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Aktivitätserkennung auch bei Mastbullen?

Lesezeit: 5 Minuten

In der Milchviehhaltung hat sich die Aktivitätserkennung via Transponder als Frühwarn- und Ortungssystem im Stall bewährt. Ob auch Bullenmäster davon profitieren, zeigen Versuchsergebnisse der Lehr- und Versuchsanstalt Groß Kreutz.

Über 100-mal bewegen sich Mastbullen am Tag in der Stallbucht. Dabei ist die Aktivität auf Spaltenböden mit Gummiauflage deutlich höher als auf Betonspalten. Das sind erste Ergebnisse eines mittlerweile seit drei Jahren laufenden Versuchs des Brandenburgischen Landesamtes für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) in Kooperation mit der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung in Groß Kreutz (Brandenburg).

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„Unser Fokus lag auf der Untersuchung, wie sich die Gummiauflage auf das Tierwohl auswirkt. Wir haben aber auch interessante Erkenntnisse zur Bewegungsaktivität der Bullen bei unterschiedlicher Fußbodengestaltung gewonnen“, sagt Ulrike Drews, die als Sachbearbeiterin „Leistungsprüfung Rind“ den Versuch leitet.

Die Bullen werden in der Lehr- und Versuchsanstalt von acht bis 16,5 Monaten gemästet. Die Lehr- und Versuchsanstalt hat zwei Buchten in dem Maststall mit dem Transpondersystem des Herstellers CattleData ausgestattet, weil dieses ohne Batterien funktioniert.

Transponder im Ohr

In der Betonspaltenbucht mit 54 m2 sind 13 Tiere, in der Bucht mit Gummimatten (43 m2) zehn Tiere aufgestallt, damit es in beiden Buchten etwa das gleiche Platzangebot gibt.

In jeder Bucht sind zwei Empfangsgeräte im Liegebereich und eines genau über dem Fressgitter angeordnet. Die Empfänger haben eine Reichweite von jeweils 9 m.

Zusätzlich sind die Mastbullen der Rasse „Uckermärker“ mit einem RFID-Transponder im Ohr bestückt. „Wir haben sie gemeinsam mit dem Transponder für die Kraftfutterration eingezogen“, sagt Drews.

RFID steht für „radio-frequency identification“, zu Deutsch: Identifizierung mithilfe von Radiowellen. RFID-Systeme bestehen aus einem mit einem individuellen Code ausgestatteten Transponder (in diesem Fall die „Ohrmarke“) und einer Antenne bzw. einem Lesegerät. Wenn sich der Transponder in Reichweite des Lesegeräts befindet, liest dieses die auf einem Chip gespeicherten Daten aus. Da es pro Ohrmarke einen eigenen Code gibt, wird jedes Tier separat erfasst. Aus dem Wechsel zwischen verschiedenen Zonen lässt sich so auf die Bewegungsaktivität oder das Fressverhalten schließen.

Gleichzeitig sorgen die bei der Kopplung auftretenden Magnetwellen dafür, dass der Transponder mit Strom versorgt wird. Darum benötigt der RFID-Transponder keine Batterien. Sie lassen sich vor dem Schlachten entfernen und wiederverwenden.

Dieses System wird als passiv bezeichnet. Bei aktiven Systemen sendet der Transponder selbst Signale an die Antenne.

CattleData verwendet UHF-RFID-Transponder. Die in der Landwirtschaft bekannten LF-RFID-Transponder, wie sie beispielsweise an Kraftfutterstationen zum Einsatz kommen, wären laut Hersteller ungeeignet. UHF-Transponder haben eine höhere Lesereichweite von bis zu zehn Metern. Zudem können in einem Antennenfeld am Futtertisch anders, als bei LF-Geräten, mehrere Transponder gleichzeitig ausgelesen werden.

Die Transponder geben Aufschluss über die Bewegung in den Buchten. So gab es im ersten Versuchsdurchgang in der Bucht mit Gummiauflage im Schnitt 172 Wechsel pro Tier und Tag im Liegebereich (Zonenwechsel), in der Vergleichsgruppe auf Beton lediglich 112.

Mehr Bewegung auf Gummi

Im zweiten Durchgang bestätigten sich die Ergebnisse. „Zur Erfassung der Bewegung ist das System gut geeignet, vor allem für das Versuchswesen“, sagt Drews. Bei Bullen mit Gelenkerkrankungen wurde ein deutlicher Rückgang der Bewegungsakti-vität und der Fresszeiten erkannt, was für eine Gesundheitsüberwachung von großem Nutzen wäre.

Die Genauigkeit hat die Versuchsanstalt anhand von Zählungen bestätigt, die Studenten für 24 Stunden durchgeführt haben. Aus Praktikersicht vorteilhaft sei, dass die Transponder ohne Batterien auskommen. Denn gerade in der Bullenmast ist die Fixierung zum Batteriewechsel ein zeitlicher und risikobehafteter Aufwand.

Fressverhalten auf Beton

Der Versuch zeigte, dass sich die Tiere in der Bucht mit Betonspalten länger im Fressbereich aufhalten. Auf den ersten Blick könnte das eine höhere Futteraufnahme bedeuten. Das bestätigte sich aber bei den Messungen nicht.

Außerdem erreichten die Bullen auf Gummimatten 1610 g tägliche Zunahmen, auf Beton dagegen „nur“ 1496 g. Daraus schlussfolgert Drews, dass sich die Tiere auf Betonspalten generell weniger gern bewegen und daher auch länger im Fressbereich stehen, ohne aber tatsächlich mehr zu fressen.

Grenzen in der Bullenmast

Und sie hat weitere Grenzen bei dem System festgestellt:

  • Für den Tierwohl-Versuch ist die reine Zählung des Zonenwechsels entscheidend. Für Bullenmäster ist diese Info in der Praxis aber weniger interessant.
  • Das System erfasst nicht, ob Tiere stehen oder liegen. Hier bleibt die optische Kontrolle das Mittel der Wahl.
  • Bullen verhalten sich in den Buchten anders als Milchkühe im Laufstall. So haben vermutlich Rangkämpfe oder das Scheuern an Wänden bzw. im Fressgitter dazu geführt, dass bei jedem der ersten zwei Durchgänge jeweils fünf Transponder herausgerissen waren oder nicht mehr funktionierten.

Ein UHF-Transponder kostet 7,90 € (netto), die einmaligen Installationskosten für die Technik liegen zwischen 30 und 50 €/Tier.

Auch wenn das System gut funktioniert, hält Ulrike Drews den Nutzen in Bullenmastbetrieben für sehr begrenzt. „Wegen der überschaubaren Gruppengrößen in der Bullenmast ist eine Ortung der Bullen nicht so wichtig, zumal sich die Landwirte einzelne Tiere nicht so oft vornehmen müssen wie bei Kühen mit Brunstkontrolle, Besamung, Behandlungen usw.“, sagt Drews.

Einsatz bei Mastbullen

Das sagt der Hersteller

Der Hersteller CattleData gibt folgende Infos zu der Aktivitätserkennung: „Unser Grundgedanke bei dem System war die Fresszeitüberwachung. Hier ist die schnelle Erkennung von Gesundheitsproblemen beim Einzeltier das Ziel.

In dem Versuch in Groß Kreutz wurden zwei Haltungssysteme miteinander verglichen. Bei gleichartigen Bedingungen (also einer Betrachtung nur der Gruppe auf Betonspalten oder auf Gummimatten) würden die Fresszeiten eine signifikante Übereinstimmung mit der Futteraufnahme und damit der Gewichtszunahme der Einzeltiere liefern.

Die über dem Futtertisch installierten Antennen erfassen Tiere als „fressend“, deren Kopf sich über dem Futtertisch befindet. Gemessen wird sowohl die Gesamtaufenthaltsdauer am Futtertisch pro Tag als auch die Anzahl der Besuche und deren jeweilige Dauer.

Tiere mit Erkrankungen des Bewegungsapparates zeigen eine verminderte Aktivität und ein verändertes Fressverhalten. Die kombinierte Auswertung von Aktivität und Futteraufnahme kann hier hilfreich sein.“

Ihr Kontakt zur Redaktion:hinrich.neumann@topagrar.com

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