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Getreidedüngung - nicht nur der Preis entscheidet!

Obwohl nahezu alle Dünger noch immer sehr teuer sind, ist es bei den aktuellen Getreidepreisen nicht sinnvoll, Ertrag zu verschenken. Dazu bieten sich verschiedene Strategien an.

Lesezeit: 8 Minuten

Unser Autor: Gerrit Hogrefe; N. U. Agrar

Stickstoffdüngung ist auch im Jahr 2023 eine teure Angelegenheit. Verglichen mit den Höchstständen von über 3 €/kg N im Frühjahr 2022 haben sich die Stickstoffpreise bis heute aber deutlich reduziert. Allerdings bestehen große, preisliche Unterschiede zwischen den Düngerformen. Während das kg Stickstoff (N) im Harnstoff mittlerweile für unter 1,50 € zu haben ist, stehen für nitrathaltige Dünger weiterhin deutlich über 2,00 €/kg N im Raum. Wie soll also die Düngestrategie ausfallen?

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Alles auf Harnstoff?

Die preislichen Relationen sprechen für Harnstoff als mineralischen N-Dünger und viele Betriebe haben teils aus Angst vor Versorgungsengpässen, teils aus Sicht des Risikomanagements bereits frühzeitig große Anteile ihres Bedarfs eben aus dieser günstigeren Stickstoffquelle gedeckt.

Aus pflanzenbaulicher Perspektive ist es aber dringend angeraten, sich eine gewisse Flexibilität bei der Wahl der N-Dünger zu bewahren. Sei es für nitrathaltige Startgaben in schwachen oder zurückgefrorenen Beständen oder für flüssige Blattdüngungen in Trockenphasen ohne ausreichende N-Aufnahme aus dem Boden.

Gülle bleibt weiter attraktiv

Obwohl die Mineraldüngerpreise aktuell fallen, genießen die organischen Alternativen weiter eine hohe Vorzüglichkeit (siehe Übersicht 1). Dabei kommt es aber darauf an, wie viel Nährstoffe pro m3 enthalten sind. Je höher die Konzentration, desto lohnender ist die Ausbringung und desto weniger Überfahrten sind für die gleichen Nährstoffe nötig.

Neben der N-Fracht, sind es auch die wertvollen Grundnährstoffe, die bei 80 €/dt für DAP und 50 €/dt für Kornkali die Attraktivität ausmachen. Aufgrund dieser historisch hohen Preise haben viele Betriebe im letzten Jahr die Grunddüngung nochmals – teils bis auf Null – zurückgefahren. Das schlug sich auf schwach versorgten Flächen bei Ertrag und Qualität durch. Ein Teil der Proteinprobleme dürfte auf mangelnde Phosphor-Versorgung des Weizens zurückzuführen sein. Der Volldünger Gülle kann dort Abhilfe schaffen, wenngleich die Frühjahrsapplikation genau wie bei P-Mineraldüngern als deutlich ineffizienter in der Ausnutzung einzuschätzen ist.

Welchen Wirtschaftsdünger zu Wintergetreide?

Wintergetreide entzieht über das Korn vornehmlich Stickstoff und Phosphor. Aus Sicht der Nährstoffgehalte und -verhältnisse ist daher eine Schweinegülle der bevorzugte Wirtschaftsdünger im Wintergetreide. Zudem überzeugt Schweinegülle durch einen zügigen Umsatz des organisch gebundenen Stickstoffs und gewährleistet so eine hohe Ausnutzung bereits im ersten Jahr.

Rindergülle und NawaRo-Gärreste beinhalten hohe Kalimengen und sind daher besser zu Rübe und Mais sowie im Grünland aufgehoben. Der zögerliche Umsatz des organisch gebundenen Stickstoffs dieser Dünger spricht ebenfalls für den Einsatz in Kulturen mit längerer Wachstumszeit.

Grundsätzlich ist bei begrenzter Gülleverfügbarkeit, den Sommerkulturen der Vorzug zu geben. Unter den Getreidearten verwertet der spätreife Weizen die Gülle am effizientesten. Früh schossende Getreide wie Wintergerste und Roggen sind demnach als erstes von der Gülle-Liste zu streichen, wenn die Mengen limitiert sind.

Bestandsführung mit Gülle?

Die Möglichkeiten, Getreidebestände mit Gülle aktiv zu führen, sind leider begrenzt. Versuche in der Praxis mit späteren bzw. geteilten Güllegaben aufgrund üppiger Bestandsentwicklung münden regelmäßig in Mindererträgen. Die höhere Verfügbarkeit und bessere Gesamtausnutzung des aufgebrachten Stickstoffs bei frühestmöglichem Ausbringungstermin überwiegen in aller Regel den Effekt einer aktiven Bestandesführung mit geteilten Gaben – insbesondere, wenn die Gülle bei späteren Applikationsterminen und einsetzender Trockenheit in ihrer Wirkung unkalkulierbar wird. Es bleibt also dabei: Gülle so früh, wie möglich!

Dennoch sollten Sie durch zu hohe Gülle-Gaben nicht das Heft des Handelns aus der Hand geben. Bei 60 bis 70 kg/ha N (wirksam) aus Wirtschaftsdüngern bleibt genug Spielraum, um schwache Bestände zusätzlich über nitrathaltige Dünger anzuschieben, Versorgungsengpässe über AHL-Blattdüngungen zu überbrücken oder eine gezielte Qualitätsgabe zu platzieren. Es gilt also, je nach Situation einen klugen Kompromiss aus dem Einsatz günstiger Organik und präzisen Mineraldüngern zu finden.

Wie sehen die ­Getreidebestände aus?

Die Niederschläge Ende September teilten die Aussaattermine im Getreide. In nordostdeutschen Frühsaatregionen war bis zum Einsetzen des Regens der Großteil bestellt. Die Bestände sind gut bis üppig entwickelt und stark bewurzelt – eine optimale Grundlage für hohe Erträge in 2023. Eine moderate Andüngung mit amid- oder ammoniumhaltigen Düngemitteln kann hier problemlos erfolgen.

Die Betriebe im Westen und Südwesten haben vielfach mit der Getreideaussaat erst nach den Niederschlägen begonnen. So wurde auch die Wintergerste erst verhältnismäßig spät in der ersten Oktoberdekade bestellt. Die hohen Oktobertemperaturen waren für diese Bestände ein Segen und ermöglichten auf den ersten Blick eine weitgehende Kompensation des verspäteten Saattermins.

Wichtig: Den Kompromiss aus günstigen und präzisen Düngerformen finden!

Allerdings finden sich insbesondere bei etwas zu tiefer Ablage zwar ausreichend bestockte, aber sehr hierarchische Pflanzen mit ausgeprägter Apikaldominanz und vergleichsweise schwacher Bewurzelung für die vorhandene Sprossmasse. Diese Bestände benötigen eine erhöhte Startgabe oder eine frühzeitige Anschlussgabe, um ein vorzeitiges Aussortieren der schwachen Triebe zu verhindern. Geschieht dies nicht, läuft man Gefahr, mit einer Ährendichte in die Ernte zu gehen, die nah an der ursprünglichen Aussaatstärke liegt.

Wie berechnet sich die ­Startgabe?

Für frühe Saattermine mit mittlerer bis üppiger Bestandesentwicklung gilt es, mit der Startgabe den N-Bedarf bis Schossbeginn (EC 30/31) zu decken. Für schwache Bestände nach später Saat muss durch die Startgabe hingegen der Bedarf bis EC 32 abgesichert werden (Vermeidung Triebreduktion). Für die Sollaufnahme gilt: Zielährenzahl x 0,11 (Frühsaat) bzw. 0,13 (Spätsaat) + 15 kg für den N-Bedarf der Wurzel. Für einen gut entwickelten Einzelährenertragstyp mit 450 Zielähren errechnet sich also eine Sollaufnahme von 65 kg/ha N (= 450 Zielähren x 0,11 + 15).

Das Aufdüngungsziel ergibt sich durch einen bodenartabhängigen Zuschlag (Sand: +10 kg/ha N, Ton: +20 kg/ha N) und einer sortenspezifischen Anpassung (frühschossende Sorten: +10 kg/ha N, spätschossende Sorten: -10 kg/ha N). Früh schossende Getreidearten wie Gerste und Roggen bekommen grundsätzlich einen Zuschlag an der Stelle. Als Beispiel steht eine mittelfrüh schossende Winterweizen-Sorte auf einem sandigen Standort. Daraus ergibt sich ein Zuschlag von 10 kg/ha N auf 75 kg/ha N (= Aufdüngungsziel).

Davon sind nun noch die bereits erfolgte N-Aufnahme des Bestandes (= Blattzahl pro Pflanze x 1,5) sowie der Nmin in der Krume und der Nmob (ca. 10 bis 15 kg/ha N) bis Schossbeginn abzuziehen. Die zu streuende Startgabe beträgt bei zehn Blättern pro Pflanze und 10 kg/ha Nmin also 40 kg/ha N. Dieses Schema lässt sich auf alle Wintergetreidearten anwenden, um das eigene Gefühl zur Höhe der Startgabe zu „eichen“. Weitere kulturspezifische Hinweise finden Sie in den Übersichten 2 bis 4. Denken Sie daran, in den Roten Gebieten die N-Menge um 20 % zu reduzieren.

Wie geht es weiter?

Mit beginnender Ährenstreckung im Halm muss die Anschlussdüngung wirken. In dieser Phase darf es keinesfalls zu einer Mangelsituation kommen. Dafür müssen auf leichten Böden 120 bis 130 kg/ha N, auf mittleren Böden 130 bis 140 kg/ha N und auf schweren, tonigen Böden 140 bis 150 kg/ha N aus der Düngung (Startgabe + Schossgabe) zur Verfügung stehen (Ausnahme: sehr hohe Nmin-Werte).

Aber Achtung: Überzogene Bestände dürfen keinesfalls zu früh aufgedüngt werden, da sie sonst unproduktive Triebe mitziehen. Es ist die einsetzende Triebreduktion abzuwarten, bevor die Anschlussdüngung platziert wird. Frühzeitig angelegte Düngefenster helfen dabei, den richtigen Termin zu finden.

Reicht die Schwefelmenge aus der Gülle?

Der Schwefel aus Wirtschaftsdüngern kommt für das Wintergetreide zu spät und ist auch in der absoluten Höhe nicht ausreichend. Es bedarf daher einer frühen Schwefeldüngung mittels mineralischer Dünger. Beliebte Schwefeldünger wie SSA oder ASS sind derzeit (noch) sehr teuer. Preiswerte Alternativen wie Kieserit (Mg+S) oder gekörnter Gips (Ca+S) sind vor allem auf leichten Böden überlegenswert. Sie haben zudem den Vorteil, dass sie auch auf gefrorenem Boden gestreut werden dürfen, da sie keinen Stickstoff enthalten.

Sonderfall: Wechselgerste als Alternative

In vielen Betrieben hat sich nach Rüben oder Körnermais als Alternative zu einem Spätsaat-Weizen oder einer klassischen Sommergerste die „Wechselgerste“ etabliert. Dabei handelt es sich um eine bereits im Herbst ausgesäte Sommergerste, die von der Winterfeuchte profitiert. Die Praxis zeigt, dass selbst bei erhöhter N-Düngung (bis 120 kg/ha N) und anteiligem Einsatz von Wirtschaftsdüngern (bis 50 % des N-Bedarfes) noch Braugerstenqualitäten zu erzielen sind. Wichtig ist, dass der Stickstoff früh fällt. Gabenteilungen ergaben in Versuchen deutliche Mindererträge und beeinträchtigten die Qualität. Ein Restrisiko durch Frostschäden bleibt jedoch.

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