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Brauchen wir die neue 6-Felder-Tafel?

Lesezeit: 5 Minuten

Die 9-Felder-Tabelle wird auch heute noch verwendet, um die aktuelle Futtersituation der Kühe zu erfassen. Die Etablierung vor mehr als 25 Jahren erfolgte vor allem zur Bewertung von Kuhgruppen unterschiedlichen Alters und Laktationsstadien. Für die korrekte Bewertung von Einzeltieren bleibt die regelmäßige tierindividuelle Bewertung auf Bestandsebene (wie z.B. Kondition, das Haarkleid, mögliche Ver-letzungen/Krankheiten) unverzichtbar.


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Eine Überarbeitung der alten 9-Felder-Tafel ist seit Jahren überfällig. Die neue 6-Felder-Tafel verwendet nun anstelle des Milcheiweißgehaltes vorrangig den Fett-Eiweiß-Quotienten (FEQ). Als neuer Grenz-wert zur Klassifizierung des Fütterungsmanagements gilt ein FEQ größer bzw. kleiner 1,4. Gleichzeitig nimmt das neue Bewertungssystem den Milchharnstoffgehalt weiter in den Blick.


Leider sind jedoch wichtige Einflussgrößen auf den FEQ zu wenig berücksichtigt, wie Laktationsstadium, Kondition, Laktations-nummer, Alter der Kuh, somatischer Zellgehalt/Erkrankungen. Ein besonders schwieriger Bewertungs-zeitraum ist dabei die Frühlaktation. Hier verändern sich die täglichen Milchmengen und zuge-hörigen Milchinhaltsstoffe und damit auch der FEQ besonders rasant.


Bekannt ist, dass sich der FEQ als Schwellenwert zur Vorhersage von Stoffwechselstörungen eignet. Ein FEQ ≥ 1,45 lässt demnach ein größeres Energiedefizit bzw. eine intensive Mobilisation von Körperreserven vermuten. Es besteht die Gefahr einer subklinischen Ketose. Andererseits besteht bei einem FEQ < 1,0 der Verdacht auf Azidose. Verzichtet wird leider auf neuere Biomarker (z.B. β-Hydroxybutyrat; BHBA) in der Milch. Auch der Milchharnstoffgehalt unterliegt z.B. dem Einfluss des Laktationsstadiums bzw. der Laktationsnummer. Zusätzlich können saisonale Schwankungen des Milchharnstoffgehaltes auf eine unzureichende Energieversorgung oder auch Überversorgung mit zu viel Eiweiß (z.B. bei Weideaustrieb) basieren.


Deshalb bleibt festzu-halten:


  • Die neue 6-Felder-Tafel berücksichtigt leider wichtige Einflussgrößen auf ausgewählte Milchinhaltsstoffe in verschiedenen Laktationsabschnitten nur unzu-reichend, einschließlich dem Zeitpunkt der Probenahme. Damit fließt die Abhängigkeit der Milch-inhaltsstoffe von der Zeitspanne zwischen Probenahme und Abkalbung innerhalb einer bestimmten Laktation nicht ein. Unberücksichtigt bleiben weiter Milchzellgehalt bzw. der BHBA-Gehalt in der Milch (speziell: Frühlaktation) bzw. registrierte Behand-lungen der Kuh zur Probenahme.
  • Sehr hohe bzw. extrem niedrige FEQ sind speziell in der Frühlaktation klare Hinweise auf eine möglicherweise vorliegende Ketose bzw. auch Acidose. Stoffwechselerkrankungen bedürfen einer generell kritischen Bewertung.
  • Die Aufbereitung der MLP-Informationen auf Tier- und damit Einzelbetriebsebene in Verbindung mit weiteren Informationen erfordern eine rechentechnische Auswertung aller verfügbaren Einzelinfor-mationen. Simplifizierungen bestehender Zusammenhänge helfen in einem modernen Herdenmanagement nicht wirklich weiter. -pl-


Die Überarbeitung der alten 9-Felder-Tafel von 1991 ist nötig. Mit der höheren Milchleistung sinkt der Milcheiweißgehalt. Da Gleiches auch für den Milchfettgehalt gilt, spricht man von mengenabhängiger Verdünnung der Milch.


Ein Milcheiweißgehalt unter 3,2% ist für die hochleistenden Milchkühe eher normal als vor 25 Jahren. Deshalb sind im Kontroll-bericht immer mehr Kühe falsch beurteilt, da sie laut „Untergrenze“ 3,2% energetisch unterversorgt, tatsächlich aber gut versorgt sind. Auch bei der „Obergrenze“ von 3,8% (Verfettung) häufen sich die Fehler.


Deshalb eignet sich der Milcheiweißgehalt nicht vorbehaltlos, die Energieversorgung der Kuh zu beurteilen. Dagegen ist der Fett-Eiweiß-Quotient (FEQ) unabhängig von der Milchmenge und viel besser zur Beurteilung des Versorgungsstatus der Kuh geeignet. Der FEQ wird v.a. durch einen höheren Fettgehalt bei gleichem bzw. sinkendem Eiweißgehalt bestimmt. Weitere Einflussgrößen wie Laktationsstadium oder Alter der Kühe sind gering. Deshalb kennzeichnen FEQs über 1,4 die Kühe mit Energiedefizit. Steigende FEQ entstehen durch übermäßige Nutzung der körper-eigenen Fette für Stoff-wechselenergie, stehen also für Energiemangel.


Zudem ist der mit dem Milchharnstoffgehalt gesetzte Rahmen für eine ausreichende Futtereiweiß-versorgung überholt. Dieser lässt mit einer „Obergrenze“ von 300 mg/Liter derzeit eine deutliche Überversorgung gegenüber den Bedarfsempfehlungen zu. Ein Absenken der Obergrenze auf 250 mg/Liter hätte bedeutende Konsequenzen: Einsparung von teurem Eiweißfutter, Reduzierung der umweltrelevanten N-Aus-scheidungen mit Kot, Harn und Stallluft sowie Verbesserung der Gesundheit.


Die neue 6-Felder-Tafel soll die bewährten Aspekte des herkömmlichen Bewertungsschemas wie optisch einprägsam und nachvollziehbare Aussagen fortführen. Aber sie soll die Aus-sagefähigkeit wieder an die Realität im Stall koppeln. Sie ist ein Werkzeug, das bei der Einschätzung zur Stoffwechselsituation einer Herde hilft und Schwächen/Fehler aufzeigt. Die Einzeltier- und die Gruppenbeobachtung wird nicht ersetzt.


Die „Obergrenze“ des FEQ von 1,4 ist zwar für die Diagnose der oft subklinisch verlaufenden Stoffwechselstörungen richtig, aber eher eine Frage der Sicherheit, mit der man alle Risikotiere wirklich finden will.


Eine Neuerung könnte die Bewertung von Fett und Eiweiß in Abhängigkeit von der täglichen Milchleistung sein. Milcheiweiß- und Milchfettgehalt sind rassetypisch und tierindividuell verschieden und gehen mit höherer Milchleistung zurück. Darüber hinaus beeinflusst die Fütterung beide Inhaltsstoffe. Insofern ist es lohnenswert, in Abhängigkeit von der täglichen Milchmenge einen Normalbereich für den Milcheiweiß- und Milchfettgehalt zu definieren. Die Ausdehnung nach unten und oben wird durch die Individualität einer Rasse bestimmt.


Die Nutzung des FEQ als Parameter für subklinische bis klinische Azidosen ist dagegen nicht zu empfehlen. Zwar hat sich ein FEQ von 1,0 als unterer Schwellenwert eingebürgert, unter dem eine subklinische Azidose auftreten soll. Unsere Auswertungen bestätigen das aber nicht. Erfolgreicher erscheint eine milchleistungsabhängige Mindestmenge an Milchfett pro Tag.

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