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Damit die Heumilch fließt

Lesezeit: 5 Minuten

Wovon hängt der Erfolg in der Heumilchproduktion ab? 1500 Bauern in Österreich liefern Antworten in einer aktuellen Umfrage.


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Zugegeben: In Deutschland ist die Heumilch noch eine Nische. Doch immer mehr Molkereien springen auf den Zug auf. Und die Zahl der Produzenten steigt ebenfalls allmählich. Schon 1000 Betriebe produzieren unter dieser Bezeichnung, schätzt man bei der deutschen Arge Heumilch (siehe Kasten rechts).


Lernen vom Mutterland.

Neueinsteiger können von den Erfahrungen langjähriger Produzenten profitieren. Diese sitzen vor allem in Österreich. Dort produzieren 5000 Betriebe 480 Mio. kg jährlich und stellen damit 13% der gesamten Milch der Alpenrepublik. Grund genug, einmal ins Mutterland der Heumilch zu blicken.


1500 österreichische Bauern verrieten der Wiener Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in einer Umfrage, welche Faktoren sie wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg halten.


Einen hohen Milchpreiszuschlag nannten fast alle Landwirte als Grundvoraussetzung. Ganz oben auf ihrer Prioritätenliste stand auch eine hohe Qualität des Grundfutters. Ebenfalls unter den top 3: Die Förderung für den Verzicht auf Silage.


Je 95 bis 99% der Bauern stuften diese drei Aspekte als „wichtig“ oder gar „sehr wichtig“ ein (siehe Übersicht 1). Damit sich die Heumilchproduktion etablieren kann, braucht es also ein Zusammenspiel von Markt, Produktionstechnik und Agrarpolitik.


Daneben halten die Bauern auch den Zusammenhalt in der Familie für wichtig. Nur so lassen sich Arbeitsspitzen während der Heuernte gut bewältigen. Auch ausreichend Futterfläche als weitere Ressource hielten die Befragten für eine notwendige Voraussetzung.


Wirklich selbst in der Hand haben die Landwirte zunächst vor allem die Grundfutterqualität. Und die steht und fällt mit der Heutrocknung (siehe Übersicht 3 auf Seite 14), wie die Umfrageergebnisse ebenfalls zeigen.


Trocknung bringt 1200 kg Milch:

Je mehr Technik in der Heutrocknung der Betriebe steckt, desto höher ist im Schnitt auch deren Grundfutterleistung in Kilogramm Milch pro Tier und Jahr. Die Milchviehhalter mit einer Warmbelüftung melken fast 1200 kg Milch mehr als jene, die noch auf Bodentrocknung setzten – und das allein aus dem Grundfutter. Gleichzeitig sind die Unterschiede zwischen den Betrieben (Standardabweichung) mit besserer Trocknungstechnik geringer. Das ist ein Beleg dafür, dass Kalt- und Warmbelüftungsanlagen die Futterqualität signifikant steigern und die Landwirte Wetterkapriolen weniger ausgeliefert sind.


So profitieren sie entweder von einem höheren Erlös oder – bei gleicher Milchleistung – von einem deutlich niedrigeren Kraftfuttereinsatz. Natürlich muss der einzelne Betrieb die Investitionskosten der Heutrocknungsanlage gegenrechnen.


Die Hochschule fragte die Betriebe daher auch nach ihren Investitionen in die Trocknung. Demnach haben die Heumilchbauern im Schnitt der vergangenen zehn Jahre knapp 30000 € für einen Entfeuchter, 12500 € für eine Trocknungsanlage (Boxen), 11600 € für einen Warmluftofen (auf der Basis von Biomasse oder Öl) bzw. 8000 € für eine Dachabsaugung ausgegeben. Für einen Hallenkran wurden im Durchschnitt 24450 € investiert.


So wirtschaften die Betriebe.

Das Ergebnis der Investitionen: Die Gerüsttrocknung spielt so gut wie keine Rolle mehr, nur 1% der Betriebe setzt dieses System ein (Übersicht 3). 45% haben bereits eine Form der Warmbelüftung installiert.


In Bergbauernbetrieben ist die Warmbelüftung mit 47% häufiger vertreten als in Nichtbergbauernbetrieben mit 42%. Mit 27% ist jedoch der Anteil der Betriebe mit Bodenheu nach wie vor hoch. Bei den Bergbauernbetrieben liegt dieser Anteil bei 25%, bei den Nichtbergbauernbetrieben bei 32%. Ein Kaltbelüftungssystem nutzen 27% der Heumilcherzeuger.


Die befragten Betriebe bewirtschaften im Schnitt 18,3 ha, das meiste davon Grünland, halten 17 Milchkühe und liefern 89 t an eine Molkerei. Sie melken knapp 6200 kg je Kuh und Jahr.


Sparsam beim Kraftfutter:

Die österreichischen Heumilchbetriebe setzen Kraftfutter sehr sparsam ein. Die befragten Landwirte geben im Schnitt 810 kg je Kuh und Jahr. Daraus errechnet sich eine hohe Effizienz von rund 130 g Kraftfutter pro kg produzierte Milch. Bei den Biobetrieben waren es sogar nur 115 g/kg. Dies erklärt sich durch eine hohe Grundfutterleistung von durchschnittlich knapp 5000 kg Milch.


Das vorherrschende Weidesystem unter den Befragten ist die Portionsweide. Rund die Hälfte der Betriebe weiden ihre Tiere so. Am zweithäufigsten wird die Koppelweide genutzt (12%).


Zehn Prozent nutzen eine extensive Standweide. Interessant auch: Bei den Biobetrieben ist die Kurzrasenweide deutlich stärker vertreten als bei den konventionellen Betrieben (18% gegenüber 5%). In 62% der Betriebe werden die Tiere während des Tages geweidet, in 20% während der Nacht und in weiteren 12% sowohl Tag als auch Nacht.


Heumilch aus Überzeugung.

Warum erzeugen die Landwirtinnen und Landwirte Heumilch? So lautet eine weitere Frage zur Studie. Dabei zeigt sich, dass emotionale Gründe für die Heumilchproduktion deutlich wichtiger sind als wirtschaftliche Aspekte. Die Überzeugung zur Heumilchproduktion und die Tradition zur Heuwirtschaft dafür sind die überragenden Argumente für dieses System. Eng damit dürfte auch die Einstellung einhergehen, durch diese Art der Erzeugung Produkte mit hoher Qualität zu erzeugen.


Ein wesentlicher Grund ist nach Aussage der Befragten auch die geringere Geruchsbelästigung im Vergleich zu Silofutter. Mit etwas Abstand folgen wirtschaftliche Aspekte wie die geringere Abhängigkeit gegenüber schwankenden Milchpreisen.


Die einfachere Rationsgestaltung wird von den Befragten als weniger relevant eingeschätzt. Unterm Strich dürften somit Aspekte der Lebensqualität auf den Heumilchbetrieben hoch im Kurs stehen. -cm-

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