Yara International hat in der vorigen Woche die Düngerproduktion seiner beiden Werke in Ferrara sowie Le Havre gedrosselt, die unter Volllast auf einen Jahresausstoß von zusammen 1 Mio. t Ammoniak und 900.000 t Harnstoff kommen können. In anderen Werken werden ohnehin schon geplante Wartungsarbeiten vorgezogen, weshalb Yara die Auslastung seiner europäischen Ammoniak- und Harnstoffkapazitäten aktuell mit nur 45 % angibt.
Das Unternehmen mit Sitz in Oslo reagiert mit der Produktionseinschränkung offensichtlich auf die zuletzt rekordhohen Erdgaspreise und die damit verschlechterten Herstellermargen. Infolge des russischen Einmarschs in die Ukraine war der Erdgaspreis in Europa Anfang März erstmals überhaupt auf mehr als 200 €/MWh gestiegen. Am wichtigen niederländischen Handelspunkt TTF wurde die Megawattstunde am vorvergangenen Freitag (4.3.) in der Spitze für fast 214 € gehandelt.
Energieanalysten begründen die jüngste Preishausse mit den aktuell stark schwankenden Erdgasmengen, die Russland durch die Jamal-Pipeline nach Deutschland liefert. Der hohe Erdgaspreis bringt Düngerhersteller wie Yara International in Bedrängnis, da Erdgas bekanntlich der wichtigste Grundstoff der Stickstoffdüngerproduktion ist. Man werde den Gasmarkt in den nächsten Monaten aufmerksam beobachten, so der norwegische Düngerhersteller.
Ein Reißen internationaler Lieferketten aufgrund der Produktionsdrosselung solle ebenso vermieden werden wie Versorgungsengpässe in der Landwirtschaft. Wie andere Düngerproduzenten auch hatte Yara im Herbst 2021 für einige Wochen schon einmal die Düngerproduktion in seinen europäischen Werken zurückgefahren, seinerzeit ebenfalls eine Reaktion auf hohe Bezugspreise für Erdgas.