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Aufzuchtbuchten zum Wohlfühlen

Lesezeit: 8 Minuten

Nur Ferkel, die ungestört ruhen, fressen, sich abkühlen und beschäftigen können, fühlen sich wohl. Wie die Strukturierung der Bucht dabei hilft, erklärt Mirjam Lechner, Beraterin der UEG Hohenlohe-Franken.


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Wie füttere ich die Ferkel? Wie heize und lüfte ich das Abteil? Diese Fragen stehen in der Regel im Zentrum, wenn man einen neuen Ferkelaufzuchtstall plant. Doch mindestens ebenso wichtig wie die Auswahl der passenden Futter-, Heizungs- und Lüftungstechnik ist die Strukturierung der Bucht. Dabei sollte man auch immer genügend Platz für scheinbare „Kleinigkeiten“ wie die Wasserversorgung und das Beschäftigungsmaterial einplanen.


Denn nur Ferkel, die ihren Grundbedürfnissen Schlafen, Fressen, Koten, Kühlen und Beschäftigen nachgehen können, werden sich im Flatdeck wohlfühlen, Leistung bringen und keine Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Bei der Strukturierung der Bucht sollte man deshalb folgende (Klima-)Bereiche anlegen:


  • Ruhezone,
  • Kotbereich,
  • Aktivbereich mit Futterstation, Wasserangebot, Beschäftigungsmaterial und Möglichkeiten zur Liegekühlung (Thermoregulation).


Bereits Buchten ab einer Gruppengröße von 20 bis 30 Ferkeln lassen sich vernünftig strukturieren. Bei kleineren Buchten wird es allerdings schwieriger.


So ruhen Ferkel ungestört.

Schweine schlafen im Schnitt mehr als acht Stunden pro Tag. Ausreichend erholsamer Schlaf ist für sie, wie für alle Säugetiere, überlebenswichtig. Denn Schlaf­entzug schwächt das Immunsystem und stresst die Tiere, was schließlich die Toleranzgrenze herabsetzt und somit zu Aggressionen sowie Verhaltensauffälligkeiten führen kann. Deshalb müssen Ferkel ungestört schlafen können.


Die Ruhezone sollte rund ein Drittel bis die Hälfte der gesamten Buchtenfläche einnehmen. Sie muss möglichst viel Wandfläche beinhalten, weil sich die Ferkel beim Liegen an der Wand sicherer fühlen. Buchtenmittig angeordnete Ruhebereiche sind daher zu vermeiden.


Im Schlaf fahren die Tiere den Stoffwechsel und damit die körpereigene Wärmeproduktion herunter. Damit sie jetzt nicht auskühlen, sollte die Ruhezone beheizbar und frei von Zugluft sein. (Mehr über Heizsysteme in der Ferkel­aufzucht lesen Sie in der top agrar 8/2014 ab Seite S 6).


Am besten gelingt dieses Kleinklima, wenn man den Ruhebereich mit einem „Dach“ mit Vorhang bzw. Schürze ausstattet. In der Anfangsphase der Aufzucht empfiehlt es sich zudem, die Spalten in der Ruhezone mit einer Gummimatte auszulegen.


Tränken und Beschäftigungsmaterial haben im Ruhebereich nichts zu su­chen! Ferkel, die trinken oder spielen, würden ruhende Buchtengenossen nur stressen.


Kotbereich in Ecken anlegen:

Als Kotbereich bietet sich immer eine Ecke der Bucht an. Schließlich suchen sich die Ferkel beim Koten gerne ein „stilles Örtchen“. So laufen sie nicht Gefahr, von herumtollenden Buchtengenossen umgerannt zu werden.


Damit die Tiere den „richtigen“ Kotplatz wählen, empfiehlt es sich, die Buchtentrennwand zur Nachbarbucht kontaktdurchlässig zu gestalten, z.B. mit Gitterstäben. Weil die Ferkel ihre Bucht zur benachbarten Bucht abgrenzen wollen, werden sie bevorzugt an diesem Platz koten.


Entgegen früherer Empfehlungen sollten im Kotbereich keine Tränken angebracht werden. Weil sie hier zu stark verschmutzen, sinkt deren Akzeptanz und zugleich steigt die Gefahr, dass über den Kot und Urin ausgeschiedene Krankheitserreger von anderen Ferkeln mit dem Maul aufgenommen werden.


Die Aktivzone gestalten:

Im Aktivbereich sollen die Ferkel fressen und saufen sowie kühl liegen und sich beschäftigen können. Welche Futtertechnik fürs Flatdeck infrage kommt, lesen Sie in top agrar 6/2014 ab Seite S 20.


Fakt ist: Das genetische Leistungspotenzial der Ferkel ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Sie erreichen heute Tageszunahmen von bis zu 550 g. Dafür läuft ihr Stoffwechsel – besonders nach den Fresszeiten – auf Hochtouren, große Mengen Verdauungswärme werden freigesetzt. Doch die Wärme belastet den Kreislauf der Tiere, sodass sie diese gerne wieder loswerden möchten.


Kühler Boden wichtig:

Weil Schweine aber nicht schwitzen können, müssen sie die Wärme auf anderem Wege abgeben. Instinktiv setzen oder legen sie sich dazu in Bauchlage auf kalte und/oder feuchte Böden. Diese Sitz- bzw. Liegekühlung in „Sphinx-Lage“ hilft den Ferkeln, die Wärme aus den Beinen und vor allem aus dem Bauchraum an den Boden abzuführen.


Bei Ferkeln beobachtet man sie häufig am Nachmittag. Im Vergleich zum Ruhen, das mit geschlos­senen Augen und gesenktem Kopf oder in Seitenlage stattfindet, strecken sie dann ihre Vorderbeine aus und halten den Kopf erhoben. Auch von Hunden und Katzen, die ebenfalls nicht schwitzen können, kennt man diese „Sphinx-Lage“.


Da Kunststoffspalten schlecht Wärme leiten, funktioniert hier die Liegekühlung selten. Daher kann man auf Kunststoffböden häufig beobachten, dass die Tiere vor den Tränken oder sogar im Kotbereich liegen. Besonders an warmen und heißen Tagen ist das der Fall. Hinzu kommt, dass Kunststoffböden einen Lärmpegel von über 100 dB erzeugen können. Das stresst die Tiere zusätzlich.


Gussrost hingegen besitzt eine 25-mal bessere Wärmeableitung als Kunststoffboden. Auch Beton leitet die Wärme 5-mal schneller ab als Kunststoff. Beide Bodenelemente sind daher im Aktivbereich sehr zu empfehlen.


Gelingt es den Ferkeln absolut nicht, auf kühlem und/oder feuchtem Boden zu liegen, versuchen sie sich Kühlung durch eine erhöhte Wasseraufnahme zu verschaffen. Genau aus diesem Grund kommt der Wasserversorgung ein hoher Stellenwert zu, besonders in Buchten, die komplett mit Kunststoffboden ausgelegt oder mit Tiefstreu eingestreut sind.


Tränke muss zum Tier passen.

Neben dem Bodentyp ist der Wasserbedarf je Tier und Tag auch abhängig vom Fütterungsverfahren (flüssig, breiförmig oder trocken), vom Stallklima (Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung) und vom Leistungsniveau.


Je höher die Tageszunahmen (TGZ) sind, desto größer ist der Rohproteinumsatz im Stoffwechsel der Tiere. Und umso mehr Wasser benötigen sie zusätzlich. Für 100 g Tageszunahmen veranschlagt das KTBL als Faustzahl einen Wasserbedarf von 450 ml je Ferkel. Das heißt: Ein Ferkel mit 500 g TGZ benötigt täglich im Schnitt 2,25 l Wasser.


Bei der Wasservorlage ist zwischen Aktiv- und Passiv-Tränken zu unterscheiden. Passiv-Tränken liefern automatisch Wasser nach. Dazu gehören z. B. Tröge mit Trogfluter. Aktiv-Tränken müssen von den Ferkeln bedient und somit erlernt werden. Dazu zählen Beißnippel sowie Becken- und Schalentränken mit Ventilen.


Beim Einbau von Becken- und Schalentränken im Flatdeck sollte man auf die richtige Größe achten. Denn zu schwergängige Ventile können die Ferkel schlecht bedienen. Weil Schweine natürlicherweise mit dem Kopf nach unten saufen, platziert man die Schalen und Becken am besten nur wenige Zentimeter oberhalb des Spaltenbodens.


Beißnippel müssen hingegen in verschiedenen Höhen angebracht werden, weil die Ferkel hier mit dem Kopf nach oben trinken. Problematisch ist, dass die jungen Tiere diese Technik erst erlernen müssen. Wenn sie aus dem Abferkelstall ein Mutter-Kind-Becken kennen, benutzen sie die Nippel im Aufzuchtstall in der Regel zu selten.


Folge: Bekommen die Ferkel nicht genug Wasser, besteht die Gefahr, dass sie Harn saufen. Bei Flüssigfütterung beobachtet man zudem häufig, dass die Tiere den Trog leersaufen, den Futterbrei aber liegen lassen. Ferkel, die durstig sind, fressen auch zu wenig. Und der ungestillte Hunger führt dann häufig zu Verhaltensauffälligkeiten wie z. B. „belly­-nosing“, dem Bewühlen der Bäuche der Buchtenkollegen.


Damit es zu keiner Zeit zu solchen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten kommt, empfiehlt es sich, den Ferkeln anfangs immer sauberes, offenes Wasser anzubieten. Dazu eignen sich beispielsweise Kipptröge, die per Trogfluter befüllt werden. Hieran können mehrere Ferkel gleichzeitig und auch schneller saufen. Wichtig: Die Tröge sollten mindestens einmal täglich kon­trolliert und gereinigt werden. Sind sie vom Futtergang aus in Reichweite der Arme angebracht, kann man sie bequem auskippen.


Bei offenem Wasser kommt es noch stärker auf eine einwandfreie Wasserqualität an. Denn Keime können sich in stehendem Wasser schnell vermehren. Bei Bedarf muss das Wasser deshalb hygienisiert werden.


Tränken blocken:

Ferkel saufen am liebsten gemeinsam – wie sie es an der Sau gelernt haben. Genau aus diesem Grund sollten Tränken immer gruppenweise montiert werden, wenn möglich mittig an langen Seiten. Besonders beliebt sind auch sogenannte Tränke­inseln in der Bucht, z. B. mit Beckentränken, die von allen Seiten zugänglich sind. Sie bieten sich aber erst ab einer Gruppengröße von 30 Tieren an.


Um zu verhindern, dass Ferkel den Tränkebereich als kühlende Liegefläche oder zum Koten benutzen, sollte man feine Edelstahlketten neben den Tränken befestigen. Sie klimpern leise, bewegen sich und sind so für die Tiere zum Spielen interessant. Vorsicht: Die Ketten stellen nur eine Ergänzung zu weiterem, anerkannten Beschäftigungsmaterial dar. Sie allein erfüllen die Anforderungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung nicht!-rk-

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