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Zwischenfrüchte für einen sauberen Acker

Im Rahmen eines mehrjährigen Zwischenfruchtversuchs untersuchte die LWK NRW, was verschiedene Arten und Mischungen leisten. Dieser Beitrag fokussiert sich auf die Unterdrückungsleistung.

Lesezeit: 9 Minuten

Das Sortiment an Zwischen­früchten bzw. Zwischenfruchtmischungen ist vielfältig. Für den Praktiker ist es nicht immer einfach, die richtige Zwischenfrucht für den eigenen Standort und eigene Bedürfnisse auszuwählen. Um die Leistungsfähigkeit verschiedener Arten und Mischungen herauszuarbeiten, hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen einen umfangreichen mehrjährigen Exaktversuch angelegt (siehe Kasten).

Unterdrückungsleistung untersucht

In diesem Beitrag stellen wir Ihnen die Ergebnisse zur Unterdrückungsleistung der Arten und Mischungen vor. Ein Aspekt, der für die Praxis enorm wichtig ist – und vor dem Hintergrund der angestrebten Pflanzenschutzmittelreduktion noch wichtiger werden wird. Ein weiterer Beitrag zum Vorfruchteffekt zu Körnermais folgt demnächst hier auf der Website und in der top agrar Ausgabe 7/25.

Schnell gelesen

  • Die LWK NRW hat über drei Jahre an mehreren Standorten umfangreiche Zwischenfruchtversuche durchgeführt, um unter anderem die Unkrautunterdrückung der Arten und Mischungen zu bewerten.

  • Der Versuch lieferte nicht nur interessante Erkenntnisse zur Unterdrückungsleistung, sondern auch zur Verdichtungsempfindlichkeit der Arten.

  • Bei der Herbstbonitur fiel auf, dass Mischungen Ausfallgetreide und Unkräuter besser unterdrücken als Reinsaaten.

  • Im Frühjahr sorgten Mischungen aus Phacelia und Alexandriner- bzw. Inkarnatklee sowie eine mit acht Komponenten für den saubersten Acker. Grund ist der etagenmäßige Aufbau der Bestände.

Der Versuchsaufbau

In den Jahren 2022, 2023 und 2024 wurden nach der Getreideernte verschiedene Zwischenfrüchte in Reinsaat und als Mischung (siehe Übersicht 1) in einer randomisierten Blockanlage mit vier Wiederholungen auf mindestens zwei Standorten pro Saison ausgedrillt. Die Aussaat erfolgte nach zweimaliger Stoppelbearbeitung, Tiefenlockerung und dem Einsatz eines Kreiselgrubbers, mit einer Hege Parzellendrillmaschine in der zweiten Augusthälfte. Eine Düngung der Zwischenfrüchte fand nicht statt. Die Parzellen hatten eine Mindestbreite von 5 m und eine Mindestlänge von 10 m. Je Standort wurden 32 Varianten, aufgeteilt auf vier Blöcke, ausgesät. Die Unterdrückungsleistung der Zwischenfrüchte bezieht sich auf den Unkraut-/ Ungrasbesatz in den unbearbeiteten Kontrollparzellen (eine je Block). Bonitiert wurde im November und ausgangs Winter im Zeitraum von Ende Februar bis Mitte März.

Was fiel in den Zwischenfruchtreinsaaten auf?

Anhand der untersuchten Reinsaaten wurden die in der Literatur beschriebenen Leistungen einzelner Komponenten überprüft. Die Ergebnisse sollen helfen, verschwommene Effekte in Mischungen den jeweiligen Einzelkomponenten zuzuordnen. Ziel war es, Varianten zu ermitteln, die in „Normaljahren“ sowie in Extremsituationen eine gewisse Auflaufsicherheit und Unterdrückungsleistung mit sich bringen und in Mischungen ggf. Schwächen der Partner ausgleichen können.

Folgende Beobachtungen konnten während der Vegetation über die Jahre z. B. bei Phacelia gemacht werden: Diese Zwischenfruchtart zeigte sich gegenüber Unkräutern und Ungräsern konkurrenzstark. Dort, wo Lücken entstanden, spielte sie ihr enormes Verzweigungspotenzial aus. Mit tief auf den Boden abgelegten, sternartig verzweigten Trieben konnten sie solche schließen. Wurde Klee als Partner zugesetzt, profitierte Phacelia vom N-Effekt des Klees – im Vergleich zu Varianten ohne Klee war sie weiter entwickelt und blühte früher. Insbesondere mit Klee als Mischungspartner bildete sich ein intensives Pilzmyzel auf der Bodenober­fläche, das bei guter Bodenstruktur bis 10 cm tief reichte. An ihre Grenzen stieß Phacelia bei Strohnestern und Verdichtungen, z. B. durch Fahrspuren. Hier liefen Pflanzen schlecht auf, verharrten im Wachstum und verfärbten sich rot.

Ähnlich verhielt sich der Sommeröllein in Reinsaat. Auch er zeigte eine enorme Reaktion auf Bodenverdichtungen. Besonders zu erkennen war dieser Effekt im dritten Versuchsjahr auf einem schweren Standort in Nordwalde nördlich von Münster (NRW). Zur Aussaat im Herbst 2024 herrschten aufgrund ergiebiger Niederschläge grenzwertig feuchte Bedingungen, was sich in den Erntefahrspuren im Wuchs der Zwischenfrüchte im November widerspiegelte. Die wiederkehrenden Verdichtungen in den Drescherspuren ermöglichten einen Vergleich der Verdichtungsempfindlichkeit der Zwischenfrüchte: Mit 65 % weniger Bodenbedeckung in der Fahrspur gegenüber den nicht verdichteten Bereichen reagierte der Weiße Senf/Gelbsenf am sensibelsten, gefolgt von Phacelia mit 60 %. Winterroggen, Sommeröllein, Gartenkresse, Tatarischer Buchweizen, Wickroggen, Futtererbsen, Winterlein sowie eine Mischung aus Ölrettich und Senf folgten mit Werten von 51 bis 44 %.

Nahezu unbeeindruckt von den Verdichtungen entwickelten sich die verschiedensten Kleearten. So wuchsen Alexandriner- und Inkarnatklee ebenso gut in verdichteten Zonen wie bei intaktem Bodengefüge.

Diese Reinsaaten überzeugten mit guter Leistung vor Winter

Die Vorwinter-Bonitur des Bedeckungsgrades sowie der Ausfallgetreide- und Unkrautunterdrückung erfolgte Mitte November (siehe Übersicht 2). Im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse zur  Unterdrückungsleistung des Ausfallgetreides :

  • Mit 65 % unterdrückten Phacelia und Öllein das Ausfallgetreide am effektivsten. Gerade die Leistung des schmal wachsenden Ölleins überraschte hier.

  • Mit seinem dichten Wuchs schaffte es Rauhafer, das Ausfallgetreide um 58 % zu reduzieren. Es folgten Senf mit 53 % und Ölrettich mit 50 %.

  • Deutlich unter 50 % Unterdrückungsleistung lagen Alexandrinerklee (39 %), Ramtillkraut (37 %), Inkarnetklee (34 %) und der Tatarische Buchweizen (29 %).

  • Erwähnenswert ist zudem, dass die Kleearten den Boden zwar gut bedeckten, sie aber aufgrund des langsamen und niedrigen Wuchses keine ausreichende Konkurrenz gegenüber dem Ausfallgetreide darstellten.

Das nur durchschnittliche Abschneiden der Stickstoff-liebenden Kruziferen (Senf und Ölrettich) kann damit erklärt werden, dass die Versuche nicht gedüngt wurden. Eine Stickstoffgabe, wie sie nach Düngeverordnung erlaubt gewesen wäre, hätte sicherlich ein anderes Bild gezeigt. Nicht gut aufgelaufen sind in allen drei Jahren das Ramtillkraut und der Tatarische Buchweizen. Entsprechend gering fiel ihr Deckungsgrad im Herbst sowie ihre Unterdrückungsleistung aus.

Bei der  Reduzierung der Unkräuter  zeigten die Arten generell ähnliche Tendenzen wie beim Ausfallgetreide (siehe ebenfalls Übersicht 2). Interessant war, dass der Tatarische Buchweizen, dem in der Literatur allelopathische Effekte nachgesagt werden, trotz des schlechten Deckungsgrades mit 51 % eine verhältnismäßig hohe Reduktion auf Unkräuter erreichte.

Zu den dominanten Unkräutern im Versuch zählten Vogelmiere und Kamille, an einem Standort auch Rote Taubnessel. Daneben wurden Melde, Gemeines Kreuzkraut, Stiefmütterchen, Klette, Distel, Storchenschnabel, Ausfallraps, Nachtschatten, Knöterich, Kornblume und Hirtentäschel erfasst.

Gemeinsam stärker als allein

Dass Mischungen einen Mehrwert liefern, zeigen schon deren Bodenbedeckungsgrade, die mit Werten zwischen 68 und 89 % im Mittelwert höher sind als die der Reinkomponenten (vergleiche Übersicht 2 und 3).

Noch deutlicher wird der Vorteil der Zwischenfruchtmischungen aber, wenn man sich ihre Unterdrückungsleistung anschaut. Die liegt mit ca. 60 % bis 76 % weniger Ausfallgetreide und 65 bis 88 % weniger Unkrautbesatz immer auf oder über dem Niveau der besten Reinsaaten. Begründen kann man dies durch die verschiedenen Pflanzenetagen im Höhenprofil, die weniger Licht durchlassen. Ein weiterer Aspekt ist, dass sich die Partner gegenseitig ergänzen.

Wie sieht es nach Winter in den Reinsaaten aus?

Nachhaltig und erfolgreich ist eine Zwischenfrucht nur, wenn sie ihre Leistung – vor allem die der Unkrautunterdrückung – bis zur Bodenbearbeitung im Frühjahr halten kann. Dazu wurde an allen Standorten eine zweite Bonitur im Zeitraum Ende Februar bis Mitte März durchgeführt.

Diese zeigte, dass keine der Reinsaaten die im Herbst bonitierte Leistung vollständig bis ins Frühjahr halten konnte. Die beste Leistung im Frühjahr  gegenüber Ausfallgetreide  zeigte Rauhafer mit knapp 50 % Reduzierungsrate. Auch ist es Rauhafer, der die geringsten Leistungseinbußen über Winter von etwa 15 % zu verzeichnen hatte. Eine Erklärung ist, dass der abgestorbene Aufwuchs eine dünne, pergamentartige Deckschicht an der Bodenoberfläche bildete, mit der er das Auflaufen von Ungräsern und Unkräutern unterdrückte (siehe Übersicht 4).

Nach Rauhafer folgte Öllein mit einer Reduzierungsrate im März von 41 %. Wie Ölrettich hat auch er über Winter etwas mehr als 1/3 seiner Leistung eingebüßt. Ebenfalls gut präsentierte sich Phacelia. Ihre Unterdrückungsleistung ist bis ins Frühjahr zwar um 43 % der Herbstleistung gesunken, lag mit 37 % aber deutlich über der von anderen nicht winterharten Arten wie Ramtillkraut oder Senf.

Auch wenn der Inkarnatklee gegenüber Ausfallgetreide im Herbst eher schlecht abgeschnitten hat, war dieser als winterharte Komponente die einzige Art – ausgenommen Rauhafer – die ihr Niveau mit einem Verlust von 25 % relativ gut halten konnte. Das lässt sich durch seinen grünen Pflanzenaufwuchs im Frühjahr begründen.

Gegen Unkräuter  konnten die Varianten Senf, Ölrettich und Buchweizen ihre Wirkung am schlechtesten bis ins Frühjahr retten. Auf einem hohen Niveau mit 53 und 45 % Reduktion lagen Rauhafer und Phacelia. Nur Inkarnatklee schaffte es, seine Leistung bis ins Frühjahr auf 67 % zu steigern. Gründe dafür sind, dass Vogelmiere, gegen die er im Herbst eine Schwäche zeigte, zum Teil zurück- oder abgefroren ist.  Gleichzeitig machte seine dichte Matte einen Neuauflauf an Unkräutern im Frühjahr schwer.

… und wie in den Mischungen?

War Inkarnatklee (und Winterwicke) in den Mischungen enthalten, zeigten diese ausgangs Winter einen verhältnismäßig hohen Deckungsgrad von > 40 % (siehe Übersicht 3). Da er die Lücken der absterbenden Mischungspartner schließt, erfüllte er damit die Erwartungen.

Gegen  Ausfallgetreide  zeigte sich die Fertigmischung Multicrop am stärksten. Bemerkenswert war im dritten Versuchsjahr eine stärkere Dominanz des enthaltenen Ölrettichs. Diese ist durch einen Sortenwechsel und einen leicht erhöhten Samenanteil zu erklären. Hinsichtlich der Unterdrückung wirkte sich dies kontraproduktiv aus, da einzelne Pflanzen sich besonders kräftig entwickelten und nach Frost einen breiten, unbedeckten Radius hinterließen. Nichtsdestotrotz schnitt die Mischung auch im 3-jährigen Mittelwert mit 60 % Reduzierung des Ausfallgetreides sehr gut ab.

Dicht darauf folgte die Kombination von Alexandrinerklee und Phacelia. Ebenso erreichten die 3er-Mischung aus Alexandriner-, Inkarnatklee und Phacelia und auch die 4er-Mischung aus Alexandrinerklee, Phacelia, Ramtillkraut und Öllein fast 50 %. Wurden nur Inkarnatklee und Phacelia gewählt, fehlte eine Art „Zwischenetage“. Durch den niedrigen Wuchs und die späte Entwicklung des Klees hatte Licht eine Chance den Boden zu erreichen, Ausfallgetreide konnte weniger effektiv gebremst werden. Wurde Ölrettich mit Senf oder Rauhafer kombiniert, schnitt Rauhafer etwas besser ab, da er bodennahe Zwischenräume besser schloss.

Im Bereich der  Unkräuter  lassen sich eindeutige Parallelen zur Unterdrückung von Ausfallgetreide erkennen – die Leistungen lassen sich, wenn auch auf einem etwas höheren Niveau, übertragen.

Somit ist festzuhalten, dass die Mischungen Phacelia mit Alexandriner­klee, Phacelia mit Alexandriner- und Inkarnatklee sowie die geprüfte Fertigmischung die besten Unterdrückungsleistungen erreichten. Diese lagen im Frühjahr beim Ausfallgetreide bei 49 bis 60 % und bei den Unkräutern bei 56 bis 63 %.

Wie wichtig ist die Aussaatstärke?

Natürlich hat die Aussaatstärke der Reinsaaten und Mischungen Einfluss auf die untersuchten Kriterien. Allerdings haben Architektur der Zwischenfruchtart und das spezifische Bestockungspotenzial ebenso große Auswirkungen.

Besonders deutlich machte das der Öllein im dritten Versuchsjahr. Dieser war in der Lage, eine Reduzierung der Saatstärke (von 55 über 40 auf 20 kg je ha) durch die Ausbildung von Bestockungstrieben weitestgehend auszugleichen, was zu nahezu gleichen Deckungsgraden und Unterdrückungsleistungen führte.

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