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Zuckerrüben: Züchtung im Zeichen der Zikade

Die Züchtung arbeitet schon heute an den Sorten von morgen. Besonders die Zuckerrübe leidet aktuell unter neuen Schädlingen. Wir zeigen, welche Eigenschaften künftig wichtig werden.

Lesezeit: 3 Minuten

Um eine neue Sorte zu züchten, ist viel Züchtungsarbeit nötig. So vergehen beim Getreide von der Kreuzung, über die Selektion bis hin zur Zulassung der neuen Sorte rund zehn Jahre. Bei ganz neuen Sortentypen dauert es oft noch länger. Wir haben mit Züchtern und Experten gesprochen, welche Eigenschaften bei vier Kulturen besonders hoch im Kurs stehen.

Intensive Züchtungsarbeit gegen SBR

Bei der Zuckerrübe stehen die Züchter aktuell vor enormen Herausforderungen. Neben den bisher verbreiteten Blattkrankheiten kommt mit der von Zikaden übertragenen SBR-Krankheit nun eine ganz neue Bedrohung auf den Rübenanbau zu. Deshalb arbeiten die Züchter nun mit Hochdruck an SBR-toleranten Sorten.

„Die Züchtung geht jetzt erst richtig los“, sagt PD Dr. Sebastian Liebe vom Institut für Zuckerrübenforschung. Einige zugelassene Sorten zeigten in Feldversuchen geringere Ertragsverluste und wurden vom Bundessortenamt deshalb als SBR-tolerant eingestuft. Trotzdem liefert die aktuelle Toleranz keine ausreichende Ertragssicherheit sodass weitere Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich sind. „Über die genetische Grundlage dieser Toleranz ist aber noch nichts bekannt“, erklärt Liebe. Als besonders anfällig gegenüber der SBR-Krankheit erwiesen sich in den Feldversuchen die Conviso-Sorten mit bis zu 40 % Ertragsverlust. Die eher SBR-toleranten Sorten erzielten immerhin noch 70 bis 80 % ihres normalen Ertrages.

Neue Sorten mit Toleranz gegen Cercospora und Nematoden

Neben SBR spielen aber auch andere Blattkrankheiten eine Rolle im Anbau. Im nassen Jahr 2024 breitete sich vor allem Cercospora aus. Hier konnten vor allem die Cercospora-toleranten Sorten punkten, die sich laut Liebe in den letzten fünf Jahren stark verbessert haben. „Die Sortentoleranz bestimmt darüber, wie viel Ertrag die Rübe trotz Befall erzielen kann“, erklärt Dr. Sebastian Liebe. Auch bei den nematodentoleranten Sorten sieht er Fortschritte. Bei Rizomania gebe es mittlerweile hingegen in einigen Regionen Resistenzbrüche, v. a. in Norddeutschland. Daher konzentriere sich die Züchtung hier aktuell auf doppeltresistente Sorten, die auch resistent gegen die neuen Erreger sind.

Die Sorten von morgen müssen für den Wissenschaftler daher „multifunktional“ sein und je nach Standort verschiedene Toleranzen vereinen, um den vielseitigen Anforderungen der jeweiligen Standorte zu genügen. Doch neben der Gesundheit bleibt auch die Ertragsleistung wichtig. Denn während die Zuckergehalte in den letzten Jahrzehnten relativ konstant um die 17 % liegen, konnten die Rübenerträge von rund 60 t/ha in den 1970er Jahren auf durchschnittlich fast 100 t/ha gesteigert werden. Allerdings haben die Erträge aktuell ein Plateau erreicht, das sich laut Liebe u. a. auf die extremen Wetterlagen und die Blattkrankheiten zurückführen lässt. Ob die Rüben die Grenzen ihrer biologischen Leistung erreicht haben, oder ob noch weitere Ertragssteigerungen möglich sind, wird sich in Zukunft zeigen.

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