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Damit’s auch wirklich wirkt!

Lesezeit: 6 Minuten

Was nutzen ausgeklügelte Mischungen, wenn die Wirkung durch zu hartes Spritzwasser, zu hohe pH-Werte der Brühe oder falsche Additivzusätze beeinträchtigt ist? Gerade bei zunehmenden Resistenzproblemen ist jedes Prozent Wirkungsgrad wichtig.


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Rund 95 bis 99,9 % der Spritzbrühe besteht aus Wasser. Es kann weich oder hart, kalk- oder eisenhaltig, leicht sauer oder alkalisch und warm oder kalt sein. Von diesen Eigenschaften hängt es ab, wie gut sich Pflanzenschutzmittel in der Spritzbrühe lösen, wie schnell sie abgebaut werden und wie gut sie letztlich wirken.


Die Wirkung der Mittel hängt aber auch davon ab, wie gut man die Zielfläche trifft. Je nach Tropfengröße und Geschwindigkeit fallen die Tropfen bis auf den Boden, oder sie benetzen nur die oberen Blätter bzw. schweben in der Luft und werden verweht. In Fahrtrichtung gelangt zudem mehr Wirkstoff auf das Ziel als gegen die Richtung.


Sind die Spritztropfen dann auf dem Blatt gelandet, sollten sie die Blattfläche möglichst gut benetzen. Einige Tropfen bleiben an der Oberfläche haften, andere dringen dagegen schnell durch die Wachsschicht und Kutikula in das Pflanzeninnere ein.


Vom Einrühren der Mittel in das Spritzwasser bis an den Zielort sind die Wirkstoffe demnach vielen Einflüssen ausgesetzt. Nur wer diese optimiert, erreicht die volle Wirkung.


Wasserhärte und pH-Wert richtig einstellen!


Wenn unser Wasser generell weniger als 12° dH (deutsche Härtegrade) hätte, könnten wir viel Pflanzenschutzmittel einsparen. Leider hat jedoch ein Drittel Härtegrade von über 25° dH und ist somit als hart einzustufen. Rund die Hälfte des Wassers ist mittelhart. Untersuchen können Sie die Wasserhärte z. B. bei einigen Landhändlern (ca. 40 €).


Die Wasserhärte hat nichts mit dem pH-Wert zu tun, sondern mit in Wasser gelösten Mineralstoffen. Hartes Wasser entsteht, wenn es über Steine oder Sand fließt und es daraus Kalzium, Magnesium, Eisen, Mangan oder Natrium löst. Diese Mineralstoffe sind dann als (Bi-) Carbonate (Kalk), Sulfate oder Chloride im Wasser enthalten.


Vor allem das Kalzium, aber auch zwei- und höherwertige Kationen (Ca++, Mg++, Fe++, Mn++) können sich an Pflanzenschutzmoleküle anlagern und deren Wirkung mindern. Das Problem ist in den meisten Fällen Kalk (Kalzium, teilweise Magnesium). Dazu zwei Beispiele:


  • Die Wirkung von Glyphosat ist in kalkhaltigem Wasser um bis zu 70 % geringer als in entkalktem Wasser.
  • Der in dem alten Rübenmittel Betanal enthaltene Wirkstoff Phenmedipham war in hartem Wasser mit mehr als 25° dH nahezu unwirksam. Beim neuen Betanal maxxPro sorgt die Formulierung für eine gute Wirkung in hartem Wasser.


Dass sich Kalzium an Pflanzenschutzmolküle anlagert, macht man sich aber auch zunutze. So wird z. B. der im Wachstumsregler Medax Top enthaltene Wirkstoff Prohexadion als Prohexadion-Kalzium auf den Markt gebracht, damit sich der Wirkstoff nicht bereits im Kanister abbaut. Um das Kalzium abzulösen, setzt man vor dem Einsatz das Ad-ditiv „Turbo“ zu. Das darin enthaltene schwefelsaure Ammoniak (SSA) spaltet die Verbindung, sodass Prohexadion richtig wirken kann. In stark kalkhaltigem Wasser reicht die SSA-Menge im Turbo allerdings nicht immer aus. Dann empfiehlt es sich, noch 1 kg/200 l SSA zuzu­geben. Auch Moddus profitiert in der Tankmischung mit Medax Top oder auch solo gespritzt von dem SSA-Zusatz.


Wer kalkhartes Wasser einsetzen muss, kann der Brühe organische Säuren (Zitronensäure) oder Entkalkungsmittel wie pH Fix 5, SprayFix oder X-Change zugeben. Durch die Zitronensäure wird Kalk als Kalziumzitrat aus dem Wasser weggefangen, bleibt aber in Lösung und setzt sich nicht in Filtern ab.


Brunnenwasser tabu?

Schwieriger ist es, Eisen- oder Mangan-haltiges Wasser aufzubereiten. Sie erkennen es an den rostigen bis schwarzen Rückständen im Spritztank. Wer Leitungswasser nutzt, hat in der Regel keine Probleme damit.


Anders ist das bei Brunnenwasser. Unter sandigen, diluvialen Böden mit niedrigen pH-Werten können die Eisen- und/oder Mangangehalte sehr hoch sein. Dies kann die Wirkung vor allem von Herbiziden stark beeinträchtigen.


Hohe Eisen- und Manganmengen lassen sich nur mit Wasseraufbereitungsanlagen herausfiltern. Geringe Eisengehalte können Sie z. B. mit pH Fix 5 oder Spray Plus entfernen. Auch mit der Zugabe von Zitronensäure lässt sich Eisen aus dem Wasser wegfangen. Mit SSA kann man die Eisen- bzw. Mangan-Härte jedoch nicht vermindern.


Wer zum Spritzen Oberflächenwasser aus einem Teich oder Bach nutzt, sollte bedenken, dass sich die im Wasser enthaltenen Schwebstoffe (Ton, organische Substanz) an die Wirkstoffe anlagern können. Das schränkt deren Wirkung deutlich ein. Bei Sulfonylharnstoffen (SHS) kann die Wirkung dadurch im Extremfall auf fast „Null“ absinken. Daher gilt: Trübes, ungefiltertes Wasser hat in der Spritze nichts zu suchen!


pH-Wert muss stimmen:

Auseinanderhalten müssen wir unbedingt Wasserhärte und pH-Wert. Während die Wasserhärte den Gehalt der im Wasser enthaltenen Kationen widerspiegelt, gibt der pH-Wert an, wie sauer das Wasser ist. Kalk- oder Magnesium-hartes Wasser hat einen hohen pH-Wert. Eisen- und Mangan-haltiges, hartes Wasser dagegen einen niedrigen. Der pH-Wert lässt sich mithilfe von Teststäbchen sehr leicht messen (erhältlich z. B. über Amazon für 15 €/100 Stück).


Die meisten Pflanzenschutzmittel wirken im schwach sauren Bereich von pH 6,0 bis 6,5 der Spritzbrühe am besten. Bei kalkhartem Wasser liegt der pH-Wert regelmäßig über 7,5 und somit im alkalischen Bereich. Das hat folgende Nachteile: Viele Wirkstoffe, wie z. B. CCC oder Morpholine, lösen sich bei hohem pH-Wert in der Spritzbrühe schlechter. Ist das Wasser kalt, verstärkt sich der Effekt. Zusätzlich wird eine Reihe von Wirkstoffen bei hohen pH-Werten aufgespalten, sie wirken dann nicht mehr. Je höher der pH-Wert in der Brühe ist, umso schneller verläuft dieser Prozess.


Achten Sie daher darauf, dass der pH-Wert in der Spritzbrühe nicht über 7 klettert, wenn Sie CCC, Azole, FOP-, DEN-, DIM-Mittel, Wuchsstoffe, Insektizide (Pyrethroide, Organophosphate, Pirimicarb) einmischen. Das gilt vor allem für Pyrethroide, die durch zu hohe pH-Werte im Spritztank regelrecht zerlegt werden. Durch die Zugabe von Bordüngern (Na-Borate, Bor-Ethanolamin), nicht aber von Borsäure, steigen die pH-Werte über 8. In diesen Fällen sinkt die Wirkung der Pyrethroide gegen Null. Wegen ihrer Formulierung wird die Wirkung der Insektizide Biscaya und Karate Zeon durch hohe pH-Werte dagegen nicht beeinflusst.


Den pH-Wert der Spritzbrühe können Sie wie folgt steuern:


  • pH-senkend wirken Zitronensäure, Propionsäure, SSA, Ethephon-Präparate, Morpholine, Moddus. Bei SSA sind zur pH-Absenkung mindestens 20 % in der Brühe nötig. Dann besteht aber die Gefahr, dass sich Gips in Filtern sammelt.
  • pH-stabilisierend wirken pH Fix 5, SprayFix, X-Change, Wuxal P (letzteres nicht mit zwei- oder höherwertigen Kationen kombinieren).
  • pH-steigernd wirken Na-Borat (Solubor, Bor flüssig), Bor-Ethanolamin (Foliarel-Bor), Natronlauge (NaOH).

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