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Brennpunkt: Nasser Norden

Lesezeit: 5 Minuten

Der Regen begann im Juli und bis zum Ende 2017 hatte es in manchen Regionen Norddeutschlands kaum trockene Tage gegeben. Die Folgen für die Landwirte sind drastisch: Hohe Ertragsverluste, kaum Wintergetreide und übervolle Güllelager.


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Langer Regen: Jens Fildebrandt vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sagt, dass es in Norddeutschland bis Dezember 2017 im Vergleich zum langjährigen Mittel 250 mm mehr Niederschlag gab. Örtlich waren es noch mehr, in manchen Regionen setzte der Regen kaum aus. Jan Willmann, Rindviehhalter aus dem Kreis Rendsburg in Schleswig-Holstein berichtet: „Seit dem 21. Juni gab es bis Ende des Jahres kaum trockene Tage. Normalerweise haben wir 850 mm Niederschlag, bis Mitte Dezember waren es bereits 1300 mm!“ Von den Regenmengen sind auch das Ems- und das Münsterland betroffen.


Dazu kamen örtliche Starkregen. Wetterexperte Fildebrandt stellt aber fest, dass es immer wieder besonders feuchte Jahre gab. Die häufigeren lokalen Starkregen könnten allerdings mit dem Klimawandel zusammenhängen, was aber noch nicht wissenschaftlich belegt sei.


Hohe Verluste:

Als es zu regnen begann, standen gerade die Raps- und Weizenernte an. Die Qualitäten sackten ab, genau wie die Mähdrescher, die tiefe Spuren hinterließen. Zwar waren die Erträge meist ordentlich, doch beim Stroh wurde es kritisch. Auch nach mehrmaligen Wenden ließ es sich kaum trocken vom Feld holen. Einige Praktiker haben die Strohschwaden später doch gehäckselt.


Viele Rinderhalter mussten auf den vierten Schnitt verzichten. Hohe Verluste gab es bei Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais. An einigen Orten gibt es Flächen, auf denen die Rüben noch im Boden stecken oder die Kartoffeln wie hier im Foto im Wasser verfaulen.


Stürme knickten am 19. September und 5. Oktober die Maisstängel, allein in Schleswig-Holstein waren 20000 ha betroffen. Teils stiegen die Verluste auf den Sturmflächen auf bis zu 50%. Dass diese Flächen überhaupt beerntet wurden, lag an den hohen Maiserträgen 2017. Doch die Kosten für die Ernte lagen bis zu 50% höher. Auf einem größeren Betrieb in Ostfriesland, der hier nicht genannt werden will, gingen 240 ha Mais zu Boden – häckseln unter sehr schweren Bedingungen. Einen Teil konnte der Betrieb nur später als Körnermais dreschen, 15 ha musste er komplett abschreiben.


Lohnunternehmer Frerk Francksen aus der Wesermarsch berichtet: „Wegen der schweren Häckselbedingungen kam der Mais oft zu spät und teils verschmutzt ins Silo. Er erreichte TS-Gehalte von 50%. Die Folge sind schlechte Silagen und Schimmel.“


Kaum Aussaat:

Wo das Getreide und Raps vom Feld gewürgt wurde, warteten die Praktiker häufig mit dem Ackern, um dem Boden nicht zusätzlich zu schaden. Manche Stoppelflächen liegen nach wie vor unbearbeitet. Die Herbstbestellung fiel teils komplett ins Wasser.


Lohnunternehmer Thies Haalck aus dem Kreis Dithmarschen schätzt, dass in seiner Region bis Mitte Dezember maximal 20% des Wintergetreides gesät war. Und davon müssten die Landwirte bestimmt ein Viertel wieder umbrechen, weil die aufgelaufenen Pflanzen im Wasser regelrecht untergegangen sind. Frerk Francksen sitzt auf 26 t Winterweizen-Saatgut, das er jetzt bis zum nächsten Herbst einlagern muss.


Saatgut für Sommergetreide ist mittlerweile knapp, einige Sorten sind ausverkauft. Und die Landwirte in den betroffenen Regionen wissen nicht, ob sie dieses Saatgut im Frühjahr überhaupt rechtzeitig in den Boden bekommen.


Der Betriebsleiter aus Ostfriesland hat sich entschieden, einige schwere Schläge überhaupt nicht zu bestellen. Er setzt hier lieber ein Jahr aus, um „keine Arbeit, Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz zu versenken“. Seine Nachbarn haben teils gesät, was er komplett falsch findet.


Volle Güllelager:

Landwirtin Anke Wilms (Schweine und Ackerbau, Ostfriesland) berichtet, dass sie im Herbst nur 50% der üblichen Güllemenge ausbringen konnte. Weil der Lagerraum knapp wird, versucht sie seit einiger Zeit, den Gülleanfall einzudämmen: Die Biogasanlage läuft mit reduzierter Leistung und auch die Stallreinigung hat sie deutlich eingeschränkt.


Bereits Mitte Dezember erlaubte das Land Niedersachsen, auch vor Ende der Sperrfrist (1.2.) Gülle auszubringen, wenn die Lagerkapazität am Limit ist und die Behälter drohen überzulaufen. Der Betrieb muss zuvor aber Alternativen, wie die Lagerung auf Nachbarbetrieben oder die Aufnahme durch eine Güllebörse, geprüft haben.


Wo sich die Böden nicht befahren lassen, ist unter Auflagen der Bau von provisorischen Lagern in Fahrsilos oder Lagunen erlaubt. Die Kosten pro Lagune liegen zwischen 2000 und 3000 €. Die Lager müssen spätestens nach sechs Monaten wieder abgebaut sein.


In einem Erlass hatte das sehr früh auch der schleswig-holsteinische Agrarminister Robert Habeck ermöglicht, um Havarien zu verhindern. Gleichzeitig fordert er, dass die Lagerkapazität der Betriebe künftig von sechs auf neun Monate erhöht werden müsse.


Ende Dezember ermöglichte auch das Land Mecklenburg-Vorpommern die Notlager. Die Landvolkverbände Wesermarsch und Ammerland versuchen seit Dezember, noch intakte Güllelager auf 200 ehemaligen Betrieben zu vermitteln. Rund 500 Mitgliedsbetriebe seien von steigenden Pegeln betroffen, berichtet Geschäftsführer Manfred Ostendorf. Pro Tag erreichten ihnen 20 bis 40 Anrufe zum Thema Gülle.


Vielerorts sind die Lagerkapazitäten auf den ehemaligen Betrieben und bei Nachbarn längst erschöpft. Auch die Nährstoffbörsen können die Mengen kaum noch aufnehmen. Und wann sich die Böden überhaupt wieder befahren lassen, weiß keiner.Guido Höner

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