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Bullenmast: 250€ mehr pro Tier

Lesezeit: 9 Minuten

Effizienter wirtschaften: Welche Schwerpunkte die Top-Bullenmäster setzen, erklärt Berater Christian de Joung vom Beratungsring Osnabrück.


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Die Spanne ist riesig: Die besten Bullenmäster mit Starterkälbern haben 242 € höhere direktkostenfreie Leistungen (DkfL) pro Bulle als die weniger erfolgreichen Betriebe – und das bei gleichen Voraussetzungen. Bei den Betrieben, die Fresser einstallen, liegt die Spanne bei 185 €. Das zeigen die Analysen der letzten sechs Jahre.


Kontrolle ist alles:

Doch was machen diese Betriebe besser? Die Voraussetzung für Erfolg ist, den Betrieb ständig zu optimieren. Erfolgreiche Betriebe kennen die eigenen Schwächen und sezten sich realistische Ziele, um diese zu verbessern. Dafür erfassen, analysieren und hinterfragen sie die eigenen Zahlen. Dieser Grundsatz gilt vom Einkauf, über die Mast bis zum Verkauf. Die größten Kostenpunkte in der Bullenmast sind die Kosten für Grund- und Zukauffutter sowie die Einstallungskosten. Tierarztkosten fallen mit einem Anteil von 1 bis 2% an den Gesamtkosten kaum ins Gewicht.


Die Futterkosten machen bei Startern rund die Hälfte aus, bei Fressern 40%. Die Einstallungskosten für Starter betragen 36% der Gesamtkosten und für Fresser 53%. An diesen Schrauben sollten Bullenmäster also drehen, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern.


Der Einkauf gießt das Fundament


Die besten Mastbetriebe stallen ihre Starterkälber mit 84 kg gegenüber 93 kg im Schnitt leichter ein. Das liegt daran, dass einige Starter-Betriebe des unteren Viertels Fresser zukaufen. Die Folge ist ein höheres Einstallgewicht im Mittel und Gesundheitsprobleme bei den Tieren. Fresserbetriebe kommen insgesamt besser klar, wenn sie schwerere Tiere zukaufen. Im Schnitt wogen die Fresser bei den guten Betrieben im letzten Jahr 195 kg und kosteten 820 €.


Bullenmäster sollten das Gewicht der Tiere beim Kauf kontrollieren. Das Rückrechnen mit fiktiven Gewichtsverlusten für den Transport ist zu ungenau. Fuhrwerkswagen hingegen rechnen ab zehn Tieren schon sehr genau, die Wiegung kostet meist nicht über 10 €.


Tierqualität:

Ziel sollte sein, möglichst gleiche Tierqualitäten einzukaufen. Der Altersunterschied der Kälber (Starter/Fresser) innerhalb einer Gruppe sollte bei der Einstallung nicht größer als fünf Wochen sein. Bullenmäster müssen das beim Einkauf zur Bedingung machen!


Mit den Zunahmen von der Geburt bis zum Einkauf lässt sich die Qualität der Tiere bestimmen: 45 Tage alte Fleckvieh (FV)-Starter sollten Zunahmen von mindestens 900 g pro Tag haben (kalkulatorisches Geburtsgewicht 45 kg). Braunvieh (BV)-Starter etwa 870 g (meist etwas jünger). Fresser sollten bis zum Kauf 100 bis 120 g höhere Zunahmen haben als Starterkälber, FV-Fresser also 1000 g/Tag. Sind die Zunahmen niedriger, stimmt oft die Qualität nicht.


Die Notierungen der Auktionsstandorte sind ein Richtwert, um nicht zu teuer einzustallen, auch wenn sie nur den Kilopreis und nicht die Tierqualitäten darstellen. Liegen die Notierungen beispielsweise bei 6,20 €/kg (netto) und Sie stallen für 7 € ein, sollten Sie verhandeln!


Auch das Kompensationsgeschäft sollte schon beim Einkauf berücksichtigt werden: Wie hoch darf der Einstallpreis sein, damit ich bei angenommenem Schlachterlös, Vorkosten und Ausschlachtung mit diesen Tieren noch einen wirtschaftlichen Erlös erziele? Beim Verkauf der Bullen zahlt es sich ebenfalls aus, die Entwicklung der Marktpreise zu verfolgen.


Spezielle Exceltabellen eignen sich, um zu kalkulieren, bei welchen Einkaufs- und Verkaufspreisen beziehungsweise Gewichten die Bullenmast erlösbringend ist (Übersicht 1). Die besseren 25% der Betriebe verkaufen ihre Tiere mit 440 kg Schlachtgewicht beispielsweise immer rund 16 kg schwerer als die schlechtesten Betriebe.


Betriebszweigauswertung:

Gute Betriebe vergleichen sich regelmäßig mit anderen. Anhand der jährlichen Auswertung können Betriebsleiter am Ende des Jahres sehen, wo sie im Vergleich zu anderen stehen. Dort zeigt sich zum Beispiel, ob ein Betrieb seine Tiere immer zu teuer eingestallt hat. Voraussetzung ist, dass die Analyse auf Basis von verlässlichen Zahlen und guter Dokumentation erfolgt.


Fütterung: Aufwand zahlt sich aus


Die Fütterung ist der größte Kostenpunkt in der Mast. Doch es rächt sich, hier an der falschen Stelle zu sparen.


Zu Anfang mehr investieren:

Die besten Fresser-Betriebe haben im Schnitt höhere Gesamtkosten pro Tag. Der Unterschied liegt überwiegend in den Futterkosten. Vor allem in der Anfangsmast füttern sie die Tiere intensiver. In dieser Phase hat ein zusätzlicher Aufwand den größten Effekt. Die Futterkosten liegen mit 1,40 €/Tag rund 18 Cent über denen der schlechtesten Betriebe. Das Geld, das die Mäster zu Anfang in eine bessere Mineralisierung und Futter mit einer höheren Energiestufe investieren, zahlt sich am Ende in höheren Zunahmen aus. Die Tiere erreichen früher ihr Schlachtgewicht. So sind die Futterkosten je kg Zuwachs letztendlich um 7 Cent geringer als bei den 25% schlechtesten Betrieben.


Gute Qualität füttern:

Der TS-Gehalt der Ration sollte zwischen 43 und 45% liegen. Wenn die Ration trockener ist, können die Bullen leichter selektieren. Um das zu verhindern, kann im Mischwagen Wasser zugemischt werden. Das gleicht den TS-Gehalt trockener Silagen aus und die Bullen fressen immer die gleiche Ration.


Nacherwärmung im Silo und am Futtertrog sollte der Landwirt vermeiden, um eine maximale Futteraufnahme zu erzielen. Siliermittel können eine schlechte Grundfutterqualität abmildern. Betriebe, die Siliermittel zusetzen, schneiden in den Auswertungen meist besser ab. Um die Nacherwärmung der vorgelegten Ration im Sommer zu vermeiden, können Säuren zugesetzt werden. Auch die zweimalige Futtervorlage verbessert die Qualität und lockt die Bullen einmal mehr an den Trog.


Bullen brauchen Kontinuität.

Die einzelnen Komponenten der Ration sollten zumindest über den jeweiligen Mastabschnitt gleich bleiben. Vor allem bei Nebenprodukten kann das zum Problem werden. Auch wenn Nebenprodukte inzwischen pro Tag kaum noch einen Kosteneffekt bringen, können sie die Futteraufnahme insgesamt verbessern. Vor dem Kauf muss der Landwirt allerdings prüfen, ob das Produkt über einen längeren Mastabschnitt in gleicher Qualität erhältlich ist.


Struktur hält gesund.

Etwa die Hälfte der ausgewerteten Betriebe mischt Stroh in die Ration ein. In der Tendenz sind die DkfL dieser Betriebe rund 15 € höher als ohne Stroh. Der Effekt zeigt sich im Detail: Die Struktur in der Ration verbessert die Futteraufnahme der Bullen und sie sind vitaler. Dadurch sinken die Tierarztkosten und die Verluste.


Mehr Struktur bringt auch der Einsatz von Shredlage in der Ration. Etwa 10% der Betriebe im Beratungsring Osnabrück füttern bereits Shredlage an die Bullen. Für Betriebe, die keine Möglichkeit haben Stroh einzumischen, ist das eine Alternative, sofern die Ausführung in der Ernte gut ist.


Eine Ration pro Mastabschnitt:

Um kein Futter zu verschenken, aber auch um die Bullen ihren Ansprüchen entsprechend zu versorgen, sollte der Landwirt die Fütterung an den Mastabschnitt anpassen. Sie muss sich an Gewicht und Futteraufnahme orientieren.


Das verhindert, dass die Endmastbullen überversorgt werden. Ältere Bullen haben einen hohen Energiebedarf, fressen aber auch mehr. In der Endmast kann die Energiedichte deshalb etwas geringer sein (11,4 MJ/kg TS) als in der Anfangsmast (>11,6 MJ/kg TS). Ein Großteil der Energie für den Endmast-Bullen kommt schon aus der Maissilage. Sie erhalten dazu ein Kraftfutter mit angepasstem Proteingehalt, damit das Verhältnis von Protein zu Energie ausgewogen ist.


Wenn der Betrieb keine Möglichkeit hat, für die Endmast ein anderes Kraftfutter zu lagern, muss sich die Ration an den Ansprüchen der Endmastbullen orientieren und für die jüngeren entsprechend ergänzt werden. Sonst sind die Bullen in der Endmast mit Eiweiß überversorgt.


Futteraufnahme kontrollieren:

Die Berechnung einer Ration macht nur Sinn, wenn die tatsächliche Futteraufnahme bekannt ist. Tabellenwerte sind ungeeignet, sie weichen um 10 bis 15% von der tatsächlichen Futteraufnahme ab. Die Fütterungstabelle Rindermast (LfL Grub) enthält Zielwerte der Futteraufnahme für jeden Mastabschnitt. Ein 500 kg schwerer Bulle mit 1450 g Tageszunahme ab Fresser, sollte beispielsweise im Mittel 9,4 kg TS/Tag fressen. Nur die Kontrolle der Futteraufnahme zeigt, ob er das erreicht. Oder ob zum Beispiel das Anschiebeintervall am Trog oder das Tier-Fressplatz-Verhältnis die Futteraufnahme begrenzen.


Wasser ist das günstigste Futter.

Die Wasserversorgung begrenzt die Futteraufnahme. Pro kg Futter (TS), das ein Bulle frisst, muss er etwa 4 l Wasser saufen. Das sind in der Endmast 40 l/Tag oder 13,4 m3 pro Bulle im Jahr. Aus einer Nippeltränke müssen pro Minute 2,5 bis 3 l Wasser laufen. Das sollten Mäster über den Querschnitt der Wasserleitung und nicht über hohen Druck gewährleisten. Künftig wird die Tierschutzleitlinie in Niedersachsen die Zahl der Tränken festlegen. Jede Bucht muss dann mindestens zwei Tränken haben.


Haltung: Mehr Platz bringt höhere Leistung


Nach und nach erhalten Gummimatten Einzug in die Bullenställe. In allen Mastabschnitten kann eine Gummiauflage gegenüber der Haltung auf Vollspalten vorteilhaft sein.


Gummi – kein Rezept für jeden:

Starterbetriebe haben dadurch im Mittel um 0,4% weniger Tierverluste. Die Endmastbullen stehen auf Gummi häufiger auf und fressen. Viele kleine Portionen sind gut für einen gleichmäßigen Pansen-pH-Wert und wirken sich positiv auf die Tiergesundheit aus. Praktiker, die Endmastbullen auf Gummi halten, berichten außerdem von weniger Tierverlusten durch Schwanzverletzungen und Gelenkproblemen.


Gummimatten funktionieren aber nur, wenn einige Bedingungen erfüllt sind: Besonders in der Anfangsmast brauchen die Tiere eine Standfläche im Fressbereich, die nicht mit Gummi ausgelegt ist, um übermäßiges Hornwachstum zu verhindern. Zudem ist der Kot der jungen Tiere dünner. Eine Bucht, die vollständig mit Gummi ausgelegt ist, würde zu stark verdrecken. Damit das System funktioniert, muss die Liegefläche 70% der Buchtengröße ausmachen. Eine Bucht mit 70 cm Fressplatzbreite und 1,5 m tiefer Standfläche sollte demnach eine etwa 4 m tiefe Liegefläche haben. Ein Stall mit Gummimatten muss außerdem besonders gut belüftet sein, da Gummi schlechter abtrocknet als Spalten.


Mindestens 2,8 m2:

Die Auswertungen des Beratungsring Osnabrück zeigen aber auch: Das Haltungsverfahren ist zweitrangig, wenn die Bullen genug Platz haben. Eine zu enge Aufstallung wirkt sich negativ auf die Nettozunahmen aus. So bringt es gerade in der Endmast einen deutlichen Leistungsvorteil, wenn die Gruppe ausgedünnt wird, indem der Landwirt ein Tier aus der Bucht herausnimmt! Das gilt bis zu einem Platzangebot von etwa 2,8 m2 pro Tier (Übers. 2). Weiterer zusätzlicher Platz hat keinen positiven ökonomischen Effekt. Katharina Lütke Holz

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