Den Düngebedarf einer Kultur sollte man nicht nur im Winter am Schreibtisch ermitteln, sondern auch in der Saison. Dabei helfen Methoden, die den aktuellen Ernährungszustand der Pflanzen zeigen.
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Unser Autor: Dr. Ulrich Lehrke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Einsparmöglichkeiten bei der Düngung bietet vor allem das Nachlieferungspotenzial eines Standortes. Doch woher weiß man, wie hoch die Nachlieferung war und wie gut die Kulturen tatsächlich mit Nährstoffen versorgt sind?
Eine Möglichkeit sind Düngefenster. Reduzieren Sie dazu in Teilbereichen des Schlages die Andüngung um 20 – 30 %. Hellen diese Bereich auf, müssen Sie eine Anschlussdüngung einplanen.
Nitracheck-Methode und N-Tester
Genauer als diese Methode sind die Messungen der Nährstoffversorgung der Pflanzen mittels Nitracheck oder dem N-Tester. Bei der Nitracheck-Methode wird der Pflanzensaft, den man mit Hilfe einer Presse gewonnen hat, auf Nitrat untersucht. Die Messung erfolgt unabhängig von der Pflanzenentwicklung durch ein Gerät, das Laqua Twin (Firma Horiba) heißt. Die Anschaffungskosten betragen etwa 400 € für die Saftpresse und ca. 450 € für das Laqua Twin.
Die Anschaffungskosten für den N-Tester liegen mit etwa 1.500 € höher. Häufig ist allerdings die indirekte Messung über die Blattfarbe/Chlorophyll ungenauer als die direkte Messung des Pflanzensaftes.
Dennoch konnte man in den letzten Jahren in Versuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit beiden Methoden erhebliche Einsparungen bei der Düngung erzielen.
Im Mittel lag das Einsparpotenzial bei 40–50 €/ha, in einzelnen Fällen ließen sich sogar 100 – 200 €/ha einsparen. Zusätzlich hilft besonders die Nitratanalyse, die optimalen Düngetermine zu bestimmen. Eine Düngung ist erst nötig, wenn die Nitratgehalte unter einen Wert von 500 – 800 ppm abfallen. Dies ist natürlich auch beim Einsatz von organischen Düngern sehr hilfreich, da die N-Freisetzung aus der Organik von vielen Faktoren abhängt.
Umfangreiche Laboranalyse
Neben den Nitratmessungen bieten sich auch Pflanzenanalysen an, um die Nährstoffversorgung im Frühjahr zu kontrollieren. In Getreide und Raps sollten die Analysen bereits im Schossen ab Anfang April durchgeführt werden. Bei einer Pflanzenanalyse erhält man einen vollständigen Überblick über alle Nährstoffe – also auch über Grundnährstoffe wie Phosphat, Kali und Magnesium sowie über alle wichtigen Spurennährstoffe und ihr Verhältnis zueinander.
Im Frühjahr kann man so vor allem auf einen Mangel an Schwefel, Magnesium und Spurennährstoffen reagieren. Die Kosten solch einer Pflanzenanalyse betragen bei anerkannten Laboren, wie zum Beispiel bei Eurofins in Jena sowie dem Labor Meyer-Spasche in Uelzen, etwa 60 €.
Biomassekarte und N-Sensor
In jüngster Zeit kommen immer mehr Anbieter auf den Markt, die Biomassekarten für die Ableitung der Düngung anbieten. Aus mehrjährigen Biomassekarten werden dann sogenannte Ertragspotenzialkarten erstellt. An Versuchen zur Ableitung dieser Informationen mangelt es jedoch meist, sodass bislang vielfach auf eigene Faust Applikationskarten erstellt werden.
Anders ist das bei den N-Sensoren, die den sogenannten NDVI-Wert online erfassen. Hier liegen bereits langjährige Erfahrungen vor. Die Ableitung des Düngebedarfes erfolgt jedoch separat, u. a. mit dem N-Tester. Die N-Sensoren wurden bisher hauptsächlich ab dem Schossen eingesetzt. Bei Yara wird bei den ersten Teilgaben bei hoher Biomasse eine Reduktion der Düngung vorgenommen, erst bei der letzten Düngung – zur Qualitätsgabe – erfolgt bei hoher Biomasse ein Zuschlag.
Andere Systeme setzen auf eine direkte Beziehung von Biomasse und Düngebedarf. Allerdings werden diese Ansätze oft nicht der Tatsache gerecht, dass auch die Bekörnung und das TKG ertragsbildend sind.
Insgesamt halten sich die Vorteile dieser Systeme derzeit in Grenzen – deshalb haben sich die Sensoren im Markt bislang auch nicht durchgesetzt. Dies liegt aber auch an den hohen Systemkosten.