topplus Klimaveränderungen

Wie ein Landwirt seinen Ackerbau immer wieder anpasst

Mal zu wenig Wasser, mal viel zu viel davon: Beides fordert Ackerbauern heraus. Über Jahrzehnte erprobte Strategien helfen in Extremsituationen nicht weiter. Ein erfahrener Gutsverwalter berichtet.

Lesezeit: 3 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Egal, wo man in Nordrhein-Westfalen nach Spuren des Klimawandels in der Landwirtschaft sucht, man findet sie. Die Betriebsleiter haben je nach Situation und Standort die Fruchtfolge angepasst, die Bodenbearbeitung umgestellt, setzen dafür heute andere Technik ein. Wie beurteilt ein Landwirt mit vielen Jahren Berufserfahrung die Lage?

Von Natur aus mehr Regen

Gunther Lötzke hat Landwirtschaft studiert und arbeitet seit 28 Jahren als Verwalter auf dem Demeter-Betrieb Gut Holzhausen in Nieheim, Kreis Höxter.

Die Flächen weisen durchschnittlich 40 Bodenpunkte (30 bis 70) auf. Allerdings sind die Böden innerhalb eines Schlages sehr heterogen. Ein Problem ist der hohe Anteil an schluffigem Ton, diese Böden sind druckempfindlich und erosionsgefährdet. Es fallen im langjährigen Durchschnitt 920 mm Niederschlag, 2023 waren es 1300 mm, 2024 1100 mm.

Flexibler Maschineneinsatz

Als Lötzke auf dem Gut anfing, fand er dort für die Saat die übliche Kombination aus Kreiselegge und Sämaschine vor. Ihm gefiel aber nicht, dass die oft zu feine Bodenoberfläche nach den ergiebigen Winterniederschlägen im Frühjahr wie Beton war.

Um einen Rotorstriegel oder einen Hackstriegel effektiv einsetzen zu können, braucht er eine gröbere Bodenoberfläche. Nach dem Pflügen bereitet er die Saat mit der Zinkensämaschine Köckerling Jokey mit einer Federzinkenegge oder einer Crosskill-Walze vor – je nach Bodenzustand. Da die Jokey den Boden nur im Bereich der Saat­reihe rückverfestigt, bleiben dazwischen 16 cm Boden locker und können Niederschläge schneller infiltrieren. Je nach Situation folgt dann eine Crosskill- oder eine Cambridge-Walze – oder wie im Herbst 2024 auch nichts.

Die Striegel haben bei Dürre einen Nebeneffekt: Sie erzeugen nach Erfahrung des Betriebsleiters Feinerde, die in die Bodenrisse fällt und so eine unproduktive Wasserverdunstung verringert.

Neue Kulturen im Feld

Von dem Klimawandel können ­einige Kulturen profitieren. Das hat der experimentierfreudige Landwirt in Versuchen getestet.

  • Über sechs Jahre hat er Mais angebaut. Dieser kann die höhere Temperatur und die längere Wachstumszeit gut nutzen.

  • Mit Sojabohnen hat er in drei Anbaujahren nicht so gute Erfahrungen gemacht, da der sehr späte Druschtermin eine ausreichende Vorwinterentwicklung der Folgekultur gefährdet.

  • Körnererbsen stehen auf Gut Holzhausen im Gemenge mit Sommergerste. So lässt sich das Risiko für Lager der Erbsen bei Starkregen deutlich reduzieren. Das Gemenge ist zwar wirtschaftlich das schwächste Fruchtfolgeglied, der folgende Dinkel bringt aber 1 t mehr Ertrag pro Hektar als nach Körnermais.

Sortenmischungen

Ein Handelspartner stellt für das Gut nach den Vorgaben des Verwalters zwei Zwischenfruchtsaatmischungen her. Sie sollen den Boden schnell beschatten, aber im Frühjahr mit den frostharten und deshalb grünen Pflanzen Beikräuter unterdrücken, wenn sich die Bestellung wie 2024 stark verzögert. Die Varianz hat also Vorteile.

Diese Überlegung hat Lötzke auch auf den Weizenanbau übertragen. Er mischt deshalb gezielt drei verschiedene, aber gelbrostgesunde Sorten zusammen. Die Bestände erscheinen wegen der unterschiedlichen Wuchshöhen nach dem Ährenschieben sehr luftig.

Aufwendiges Lager

Auch im Getreideflachlager hat Lötzke auf den Klimawandel reagiert. Neben der Belüftung kann er bei Bedarf eine maschinelle Kühlung zuschalten. So kann er die Temperatur des Getreides senken und die Qualitäten über lange Zeiträume erhalten. Vor allem bei Dinkel und Hafer für die Humanernährung ist das ein wichtiges Argument. Außerdem kann der Betriebsleiter mit dem üppigen ­Lager mit ruhigem Gewissen langfristige Lieferverträge eingehen.

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