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Wenn es im Getreide bunt blüht

Getreideanbau in weiter Reihe mit einer blühenden Untersaat fördert Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit. Die Effekte sollen nun in bundesweiten Praxisversuchen bewertet werden.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Getreideanbau in weiter Reihe mit einer blühenden Untersaat soll selten gewordenen Arten wie Rebhuhn, Feldlerche, Feldhase und Wildbienen wieder mehr Lebensraum bieten. Darüber hinaus verbessert das Untersaatgemisch aus Leguminosen die Bodenfruchtbarkeit und lockt Nützlinge an.

Ob und wie sich dieses Anbausystem in die Praxis integrieren lässt, soll das Modell- und Demonstrationsvorhaben „Blühsaat-Getreide“ untersuchen. In Zusammenarbeit mit 60 konventionell wirtschaftenden Praxisbetrieben aus verschiedenen Naturräumen Deutschlands wird bis Ende 2023 die weite Reihe in Winterweizen und Sommergerste mit blühender Untersaat modellhaft erprobt (weitere Betriebe werden gesucht).

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Das Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) sowie das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) begleiten die Praxisversuche. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert dieses Projekt.

Ziel ist es, bundesweite Handlungsempfehlungen auszuarbeiten, wie sich das System erfolgreich managen lässt und welche ökonomischen Effekte daraus resultieren. Das Innovative und Neue an diesem Projekt ist insbesondere, dass hier ein Anbausystem mit multifaktoriellem Nutzen (biologische Vielfalt, Boden und Arbeitsökonomie) über ganz Deutschland hinweg unter verschiedenen Boden- und Klimaverhältnissen erprobt wird.

Mehr Biodiversität ist das Ziel

Die Versuche sollen in erste Linie zeigen, wie sich die Artenvielfalt und Lebensraumqualität von Flora und Fauna entwickelt. Im Fokus stehen dabei Insekten (Nützlinge wie Erd- und Grabwespen, Wildbienen etc.), Agrarvögel (Feldlerche, Rebhuhn, Wachtel etc.) sowie der Feldhase.

Vorversuche haben gezeigt, dass auf Getreideschlägen mit weiter Reihe (Reihenabstand 30 cm) im Vergleich zum benachbarten Dichtsaatbestand (Reihenabstand 15 cm) zwei bis fünf Mal mehr Feldlerchen und Wildbienen zu beobachten waren.

Zwischenfrucht gleich dabei

Ein entscheidender Pluspunkt der blütenreichen Untersaat ist, dass es nach der Getreideernte keinem Umbruch und keiner Zwischenfruchtaussaat bedarf. Die Untersaat gewährleistet eine schnelle Bodenbedeckung und kann bei günstigen Niederschlagsverhältnissen sogar noch einen Biomasseertrag von 10 bis 20 dt/ha abwerfen. Dieser lässt sich verfüttern oder als Gründüngung nutzen. Zudem profitieren die Bodenstruktur und Bodenfruchtbarkeit von der leguminosenreichen Untersaat.

So wird’s gemacht

Die Untersaat wird zum gleichen Zeitpunkt wie die Getreidesaat ausgebracht. Die Blühmischung enthält ca. 15 Pflanzenarten. Darunter befinden sich überwiegend kleinkörnige Leguminosen (Kleearten wie Inkarnat-, Rot-, Hopfenklee) und einige niedrigwüchsige Kräuter wie Kresse oder Koriander. Die Mischung für Winterweizen enthält im Gegensatz zu der für Sommergerste mehr winterharte Arten.

Bei der Getreideaussaat wird jedes zweite Säschar geschlossen, sodass Reihenabstände von 30 cm entstehen. Um hierein die Untersaat zu säen, sind zwei Techniken möglich:

  • Die Untersaatmischung wird mit der Sämaschine in einer zweiten Überfahrt zwischen die Getreidereihen gedrillt. Entweder, indem man versetzt fährt oder indem die zuvor verschlossenen Säschäre geöffnet und die andern verschlossen werden. Dann ist das Fahren in gleicher Spur möglich.
  • Die Ausbringung erfolgt über einen Schneckenkornstreuer. Dieser lässt sich in der Fronthydraulik mitführen. Das spart eine Überfahrt und die nachlaufende Sämaschine drückt die Saat an.

Eine Mischung von Getreide und Untersaat in einem Saattank war in Vorversuchen nicht zielführend.

Die Aussaatmenge ist insgesamt ca. 70% niedriger als bei normal gesäten Flächen. Dahingehend wird auch die Düngung auf 70% der Stickstoffzufuhr angepasst. Eine Herbizidbehandlung erfolgt nicht.

Wie reagieren die Erträge?

In den Vorversuchen bestätigten sich die Literaturangaben zu den Mindererträgen von 5 bis 26% beim Anbau von Getreide in weiter Reihe. Diese sind vor allem der geringeren Saatdichte geschuldet. Wie sich die Ertragsverluste möglichst gering halten lassen, soll das Modellvorhaben klären.

Obwohl kein Landwirt gerne auf Ertrag verzichtet, könnte das System dennoch interessant sein, wenn es zusätzlich in Agrar-Umwelt-Programme einfließt. Denn den geringeren Erträgen steht ein Mehr an Artenvielfalt von 100 bis 200% sowie eine deutlich verbesserte Bodenfruchtbarkeit gegenüber.

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Weitere Testbetriebe gesucht

Um die Kulisse aller Naturräume in Deutschland abzudecken, suchen die Projektverantwortlichen zur Herbstaussaat 2020 vor allem in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Saarland, Brandenburg und Sachsen noch 20 konventionell wirtschaftende Betriebe, die Winterweizen und Sommergerste in ihrer Fruchtfolge anbauen und Interesse an einer Kooperation bis 2023 haben.

Beteiligt sich ein Betrieb an dem Versuch, wird ihm das Saatgut für die Untersaat zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus erhält er eine Aufwandsentschädigung von 400 €/ha und Kultur. Pro Kultur stehen zwei bis vier 0,25 ha große Varianten im ansonsten praxisüblich gesäten Bestand.

Den Flyer mit allen wichtigen Informationen zum Modell- und Demonstrationsvorhaben Blühsaat-Getreide finden Sie auf der Internetseite des IFAB. Bei Interesse und für weitere Informationen melden Sie sich gerne auch beim Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB); Ansprechpartner: Dr. Rainer Oppermann und Céline Wendland

Tel. 0621-3288790

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