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Ackerbohnen für Ägypten

Lesezeit: 4 Minuten

Kulturen, die bei uns ein Nischendasein führen, können im Ausland umso gefragter sein. Das hat Jan Schulze-Geißler erkannt.

Auf den schweren und fruchtbaren Marschböden rund um Cadenberge bei Cuxhaven wirtschaftet Ackerbauer Jan Schulze-Geißler. Er ist Geschäftsführer der Schrot und Korn OHG, einem Zusammenschluss dreier Ackerbaubetriebe. Auf 150 der rund 1000 ha Betriebsfläche wachsen heute Ackerbohnen. Schulze-Geißler ist ein Fan der grobkörnigen Leguminose: „Sie ist gut für den Boden, reduziert den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, braucht keinen Stickstoff-Dünger und hat großes Potenzial für die Humanernährung.“

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Seit Beginn des Jahrtausends plagt der Ackerfuchsschwanz die Landwirte in der Region. „Pro Quadratmeter Ackerfläche hatten wir bis zu 50000 keimfähiger Samen des Ackerfuchsschwanzes“, schildert Schulze-Geißler das Problem.

bohne gegen Fuchsschwanz

Dem Landwirt war klar, dass er seine enge Raps-Weizen-Weizen Fruchtfolge erweitern muss. Sein Berater Tjard Ommen hatte bereits erste Erfahrungen mit der Ackerbohne. „Die Bohne mag es kühl und nass. Sie passt ideal auf unsere Marschböden“, erklärt Schulze-Geißler. 2012 startete er auf 20 ha einen Testanbau der grobkörnigen Leguminose. Das Experiment glückte. Das einzige, was dem Ackerbauern zu seinem Glück fehlte, waren lukrative Absatzwege für die Ackerbohnen.

„Der Handel hat sich kaum mit der Ackerbohne beschäftigt“, erinnert sich der Landwirt. Ab 2014 suchte er nach einer stabilen Vermarktung: „In den ersten drei Jahren war ich schon frustriert. Da hatten wir die Scheune voll Ackerbohnen und haben immer Geld draufgelegt.“ Zu dieser Zeit gingen immer mehr von Schulze-Geißlers Bohnen über einen Exporteur nach Ägypten und in den Nahen Osten. „Da dachten wir, das können wir selbst.“ Um die Ackerbohnen für die Humanernährung und den Export aufzubereiten, gründete Schulze-Geißler 2016 mit weiteren Landwirten und der Genossenschaft RAISA eG die Fava-Trading GmbH. Die Ackerbohne wird international auch Favabohne genannt.

Zunächst hieß es für Schulze-Geißler und sein Team Klinkenputzen. Auf internationalen Messen suchten sie passende Abnehmer. Das waren meist Großimporteure aus Dubai, Ägypten, und Co. „Dort herrscht eine ganz andere Handelsmentalität. Auch bei großen Mengen wird gerne gefeilscht“, berichtet Schulze-Geißler von den Verkaufsgesprächen im Nahen Osten.

Besondere Anforderungen

Ackerbohnen für die Humanernährung haben besondere Anforderungen. So bereite zum Beispiel der Bohnenkäfer Probleme. „Den Käfer kann man nur vor der Eierablage im Frühjahr bekämpfen. Danach ist es zu spät“, erklärt der Landwirt. Nur die Bohnen, die keine Fraßschäden vom Bohnenkäfer haben, kann Schulze-Geißler verkaufen.

Zusätzlich zu den ackerbaulichen Maßnahmen müssen die Bohnen verlesen und geschält werden. Dazu hat Fava-Trading eine passende Aufbereitungsanlage entwickelt. Ursprünglich war die Anlage für 3000 t pro Jahr ausgelegt. Im zweiten Betriebsjahr hat Schulze-Geißler mit seinen Partnern bereits 7000 t Ackerbohnen aufbereitet und exportiert.

„Unser Antritt war eine Veredelung für unsere Bohnen aufzubauen. Aber auch Marktimpulse auszusenden, um die langfristige Verwertung unserer Ackerbohnen sicherzustellen“, erklärt er seine ursprüngliche Idee.

Mittlerweile haben Schulze-Geißler und seine Kollegen mit der Aufbereitung der Ackerbohnen für die Humanernährung eine Nische besetzt. „Kaum einer kann die Ackerbohne in der Qualität anbieten“, ist er sich sicher. Die Verwertung der Ackerbohne im Lebensmittelbereich kann Landwirten deutliche Preisaufschläge bieten. „Aber die Bohne hat dann auch höhere Qualitätsanforderungen als im Futter“, warnt Schulze-Geißler vor zu hohen Erwartungen.

Heimische Vermarktung

Durch die Coronakrise sind die Kosten der Seefracht deutlich gestiegen. Der Export der Ackerbohne ist dadurch weniger attraktiv. Schulze-Geißler freut es, dass auch die Nachfrage im Inland, den BeNeLux-Ländern und im Mittelmeerraum wachse. „Es wäre schön, wenn das Produkt, das so viel Nachhaltigkeit vor Ort bringt auch vor Ort verwertet würde“, hofft der Landwirt.

Um der heimischen Nachfrage Auftrieb zu geben, gründete die Fava-Trading 2019 ein Joint-Venture mit der Bremer Mühle Roland Mills United. „In Bremen werden unsere Ackerbohnen weiterverarbeitet. Dort entstehen glutenfreie Bohnenmehle sowie Eiweiß- und Stärkekonzentrate“, erklärt Schulze-Geißler. „Diese breite Palette von Grundprodukten aus der Ackerbohne gibt es fast nur bei uns“, merkt er stolz an.

Nichtsdestotrotz sei das Leben als Zulieferer der Lebensmittelindustrie nicht so einfach. Qualitäten und Partien müssen extrem einheitlich sein. Trotz dieser Herausforderungen erhofft sich Schulze-Geißler gerade durch die Zusammenarbeit mit der Lebensmittelindustrie neue, heimische Absatzwege. -kk-

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