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Biomethan im Tank: Endlich freie Fahrt?

Lesezeit: 5 Minuten

Während die Politik immer neue Hürden aufbaut, entdeckt die Automobilbranche Biomethan als Kraftstoff wieder. Bringt das jetzt neuen Auftrieb?


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Die Aussage lässt aufhorchen: „Die CNG-Mobilität ist ein integraler Bestandteil unseres Antriebsmixes. Wir werden das Thema strategisch ganz klar weiterverfolgen und hierin auch investieren“, versprach Dr. Jasper Kammeyer, Leiter Neue Energieträger bei der Volkswagen AG, auf der Biomethankonferenz der Deutschen Energieagentur im Dezember 2017 in Berlin.


Kammeyer machte deutlich: Nach der Dieselaffäre will sich VW zwar auf die E-Mobilität fokussieren. Aber es werde große Bereiche im Verkehr geben, wo Elektrofahrzeuge weder sinnvoll noch machbar sind. Bereits heute kann der Umstieg von Benzin oder Diesel auf fossiles Erdgas erhebliche Klimagasemissionen einsparen. „Dann können wir schrittweise und kontinuierlich das fossile Gas im Gasnetz gegen synthetisches oder erneuerbares Gas ersetzen“, zählt Kammeyer die Vorteile auf. Möglichkeiten sieht er nicht nur bei Langstrecken-Pkw. 2018 sollen erste Fahrzeuge mit 500 km Reichweite auf den Markt kommen.


Bio-LNG ist im Kommen:

Biomethan ist auch eine Chance für Busse sowie im Schwerlastverkehr, bei dem verflüssigtes Gas (LNG) zum Einsatz kommen könnte. Das Gleiche betrifft die Schifffahrt, die mit LNG schärferen Auflagen bezüglich Schwefelemissionen begegnet. „Immer mehr Schiffe in küstennahen Gewässern fahren mit LNG. Von da an ist es nur ein kleiner Schritt zu Bio-LNG“, sagt Johan Grope vom Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft und Energie.


Auch in der Landwirtschaft ist der Einsatz denkbar, sofern es eine wirtschaftliche Lösung für eine Hoftankstelle gäbe: New Holland hat kürzlich die neue Generation eines Gastraktors vorgestellt. Bei diesem sind die bislang störenden Gastanks unter der Kabine angeordnet und deutlich größer als die bisher verwendeten Stahlflaschen. Die Reichweite könnte bei fast zwölf Stunden liegen.


Gut für den Klimaschutz:

Laut Klimaschutzplan will die Bundesregierung bis zum Jahr 2050 etwa 40% Treibhausgase im Verkehr gegenüber 1990 einsparen. „Bis heute haben wir trotz effizienterer Fahrzeuge vor allem wegen des zunehmenden Güterverkehrs noch keine Reduktion geschafft“, erklärt Frank Bonaldo, Verkehrsexperte im Bundeswirtschaftsministerium. Der Umstieg auf Elektrofahrzeuge reicht dafür allein nicht aus. Selbst bei 6 Mio. E-Autos (etwa 13% des Pkw-Bestandes) ließen sich nur bis zu 6% der Verkehrsemissionen einsparen. „Mit Biokraftstoffen wie Biomethan ginge die Reduktion beim Fahrzeugbestand günstiger und schneller“, führt er aus.


Die THG-Minderung von Biomethan als Kraftstoff ist in den letzten Jahren gestiegen. „Der Grund ist, dass Biomethan als Kraftstoff aus Kostengründen fast nur aus Rest- und Abfallstoffen hergestellt wird“, erklärt Marcel Leue vom Dienstleistungsunternehmen Arcanum Energy aus Unna. Denn dieses Gas ist günstiger und hat eine bessere Ökobilanz als Gas aus nachwachsenden Rohstoffen.


Tankstellenzahl rückläufig:

Das erneut aufkeimende Interesse an Biomethan als Kraftstoff kommt genau zur rechten Zeit. Denn sowohl die Zahl der Gastankstellen als auch der Anteil von Biomethan im Erdgas als Kraftstoff sind gesunken. Von ehemals 1000 Tankstellen existieren noch 900. Nur an 150 davon gibt es reines Biomethan.


Weitere Rückschläge verursacht die Politik: Die Bundesregierung hat die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU (RED) mit der 38. Bundesimmissionsschutz-Verordnung in deutsches Recht umgesetzt. Danach soll der Anteil von fortschrittlichen Kraftstoffen (hierzu gehört auch Biomethan) im Kraftstoffsektor im Jahr 2020 nur 0,05% betragen – die EU hatte in der RED 0,5% anvisiert.


Schwieriger Quotenhandel:

Zudem verschlechtert sich die Wirtschaftlichkeit: Bislang konnten Biomethanerzeuger das THG-Minderungspotenzial an die Mineralölkonzerne verkaufen. Denn die Mineralölwirtschaft muss jährlich nachweisen, dass sie für die gesamte verkaufte Kraftstoffmenge am Jahresende im Vergleich zu einem fossilen Referenzwert 4% Treibhausgase eingespart hat. Das kann sie mit der Beimischung von Biodiesel bzw. Bioethanol erfüllen oder mit dem Einsatz von Biomethan. Da die Konzerne damit Strafen entgehen, ist ihnen die grüne Eigenschaft von Biomethan also etwas wert. „Allerdings wird künftig der Anreiz für die Tankstellenbetreiber sinken, Biomethan zu verkaufen, da sie auch mit dem günstigeren Erdgas eine THG-Minderung erreichen können“, macht Leue auf eine weitere Schwierigkeit aufmerksam. Heute wird etwa 5% des in Deutschland erzeugten Biomethans als Kraftstoff verwendet. Er geht davon aus, dass der Absatz an Tankstellen 2018 weiter rückläufig sein wird.


Wo es aktuell noch hakt:

Biomethan ist nur bis zum Jahr 2026 steuervergünstigt. Außerdem konkurriert es mit fossilem Erdgas, das die gleiche Förderung bekommt. Und es gibt weitere Hürden:


  • Autohändler geben noch zu selten den Hinweis, dass Biomethan eine wirtschaftliche Alternative ist.
  • LNG benötigt eine neue Infrastruktur, die Verflüssigung kostet Geld.
  • Für den Einsatz in Traktoren wären sehr kleine Tankstellen auf den Höfen nötig, weil die Nutzung öffentlicher Tankstellen unpraktisch wäre.
  • Automobilhersteller wünschen sich, Biomethan auf ihren CO2-Flottenwert anrechnen zu können. Damit könnten sie den CO2-Ausstoß pro km reduzieren. In diesem Fall müsste ein Anteil von Biomethan im gesamten Gaskraftstoff als Standard anerkannt werden. Die Schweiz z.B. macht das möglich. Mit diesem Vorgehen hätte die Automobilindustrie einen Anreiz, Biomethan als Kraftstoff zu fördern.
  • Zudem müssen sich Produzenten von Biomethan als Kraftstoff aufwendig zertifzieren lassen und dürfen keine tierischen Öle und Fette in der Biogasanlage einsetzen.


Für Biomethan als Kraftstoff ist das Jahr 2018 also entscheidend – nicht zuletzt, weil sich die EU in diesem Jahr auf die neue Erneuerbare-Energien-Richtlinie festlegen will. Sie könnte den Mitgliedstaaten neue Vorgaben bezüglich Biokraftstoffen machen. Da Biomethan aus Abfall und Reststoffen als Biokraftstoff der „zweiten Generation“ gilt, rechnet sich die Branche gewisse Chancen aus.


Kontakt:


hinrich.neumann@t-online.de

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