In Zusammenarbeit mit proPlant und der Landwirtschaftskammer NRW.
Aktuelle Situation
Nachdem am Mittwoch die Temperaturen verbreitet 34 bis 38 °C erreichen (an den Küsten bis 30 °C), sorgt ab Donnerstag ein Tiefausläufer für Schauer und Gewitter mit örtlicher Unwettergefahr. Die Temperaturen gehen von Nordwest nach Südost allmählich zurück. Zeit- und gebietsweise gibt es auch in den Folgetagen (Gewitter-)Schauer. Im Osten und Süden wird es am Wochenende mit über 30 °C wieder wärmer.
Gehen Sie auf der Stoppel gegen Problemunkräuter vor
Am wirkungsvollsten können Sie gegen Wurzelunkräuter auf der Stoppel vorgehen. Dazu empfiehlt sich der Einsatz eines Glyphosat-haltigen Produktes oder mehrmaliges Grubbern.
Bei starkem Unkrautdruck sollten Sie vor einer ersten Stoppelbearbeitung warten bis die Wurzelunkräuter wieder ausgetrieben sind und ausreichend Blattmasse für eine ausreichende Wirkstoffaufnahme haben. Quecken z. B. erfasst man mit 5,0 l/ha eines 360er-Glyphosats ausreichend, sobald sich mindestens wieder 4 Blätter gebildet haben. Stellt sich trockene Witterung ein, können Sie die Quecke auch mechanisch durch mehrmaliges Grubbern bekämpfen. Bei feuchter Witterung läuft man aber Gefahr, das Problem auf der Fläche noch zu verteilen.
Auf Ackerschachtelhalm (hier keine Wirkung von reinem Glyphosat), Disteln, Winden und Landwasserknöterich wirken 5,0 l/ha Kyleo besser. Neben Glyphosat ist in diesem Produkt auch der Wuchsstoff 2,4 D enthalten. Beim Einsatz von Kyleo sind die individuellen Wartezeiten zum Nachbau einzuhalten (siehe Produktbeschreibung). Ein Einsatz auf drainierten Flächen ist nicht erlaubt.
Folgende Aspekt gilt es beim Einsatz von Glyphosat-haltiger Produkte
Es gelten die Bestimmungen der Pflanzenschutzanwendungsverordnung (kein Einsatz in Naturschutzgebieten, Heilquellengebieten oder Naturschutzgebieten, kein Einsatz in festgesetzten Wasserschutzgebieten),
ein Abspritzen der Bankette ist unbedingt zu vermeiden → Aufmerksamkeit der Bevölkerung, Konditionalitätenverstoß (Sanktion und Bußgeld),
Optimal ist es, wenn nach Regen oder Tau auf die weiche Wachsschicht behandelt wird,
Unkräuter sollten zwischen 8 und 20 cm groß sein,
damit der Wirkstoff nachhaltig wirken kann, muss der in Rhizome bzw. Speicherorgane von Pflanzen verlagert werden. Damit dies möglich ist, sollten Quecken und Erdmandelgras mindestens drei frische Blätter haben, Acker-/Zaunwinde, Disteln und Ackerschachtelhalm mindestens 15 cm Wuchslänge/-höhe erreicht haben und Kartoffeln einen Durchmesser von 15 cm aufweisen. Warme wüchsige Bedingungen erlauben eine gute Wirkung.
Der im Kyleo enthaltene Wirkstoff 2,4-D erfordert Wartezeiten: Zwischen Anwendung und Saat der Folgekultur sind die folgenden Abstände einzuhalten.
o 1 Tag vor Mais
o 3 Tage vor Getreide
o 7 Tage vor Sorghum, Gräser
o 14 Tage vor Sonnenblumen, Zwischenfrucht-Senf, Zwischenfrüchten, Phacelia, Luzerne, Klee-Arten
o 21 Tage vor Acker-Bohnen, Erbsen, Sojabohnen
o 28 Tage vor Winterraps, Senf, Buchweizen, Kartoffeln, Zuckerrüben, Zwiebeln
o 60 Tage vor Gemüse
Eine Ausbringung von Grunddüngern oder Kalk ist erst nach einer Spritzung sinnvoll, da ansonsten durch den Staubbelag die Glyphosatwirkung erheblich abfällt. Die folgende Stoppel- oder Grundbodenbearbeitung sollte erst nach 10 bis 17 Tagen erfolgen.
SSA-Zusatz und weitere Additive
Durch eine Zugabe von 2,5-5 kg/ha SSA (Schwefelsaures Ammoniak) auf 100 l/ha Wasser können Sie die Wirkung steigern. Je härter oder eisenhaltiger das Wasser ist, desto größer sind die Effekte. Selbst wenn mit Regenwasser behandelt wird, konnte in Versuchen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, die Wirkung noch um 10 % gesteigert werden. Die Mehrwirkung zeigte sich auch bei sog. Premiumprodukten bzw. auch bei Kyleo. Bis 20 °dH sind 2,5 kg SSA je 100 l Wasser ausreichend. Darüber sollten Sie die Aufwandmenge bis auf 5 kg je 100 l Wasser anheben. Die Wassermenge sollte bei 150 l/ha liegen. Das SSA bindet zweiwertige Kationen und sollte immer vor dem Glyphosat in den Tank gegeben werden. Bei Roundup Future soll der SSA-Zusatz nicht erforderlich sein.
Bei stark ausgebildeten Wachsschichten kann/sollte die Anlagerung der Wassertropfen durch Zugabe von Netzmitteln wie Hasten, Access, Kantor usw. verbessert werden. In trockene Phasen wird vorzugsweise in den frühen Morgenstunden behandelt.
Flächen ohne Problemunkräuter:
Auf Flächen ohne Problemunkräuter ist das übergeordnete Ziel Ausfallgetreide zur Keimung anzuregen und es anschließend mechanisch zu bekämpfen. Dafür braucht es unter trockenen Bedingungen mindestens 2, besser 3 Wochen und mehrere Bearbeitungsgänge.
Die erste Bearbeitung muss rasch nach der Ernte erfolgen. Sie sollte flach sein und mit ausreichender Rückverfestigung erfolgen. Anzustreben ist eine Bearbeitungstiefe von etwa 5 cm. Ein häufiger Fehler ist, dass versucht wird schon gleich den Stoppelacker „braun“ zu machen. Dieser Bearbeitungsgang muss dazu führen, möglichst viel Ausfallgetreide zum Auflaufen zu bringen.
Unkräuter und Ausfallgetreide oberflächlich austrocknen lassen oder einmischen? Unkräuter oder Ausfallgetreide dürfen im Sommer nie zu groß werden, sonst beanspruchen sie zu viel Wasser oder behindern den Feldaufgang bei der Mulchsaat. Deshalb gilt: wird nicht unmittelbar nach einer Bearbeitung gesät, sollte Sie nur gerade so tief arbeiten, dass Sie die Unkräuter sauber abtrennen und nicht wieder unmittelbar anwachsen.
Möchten Sie hingegen zügig nach der Bearbeitung säen, können Sie auch tiefer arbeiten, um eine gute Bodenstruktur mit ausreichend Feinerde zu erzeugen. Keinesfalls sollten große Brocken hochgeholt oder grobe Kluten produziert werden. Für die krumentiefe Lockerung braucht man anderes Werkzeug als für das Einmischen. Aktuell ist der Boden nicht im Zustand, dass eine tiefe Lockerung sinnvoll oder möglich ist. Bleibt es so, gilt: nur so tief wie der Boden es zulässt!
Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionalen Hinweise
Zuckerrüben: Cercospora im Blick behalten
Vereinzelt konnte man bereits Cercosporaflecken finden. Einige Flächen wurden auch schon mit einem Fungizid behandelt.
Allerdings sollten Sie dies nur durchführen, wenn der Blattapparat aufrecht steht und somit eine optimale Benetzung möglich ist, damit die Pflanzen das Fungizid und eventuelle Nährstoffe aufnehmen können. Schlafende Rüben schützen sich durch Schließen der Spaltöffnungen vor Hitze und Verdunstung und sind nicht aufnahmebereit.
Die Behandlung sollte mit etwa 300 l/ha Wasser bei einem noch intakten und aufrechten Blattapparat nachts oder in den sehr frühen Morgenstunden erfolgen. Besonders aufmerksam sollten Sie Flächen beobachten, die an letztjährige Rübenschläge (welchem zum Teil Extrembefall aufwiesen) oder ehemalige Mietenplätze angrenzen – dort beginnt der Befall häufig zuerst. Die Bekämpfungsschwelle von 5 % befallenen Pflanzen gilt noch bis zum 31.7.25.
Das Monitoring gibt einen ersten Überblick, aber die eigenen Flächen (vor allem beregnete Flächen) regelmäßig auf Blattflecken zu kontrollieren ist unabdingbar!
Notfallzulassungen:
Die fünf Kupferprodukte Funguran progress, Grifon SC, Recudo, Yukon und Zerko haben eine Notfallzulassung bekommen. Diese gilt ab dem 24. Juni bis zum 21. Oktober. Für alle Kupfer-Produkte gilt die NT ohne Kode („Auf derselben Fläche in den folgenden drei Kalenderjahren keine Anwendung von Mitteln mit kupferhaltigen Wirkstoffen.“), die NT 620 („Die maximale Aufwandmenge von 3.000 g Reinkupfer pro Hektar und Jahr auf derselben Fläche darf - auch in Kombination mit anderem Kupfer enthaltenden Pflanzenschutzmitteln - nicht überschritten werden.“).
Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionalen Hinweise
Zwischenfrüchte: Wählen Sie die Arten passend zur Fruchtfolge
Der Nutzen von Zwischenfrüchten ist vielfältig und nicht von der Hand zu weisen. Allerdings können sich manche Arten negativ auf die Gesundheit der Hauptkultur auswirken.
Zwischenfrüchte binden Nährstoffe, verbessern die biologische Aktivität und die Krümelstruktur, schützen vor Erosion und Verschlämmung, dienen als Bienenweide und können für die Bekämpfung von pilzlichen und tierischen Schaderregern (Nematoden) dienlich sein. Allerdings können sich bestimmte Arten auf manche Hauptkultur auch negativ auswirken. Daher sollten Sie je nach Fruchtfolge folgendes beachten.
Rapsfruchtfolgen:
auf Kreuzblütler verzichten, um die Verbreitung von Kohlhernie nicht zu fördern,
Ölrettich ist als einziger Kreuzblütler bedingt geeignet
keine Wirtspflanzen für Sklerotinia (Sonnenblumen, Ramtillkraut, Wicken) bzw. sollten diese Arten in den Mischungen nicht dominieren
geeignete Mischung wäre Phacelia und Rauhafer
Zuckerrübenfruchtfolgen:
Priorität hat die Nematodenbekämpfung (Rübenzystennematoden)
Senf- und Ölrettichsorten mit der Resistenznote mind. 2 besser 1 aussäen (nicht resistente Sorten gelten als Wirtspflanzen für Heterodera schachtii)
Zur erfolgreichen Bekämpfung der Rübenzystennematode sind mindestens 160 Pfl/m² beim Ölrettich anzustreben sowie eine Aussaat bis zum 15. August
bei einer Frühsaat sollten Sorten mit geringer Blühneigung bzw. später Blüte gewählt werden
je später der Aussaattermin, desto größer sollte die Massenbildung am Anfang sein
Rauhhafer gilt als Wirtspflanze für Ditylenchus dipsaci
Buchweizen hat zwar eine nematodenreduzierende Wirkung, kann aber bei früher Saat zur Samenreife gelangen und als Knöterichgewächs in den folgenden Rüben als Problemunkraut auftreten
Gemüsefruchtfolgen:
keine Kreuzblütler (Kohlhernie)
Wirtspflanzen für Sklerotinia sollten vermieden werden (Ramtillkraut, Klee, Wicken, Sonnenblumen, Futterraps)
geeignet wären Phacelia, Buchweizen, Lein, Rauhafer, Gräser
Maisfruchtfolgen:
jegliche Mischungen sind hier geeignet
Leguminosenfruchtfolgen:
Auf Leguminosen in der Mischung sollte verzichtet werden um der sog. Leguminosenmüdigkeit vorzubeugen (Anbaupausen von 4 bis 6 Jahren)
Falls sich die Aussaat deutlich verzögert, sind folgende Arten spätsaatverträglich:
Senf, Ölrettich, Phacelia, Buchweizen
Raps: Ernten Sie nicht zu früh
Wer später erntet, erntet meist mehr. Gerade beim Raps kann mit einer zu frühen Ernte Ertrag verschenkt werden.
Die Kornfeuchte allein ist bei Raps kein guter Indikator für den Reifegrad, da die unreifen Gummischoten erst gar nicht in den Korntank gelangen. Die Gründe für die uneinheitliche Abreife liegen in der unterschiedlichen Einlagerung der aufgebauten Inhaltsstoffe. Ausgehend von den ältesten Knospen des Haupttriebs bis zu den jüngsten Knospen der unteren Verzweigungen blüht die Rapspflanze ca. vier Wochen. Der daraus resultierende Altersunterschied der Schoten verringert sich bis zur Ernte auf 10 bis 14 Tage - aber nicht auf 0. Versuche aus Bayern zeigen beim späteren Drusch (1. Drusch beim Aufplatzen der obersten Schoten, 2. Erntetermin 8 bis 10 Tage später) einen Mehrertrag von 2,4 dt/ha.
Tipps zur Reifebestimmung:
Die Abreife des gesamten Schotenpaketes können Sie am besten an einer Anschnittfläche beurteilen. Es hilft auch, beim Probedrusch eine kurze Strecke auf Schwad zu dreschen und das Material auf unausgedroschenen Gummischoten zu kontrollieren.
Was sonst noch wichtig ist:
Achten Sie beim Drusch darauf, nicht zu tief abzuschneiden. Längere Stoppeln haben folgende Vorteile:
o erleichterte Dreschwerksarbeit
o verbesserte Kornabscheidung
o geringere Druschverluste
o geringere Maschinenbelastung
o niedrigerer Dieselverbrauch
Die Haspel darf den Raps nicht heranholen (Schoten platzen oder werden ausgekämmt).
Lamellensiebe nicht zu eng bzw. Wind nicht zu niedrig (obwohl das Rapskorn klein und leicht ist, ist es durch seine runde Form weniger windanfällig)