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Wird Hirsesilage zur Alternative für Maissilage?

Hirsesilage hätte das Zeug dazu, Maissilage in der Rinderfütterung zu ersetzen. Momentan reicht der Kornaufschluss aber noch nicht, um ähnliche Energiegehalte zu erzielen. Dennoch gibt es Pioniere.

Lesezeit: 7 Minuten

Unsere Autoren: Georg Terler, Reinhard Resch (beide HBLFA Raumberg-Gumpenstein), Karl Wurm (LK Steiermark)

Die Anbauplanung für dieses Jahr läuft auf Hochtouren. Der Anbau von Silomais wird aufgrund von zunehmenden Trockenperioden und Schäden durch den Maiswurzelbohrer für viele Betriebe problematisch. Sie suchen deshalb nach einer Mais-Alternative. Interessant sind Futtermittel, die einen ähnlichen Futterwert und vergleichbare Nährstoffansprüche wie Silomais aufweisen.

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Hohe Trockenheits-Toleranz

Eine davon ist Sorghumhirse (Sorghum bicolor), kurz „Hirse“. Ihr großer Vorteil gegenüber Mais: Sie ist eine trockenheitstolerante Kulturpflanze. Sie kann sich von Dürreperioden besser erholen und erzielt in (sehr) trockenen Jahren höhere Erträge als Mais. Zudem hat Hirse eine kürzere Vegetationsperiode als Mais, so können Trockenperioden im Spätsommer den Hirse-Ertrag kaum noch beeinflussen.

Anbau, Pflege und Ernte erfolgen mit den gleichen Maschinen wie beim Mais. Beim Einsatz in der Rinderfütterung tauchen aber noch Fragen auf:

  • Welche Sorten sind für die Produktion von Hirse-Ganzpflanzensilage optimal?
  • Wann ist der richtige Erntezeitpunkt?
  • Ist der Futterwert mit Maissilage vergleichbar?

Antworten auf diese Fragen lieferte nun ein Forschungsprojekt der HBLFA Raumberg-Gumpenstein gemeinsam mit der Landwirtschaftlichen Fachschule Hafendorf und dem Versuchsreferat Steiermark im Rahmen des EIP-Projekts „Innobrotics“.

Für die Untersuchungen wurden sehr unterschiedliche Sorten ausgewählt, um eine möglichst umfassende Aussage über den Futterwert von Hirsesilage machen zu können. Eine Einteilung der Sorten erfolgte nach ihrem vorwiegenden Verwendungszweck in Biomasse-, Silo- und Körnerhirse.

In Mitte Teigreife ernten

Sowohl hinsichtlich des Futterwerts als auch in Bezug auf die Siliereignung und Silagequalität stellte sich „Mitte Teigreife“ als günstigster Erntezeitpunkt für Hirseganzpflanzensilage heraus. Bis dahin nahm der Stärkegehalt der Hirse deutlich zu, während der Fasergehalt zurückging.

Auch der Trockenmassegehalt stieg bis „Mitte Teigreife“ deutlich an und blieb danach annähernd konstant. Zudem wurde zu diesem Erntezeitpunkt auch die höchste Verdaulichkeit der Hirsesilage erreicht. Bei der Ernte in der „Vollreife“ sind bereits Hirsekörner ausgefallen, was mit einem Rückgang des Futterwerts einherging.

Schlechte Silierung

Für eine optimale Silierung sollte ein Trockenmassegehalt (TM) von 300 bis 400 g/kg FM erzielt und ein pH-Wert von 5,0 unterschritten werden. Bei nur wenigen Hirsesilagen wurde dieser Optimalbereich erreicht, Silohirse-Sorten lagen zum Teil nur bei 20% TM-Gehalt.

Zudem wurden hohe Gehalte an Puffersubstanzen (Rohprotein, Mineralstoffe) festgestellt, was zusätzlich einer raschen pH-Wert-Absenkung entgegenwirkt. Speziell bei Silohirse-Sorten wurden dadurch erhebliche Gärsaft-, und Nährstoffverluste verzeichnet!

Der Stängel der Biomassehirse war im Gegensatz zu den anderen Sorten mit einem schwammigen Mark gefüllt. Daher konnte man diese Sorte schlechter verdichten. Körnerhirse- und kornreiche Silohirse-Sorten erzielten die besten Ergebnisse in der Silagequalität, da sie geringere Gehalte an Ammoniak und Alkohol enthielten.

Biomassehirse ungeeignet

Ertragsmäßig lagen Silo- und Körnerhirse trotz der guten vorherrschenden Niederschlagsverhältnisse deutlich hinter dem Silomais. Dagegen lieferte Biomassehirse höhere Erträge.

Die Verdaulichkeit des Futters und die Energiegehalte wurden aus einem Verdauungsversuch direkt im Tier (Hammel) erfasst. Dabei stellte sich heraus, dass die Gesamtverdaulichkeit von Biomassehirse mit nur 54% und der Energiegehalt mit 7,4 MJ ME bzw. 4,2 MJ NEL der Ganzpflanzensilage schlecht ist. Der Futterwert ist vergleichbar mit Stroh! Biomassehirse ist daher als Futtermittel in der Rinderfütterung nicht geeignet.

Alle anderen Sorten wiesen einen höheren Rohprotein- und Energiegehalt sowie einen geringeren Fasergehalt auf als die Biomassehirse. Mit rund 9,5 MJ ME bzw. 5,6 MJ NEL je kg TM war der Futterwert der Körnerhirse am höchsten. Dies war auf den hohen Rispenanteil (59 % der Gesamtpflanze) dieses Hirsetyps zurückzuführen. Im Vergleich zu Silomais hatte jedoch auch die Körnerhirse-Sorte einen deutlich niedrigeren Futterwert.

Körner nicht aufgebrochen

Ein Grund für den geringeren Energiegehalt von Hirsesilage ist der unzureichende Kornaufschluss bei der Ernte. Im Versuch erfolgte die Ernte der Hirse mit für Silomais typischer Erntetechnik und Ernteeinstellungen (6 mm theoretische Häcksellänge). Aufgrund der geringen Korngröße konnten aber die Hirsekörner nicht ausreichend aufgebrochen werden und rutschten damit ungenutzt durch den Verdauungstrakt der Tiere! Im Kot wurden anschließend viele nicht oder nur teilweise verdaute Hirsekörner gefunden.

Energie noch nicht genutzt

Parallel dazu wurden die Hirseproben auch im chemischen Labor analysiert. Dabei werden die Futterproben allerdings vermahlen, so lagen die dort analysierten Werte durchschnittlich rund 0,7 bis 1,0 MJ ME bzw. 0,5 bis 0,7 MJ NEL über den Ergebnissen des Hammelversuches. Allerdings wurden diese Energiegehalte mit den Untersuchungsmethoden für Silomais ermittelt, da für Hirse keine eigene Methode verfügbar ist.

Aus dieser Problematik ergeben sich drei Herausforderungen:

  • Die Labormethoden müssen für die Energiebestimmung so angepasst werden, dass sie auch für Hirse passende Werte liefern. Damit könnten die Rationsberechnungen präzisiert werden.
  • Die Erntetechnik muss auf die Zerkleinerung von Hirsekörnern angepasst werden. Hier schlummert noch Potenzial (siehe Kasten unten).
  • Landwirte oder Lohnunternehmer mit entsprechender Erntetechnik müssen die Einstellung ihrer Geräte dann auch auf die Hirse anpassen. Die Umstellung muss praxistauglich sein.
  • Auch ein chemischer Kornaufschluss mittels Siliermittel sollte weiter untersucht werden.

Fazit

Hirsesilage hat momentan hinsichtlich Futterwert, Siliereignung und Silagequalität im Vergleich zu Silomais mehr Nach- als Vorteile. Sofern keine Schäden durch den Maiswurzelbohrer oder durch Dürreperioden zu erwarten sind, gibt es keinen Grund von Silomais- auf Hirsesilage zu wechseln. Sobald die Erntetechnik aber in der Lage ist, auch die kleinen Hirsekörner aufzubrechen, könnte der Futterwert der Pflanze steigen und den Einsatz in der Rinderfütterung interessant machen.

Tipp: Für Betriebe in Regionen mit hohem Maiswurzelbohrerdruck oder häufigen Trockenperioden kann Hirsesilage auch jetzt schon eine Ergänzung zu Silomais sein.

Eine mögliche Strategie ist es, auf besonders gefährdeten Standorten Hirse anzubauen und auf nicht oder wenig gefährdeten Standorten Silomais. In jedem Fall sollte auf Körnerhirse-Sorten oder Silohirse-Sorten mit hohem Kornanteil gesetzt werden.

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ERNTE-TIPPS

Wie Technik einstellen?

Daniel Büter, Produktmarketing von Krone, rät, den Feldhäcksler mit der klassischen Ausstattung für Silomais zu fahren, sofern die Hirse ähnliche Trockenmassegehalte erreicht. Das heißt, beim Corncracker einen großen Walzendurchmesser (305 mm) und eine entsprechend feine Verzahnung nutzen, sowie eine kurze bis mittlere Schnittlänge (5 bis 12 mm) einstellen.

„Die Herausforderung besteht darin, dass der Einsatz eines Cornconditioners für das Aufbereiten der Körner nötig ist, dieser aber hinderlich beim Häckseln der relativ nassen Restpflanze sein kann“, so Büter.

Rainer Retzl, Produktmanager Erntetechnik von Claas, vergleicht das Häckseln von Hirse mit dem von Getreide-Ganzpflanzensilage. Retzl empfiehlt eine aggressive Einstellung des Feldhäckslers, d.h. 3,5 bis 12 mm Schnittlänge, 60 % Drehzahldifferenz und ein enges Spaltmaß des Multicropcrackers.

Dies kann schnell im laufenden Betrieb eingestellt werden. Allerdings könnte der Verschleiß höher sein. Walzen mit einem großen Durchmesser und mehr Zähnen sind bei Claas verfügbar. Beide Hersteller wollen in Feldversuchen noch Erfahrungen mit der Hirse-ernte sammeln.

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INTERVIEW

Hirse kann 25 % vom Silomais ersetzen

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Fütterung von Hirsesilage?

Wurm: Silomais ist nach wie vor das beste Rindermastfutter. Aber aus Fruchtfolgegründen bauen einige Landwirte auch Hirse an. Erste Erfahrungen haben gezeigt, dass in Mastrationen die Hirsesilage durchaus ein Viertel des Silomaises ersetzen kann.

Für Milchkühe gibt es leider noch wenige Erfahrungen, es dürften aber ähnlich hohe Anteile sein.

Wie erfolgen Anbau und Ernte in der Praxis?

Wurm: Hirse hat eine kürzere Vegetationsdauer als Mais. Daher kann vor der Aussaat auf derselben Fläche noch eine Zwischenfrucht oder ein erster Gras-Schnitt geerntet werden. Im Herbst wird die Hirse zugleich mit dem Silomais mit dem Feldhäcksler geerntet und entweder vermischt oder als Sandwichsilage einsiliert.

Wie wird die Hirse verdaut?

Wurm: Die Stärke wird ähnlich langsam im Pansen abgebaut wie bei Mais. Besonders dann, wenn die Körner unzureichend zerkleinert sind. Interessanterweise habe ich bei länger gelagerten Hirsesilagen weniger unverdaute Hirsekörner im Kot gefunden! Werden Hirsesilagen erst im Frühjahr verfüttert, scheint das Tier die Energie aus den Körnern besser nutzen zu können, als wenn die Silage schon vor Weihnachten verfüttert wird.

Wie kann der niedrigere Energiegehalt der Hirse ausgeglichen werden?

Wurm: Die Energiegehalte von Hirsesilage liegen rund 1 MJ ME bzw. 0,6 MJ NEL unter dem von Silomais. Allerdings wird die Futteraufnahme dadurch nicht beeinflusst! Die Energiedifferenz kann daher recht einfach mit 0,5 kg Körnermais pro Tier und Tag ausgeglichen werden. Beim Milchvieh wären es 0,3 bis 0,5 kg Getreide- oder Körnermaisschrot.

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