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Neue Zuchtstrategien: Ökostabile Gerste gesucht

Die Züchtung arbeitet schon heute an den Sorten von morgen. Auch die Gerste steht vor Herausforderungen. Eine Züchterin verrät, welche Eigenschaften künftig wichtig werden.

Lesezeit: 3 Minuten

Um eine neue Sorte zu züchten, ist viel Züchtungsarbeit nötig. So vergehen beim Getreide von der Kreuzung, über die Selektion bis hin zur Zulassung der neuen Sorte rund zehn Jahre. Bei ganz neuen Sortentypen dauert es oft noch länger. Wir haben mit einer Züchterin gesprochen, welche Eigenschaften bei der Gerste besonders hoch im Kurs stehen.

Gerste: Ökostabile Sorten sind gefragt

Die Gerste kommt als Kultur besonders vielseitig daher – es gibt Sommer- und Wintergerste, zweizeilige und sechszeilige Sorten. Daher unterscheiden sich die Zuchtziele teils nach Art und Nutzungszweck.

Während 80 bis 90 % der deutschen Sommergerste als Braugerste vermarktet wird, gehen die zwei- und mehrzeiligen Wintergersten überwiegend in den Futtertrog. Welche Sorteneigenschaften die Züchtung bearbeitet, weiß Dr. Lissy Kuntze, Saatzuchtleiterin Sommergerste der Nordsaat Saatzucht GmbH aus dem Verbund der Saaten-Union.

Stabil hohe Erträge bei Wetterextremen

Für alle Gerstensorten steht der Kornertrag an oberster Stelle. Durch die zunehmend extremere Witterung infolge des Klimawandels wird aber auch die Ökostabilität wichtiger. „Darunter versteht man stabil hohe Erträge unter verschiedensten Bedingungen“, sagt Kuntze.

Doch auch agronomische Eigenschaften wie Standfestigkeit, Halmstabilität, Ährenknicken und auch die Blattgesundheit sind wichtig für die Züchter. Während das Auftreten einiger Blattkrankheiten wie Rhynchosporium und Netzfleckenkrankheit von Jahr zu Jahr variiere, habe Ramularia in den letzten Jahren zugenommen, vor allem in den wärmeren Regionen. Resistenzen gegen die bodenbürtigen Viruskrankheiten sind für eine Sorte laut Kuntze mittlerweile sogar Voraussetzung, um auf dem Markt bestehen zu können.

Braugerste - auch im Herbst ausgesät

Bei den Braugerstensorten kommen die Malz- und Braueigenschaften hinzu. Hier haben die modernen Braugerstensorten laut Kuntze mittlerweile ein extrem hohes Niveau erreicht. „Bei einzelnen Merkmalen kann man züchterisch kaum noch mehr rausholen“, sagt sie. Generell hätten sich auch die Kornerträge der Sommerbraugersten in den letzten Jahren verbessert. Der Abstand zu den Futtergersten sei kleiner geworden.

Eine Besonderheit sind hier die im Herbst ausgesäten Sommergerstensorten, die zunehmend beliebter werden. „Die Erträge bei Herbstaussaat sind immer höher als bei Frühjahrsaussaat – solange es keine Auswinterung gibt“, sagt Kuntze.

Ob sich eine Sommergerste im Herbst aussäen lässt, ist kein eigenes Zuchtziel, trotzdem prüfen die Züchter diese Eignung in Versuchen. Diese Sorten müssen z. B. mehr Toleranz gegenüber Blattkrankheiten mitbringen. Neben den klassischen Sommergersten helfen auch Winterbraugersten den Mälzern, ihren Rohstoffbedarf mehr aus heimischem Anbau zu decken.

Gelbverzwergungsvirus wird wichtiger

Bei den Winter(futter)gersten wird besonders die Virusresistenz gegen das Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) immer wichtiger. Dieses Virus wird im Herbst von Blattläusen übertragen. Da Wintergersten überwiegend im Futtertrog landen, ist zudem die Bedeutung von Kornqualitätsmerkmalen wie hl-Gewicht und Sortierung wichtig.

Die ersten Hybrid-Wintergerstensorten kamen vor einigen Jahren auf den Markt. Kuntze schätzt, dass die Hybridgerste auch in Zukunft eine Nische bleiben wird. „Der Ertragsunterschied zu herkömmlichen Sorten ist nicht groß genug“, sagt sie.

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