Immer weniger Wirkstoffe erfordern künftig eine ausgefeilte Unkrautkontrolle.So endet z.B. für den klassischen Bodenwirkstoff Chloridazon, enthalten in Mitteln wie Rebell Ultra und Pyroquin Ultra, die Aufbrauchfrist bereits Ende dieses Monats (am 30.6.2020).
Da der frühe Einsatz von Spectrum an die Zulassung von Rebell Ultra gekoppelt ist, kann man Spectrum ohne Rebell ab dieser Saison nur noch nach dem 6-Blattstadium der Rüben nutzen. Desmedipham-haltige Präparate, die Jahrzehnte die Basis der Empfehlungen darstellten, sind seit Ende 2019 nicht mehr zugelassen. Betroffene Mittel wie Betanal maxxPro, Betanal Expert, Belvedere Extra, Betasana Trio und Beetup Compact sind bis zum 1.7.2020 aufzubrauchen.
Doch damit nicht genug: Zudem läuft zum 31.7.2020 die Wirkstoffzulassung für Phenmedipham (PMP) aus. Voraussichtlich sind PMP-haltige Herbizide noch bis 2022 nutzbar. Über eine Wiederzulassung wird offensichtlich noch entschieden.
Die eher politisch geführte Debatte um die Zukunft von Wirkstoffen könnten daher das Hacken wieder in den Fokus rücken. Für den Einsatz von mechanischen Verfahren sprechen auch die zunehmenden Resistenzen. Weil vor allem in Fruchtfolgen mit Mais und Kartoffeln oft dieselben Wirkstoffgruppen eingesetzt werden, kann sich eine Herbizidresistenz gegenüber Metamitron schnell unbemerkt entwickeln.
Hacken im Test
Welche Möglichkeiten die mechanische Unkrautkontrolle bietet, hat die LWK Niedersachsen im letzten Jahr geprüft. Im Versuch wurden folgende vier Bekämpfungsstrategien unter Einbeziehung kameragesteuerter Hacken mit Bandspritzeinrichtung verglichen:
- Variante 1: Flächenspritzung zu allen NAKs,
- Variante 2: Flächenspritzung zu NAK 1, Hacke mit Bandspritzung zu NAK 2 und 3
- Variante 3: Hacke mit Bandspritzung zu NAK 1 und 2, Flächenspritzung zu NAK 3
- Variante 4: Hacke mit Bandspritzung zu allen NAKs.
Da die eingesetzten Kameras die Rübenreihen erst ab EC 12 bis 14 erkennen, erfolgte diese Maßnahme zu einem späteren Termin als klassische Spritzungen zu NAK 1. Es kamen ausschließlich Herbizide ohne Phen- und Desmedipham zum Einsatz. Hier die wichtigsten Ergebnisse:
Wie erwartet, waren die Versuchsparzellen mit der dreimaligen Flächenspritzung sauber (Variante 1). Aber auch die mechanisch bearbeiteten Bereiche der Reihenzwischenräume in den Varianten 2 und 4 waren unkrautfrei. Hilfreich war hier sicherlich, dass es von Mai bis August kaum regnete. Innerhalb der Reihen wies die Variante 2 rund 10 % und die Variante 4 ca. 8 % Unkrautbedeckung auf. Mit 23 % Unkrautbedeckung in der Rübenreihe schnitt die Variante 3 am schlechtesten ab. In diesem Fall waren der Weiße Gänsefuß und der Windenknöterich zum Zeitpunkt der Flächenspritzung für eine effektive Bekämpfung zu groß.
Das Fazit des Versuchs: Moderne kameragesteuerte Hacken mit Bandspritzeinrichtungen, die effektiv in konventionelle Systeme eingebunden werden, ermöglichen eine leistungsfähige Kontrolle von Unkräutern.
Dr. Dirk Wolber, LWK Niedersachsen
