste für Roggen weichen

Roggen lohnt sich! Das hat die Pflanzenbau Wagun AG aus Mecklenburg-Vorpommern für sich festgestellt. Dort wächst das robuste Getreide wieder auf 150 ha.

Lesezeit: 4 Minuten

"Unseren früh gesäten Roggen mussten wir schon zeitig einkürzen“, erklärt Stephan Wilke. Aber der 43-jährige Landwirt ist mit dem Bestand zufrieden. Der Roggen sieht gut aus und ist gleichmäßig gewachsen.

Wilkes Betrieb, die Pflanzenbau Wagun AG, liegt am nordwestlichen Ufer des Kummerower Sees in Mecklenburg-Vorpommern. Seit 2016 ist er Vorstandsvorsitzender im Betrieb und kümmert sich um den Pflanzenbau sowie um die bis zu 20 Mitarbeiter.

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Auf 1.728 ha lehmigem Sand mit 25 bis 50 Bodenpunkten wuchsen bis dato Weizen, Gerste, Raps, Erbsen, Silomais, Zuckerrüben und – unter Beregnung – Kartoffeln. Die Ertragsstabilität sichert der viehlose Betrieb mit regelmäßiger Organikzufuhr ab. Das Stroh holen kleinere viehhaltende Betriebe aus der Umgebung von den Waguner Getreideflächen, Wilke nimmt den Mist zurück.

Fallen die in der Region üblichen 550 bis 580 mm Niederschlag passend, erntet Wilkes Team durchschnittlich 80 dt je ha Weizen, auch auf den sandigen Böden. „2019 war hier trotz der allgemeinen Trockenheit ein durchschnittliches Jahr“, erklärt er. Doch in den beiden vorherigen Jahren, 2017 und 2018, lagen die Erträge aufgrund der Dürre deutlich darunter.

Wilkes Bilanz: „Nach zehn Tagen Hitze brach der Weizen auf den Grenzstandorten, den 30er-Kartoffelböden, ein.“ In der Folge drückte der Weizenertrag von nur noch 68 dt/ha negativ auf die Düngebedarfsermittlung. Die hohen Rohproteingehalte glichen das nicht aus. Zudem waren die Hektolitergewichte zu niedrig.

Roggen als neue, alte Kultur

Auf der Suche nach einer hitzestabilen Alternative entschied Wilke sich schließlich für Hybridroggen. Erfahrungen mit der Kultur hatte der Betrieb bereits. Bis 2012 war Grünroggen fester Bestandteil der Fruchtfolge. Die Pflanzenbau Wagun AG baute danach nur noch auf wenigen Hektar Konsumroggen an – meist auf neu hinzugekommenen Flächen, die erst in die Fruchtfolge integriert werden mussten.

Denn Wilke fährt verschiedene Fruchtfolgen – immer angepasst an den jeweiligen Standort des zum Teil stark hängigen und kuppigen Geländes in der Mecklenburgischen Schweiz. Dort steht klassisch Raps-Weizen-Gerste. Auf ebeneren Flächen hat Wilke diese Folge mit Erbsen zu einer sechsgliedrigen erweitert. In eigener Fruchtfolge auf den beregnungsfähigen Flächen stehen Kartoffeln, gefolgt von Weizen-Rüben-Weizen. Jährlich stehen ca. 350 ha Zwischenfrüchte vor Erbsen, Rüben, Mais und teilweise vor Kartoffeln. Und nun haben 150 ha Roggen auf den Weizengrenzstandorten der Pflanzenbau Wagun AG ihren festen Platz in der Fruchtfolge, nach Kartoffeln oder Mais. Gewichen ist dafür ein Teil des Weizenanbaus.

Geringer Aufwand, sicherer Anbau

Betriebsleiter Wilke weiß den Züchtungsfortschritt der Hybridroggensorten zu schätzen: „Die Pflanzen sind kaum noch anfällig für Mutterkorn und standfester als ältere Sorten. Zudem haben sie ein hohes Ertragspotenzial.“ In dieser Saison stehen KWS Tayo und KWS Serafino zu je 50 % auf seinen Flächen. Grundsätzlich richtet sich der Landwirt bei der Sortenwahl nach den Landessortenversuchen. „Die Sorten müssen zu unserem Standort passen“, ist sein Credo. Wichtig ist ihm auch eine nach Saattermin angepasste Saatstärke. Im September säte Wilke z. B. 130 Körner/m², zur Oktobersaat erhöhte er auf 200 bis 250 Körner/m².

Aus Wilkes Sicht ist der geringere Dünge- und Pflanzenschutzaufwand ein weiterer Vorteil vom Roggen. Maximal je zwei Durchgänge sind ausreichend. Wilke gibt mineralisch zur Bestockung 60 bis 80 kg/ha Piamon und zum Schossen 60 bis 80 kg/ha Harnstoff – maximal 140 bis 150 kg Gesamt-N/ha. Zu intensiv düngt er nicht: „Der Roggen muss stehen bleiben.“ Deshalb kürzt er die Bestände in der Regel zweimal ein, zu EC 31 und zu EC 39/49.

Dass er dieses Jahr bereits früh in den im September gesäten Bestand musste, lag an dem milden Winter. „Der Roggen ist einfach durchgewachsen und war kaum noch zu halten“, sagt Wilke. Bei der zweiten Wachstumsreglergabe mischt er ein Fungizid gegen Braunrost ein. In Summe sind Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen inkl. Überfahrten im Vergleich zum Weizen mit 307 € je ha um 95 €/ha günstiger.

Für zukünftige Roggenanbauer hat Wilke noch drei Tipps:

  1. Viel Wert auf eine optimale Düngung und einen auf die Sorte angepassten Wachstumsreglereinsatz legen,
  2. vor allem bei feuchtwarmer Witterung unbedingt auf Braunrost achten,
  3. maximal 1 bis 2 cm tief säen.

An Letzteres, einen Rat seines Vaters, hat sich Wilke gehalten. Und der Roggen steht gut. Allerdings, so seine Erfahrung, darf der Boden zur Aussaat auf keinen Fall zu nass sein.

Roggen bleibt standortabhängig

Für den Anbau sprechen auch die zurzeit guten Preise: Aktuell hat Wilke Roggen für 147 €/t verkauft. „Wir hatten schon Zeiten mit 70 €/t“, stellt er klar. Nach der Ernte will er den Roggen erst einmal auf dem Betrieb einlagern und dann abwarten, wie sich die Marktpreise entwickeln. Er erwartet dieses Jahr Erträge von gut 75 dt/ha. Lagerplatz hat er für insgesamt 8.000 t Getreide.

Auch für die Zukunft kann sich der Landwirt den Roggenanbau gut vorstellen – bei ihm wird er insbesondere den weniger wetterrobusten Weizen zurückdrängen.

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