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Interview

Biogasanlagen können Stickstoffproblem lösen

Lesezeit: 3 Minuten

Dr. Dieter Schillingmann von REW Regenis sieht die Zukunft von Biogasanlagen in der Produktion dem Verkauf von Gas und Dünger.


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Sie sehen die Zukunft von Biogasanlagen nicht im Strommarkt. Warum nicht?


Schillingmann: Die Produktion von Biogasstrom ist relativ teuer. Die Anlagen müssen in wenigen Jahren ohne EEG wirtschaftlich sein. Erneuerbare Energien-Anlagen werden künftig mehr zusammenarbeiten. Wind- und Photovoltaikanlagen produzieren günstigen Strom. Überschüsse lassen sich mithilfe der Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff umwandeln. Diese können weiter zur Biogasproduktion genutzt werden. Wie wir in dem Forschungsprojekt „Regenis SK Synergiekraftwerk“ bei uns im Artland zeigen wollen, lassen sich dabei eine Reihe von Synergien nutzen.


Welche sind das?


Schillingmann: Zum einen könnten Solar- und Windenergieanlagen immer unter Volllast produzieren und müssten nicht mehr abgeregelt werden. Bei günstigem Strompreis produziert die Elektrolyse aus Überschussstrom Wasserstoff. Bei hohem Strompreis wird das zwischengespeicherte Biogas zusammen mit dem Wasserstoff in Strom umgewandelt. Gleichzeitig ließe sich das Nitratproblem reduzieren.


Wie funktioniert das?


Schillingmann: Mit einer durchdachten Güllebehandlung. Die Gülle muss dazu frisch aus dem Stall geschoben und noch auf dem Betrieb vor Ort separiert werden. Die Feststoffe gehen in die Biogasanlage und werden dort vergoren. Mit der Abwärme aus Biogasanlagen wird der Gärrest getrocknet und Stickstoff abgetrennt. Daraus lässt sich gezielt Dünger herstellen, um Mineraldünger im Ackerbau zu reduzieren. Auf diese Weise können wir es schaffen, die Nährstoffimporte in Veredelungsregionen zu reduzieren. Die getrockneten Feststoffe werden Torfersatz, Einstreu oder Dünger. Man könnte sie auch über die Pyrolyse zu Biokohle verarbeiten. Aus der Flüssigphase produzieren wir mithilfe von Dampf u.a. Flüssigstickstoff.


Es gibt derzeit einen Trend zur vermehrten Strohvergärung. Ist das für die spätere Pyrolyse hilfreich?


Schillingmann: Auf jeden Fall. Bei der Vergärung von strohreichem Mist oder Maisstroh verarbeiten die Bakterien die Lignocellulose, das Lignin dagegen bleibt unangetastet und lässt sich pyrolisieren.


Was passiert mit dem Biogas, wenn Betreiber kein BHKW mehr haben?


Schillingmann: Das Biogas wird alternativ zum Erdgas zusammen mit Wasserstoff aus der Elektrolyse oder dem Synthesegas aus der Biomassepyrolyse ins Gasnetz eingespeist. Dabei müsste das Gas – anders als heute – nicht unbedingt mehr Erdgasqualität haben. Das Gas könnten Haushalte aus dem öffentlichen Netz entnehmen und daraus über das Internet gesteuerte Blockheizkraftwerke Strom und Wärme herstellen.


Solche Schwarmkonzepte haben bislang nicht funktioniert, wie das Projekt von Lichtblick und VW gezeigt hat. Was müsste sich ändern?


Schillingman: Die Schwarm-BHKW waren bislang noch zu groß und zu stark auf Erdgas fixiert. In einem Forschungsprojekt an der TU Braunschweig arbeiten wir mit an der Entwicklung eines Gegenkolbenmotors, der auch mit Schwachgas effizient Strom und Wärme produzieren kann. Die Verstromung erfolgt immer dann, wenn der Strompreis hoch ist. Damit können wir die Lücken schließen, wenn Solar- und Windkraftanlagen zu wenig Strom produzieren.


Ihr Konzept zur Düngerproduktion betrifft die Zukunft. Was raten Sie Anlagenbetreibern heute?


Schillingmann: Sie sollten heute schon den ersten Schritt in Richtung Güllebehandlung vor bzw. Düngerproduktion nach der Biogasanlage gehen und dafür z.B. den KWK-Bonus nutzen, um Gärreste zu trocknen. Die Trocknung ist aber nur der Einstieg, denn es wird darauf ankommen, effizient und nachhaltig Wertstoffe zu produzieren und dafür einen ausreichenden Erlös zu bekommen. Die bisherige Förderung sorgt nur dafür, dass Wasser verdampft wird. Wenn am Ende der EEG-Laufzeit kein KWK-Bonus mehr gezahlt wird, sollte der Anlagenbetreiber ein tragfähiges Konzept zur effizienten Gas- und Düngerproduktion erstellt haben. Hinrich Neumann

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