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Das Standwasser muss raus!

Lesezeit: 6 Minuten

Das Brunnenwasser ist auf vielen Höfen in Ordnung. Das Standwasser im Leitungssystem ist aber oft eine Keimbombe. Worauf Sie achten sollten, erläutern Lea Schemme und Prof. Heiner Westendarp, Hochschule Osnabrück, sowie Andrea Meyer, LWK Niedersachsen.


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Wer Schweine mit intaktem Ringelschwanz halten will, muss dafür sorgen, dass die Tiere möglichst wenig Stress haben. Denn jede Form von Stress fördert das Schwanzbeißen. Zur Stressreduzierung gehört auch eine optimale Wasserversorgung. Sowohl die Menge als auch die Qualität des angebotenen Wassers müssen stimmen.


Wasserqualität überprüft:

Im Rahmen einer Masterarbeit an der Hochschule Osnabrück wurde die aktuelle Wasserversorgung in Schweine haltenden Betrieben im Raum Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen geprüft. Die ausgewählten Betriebe lagen auf einer Achse entlang der Autobahn A1 zwischen Münster und Oldenburg.


Das Ziel der in Kooperation zwischen der LWK Niedersachsen und der Hochschule Osnabrück durchgeführten Untersuchungen war die Erfassung der Wasserqualitäten und -quantitäten in landwirtschaftlichen Betrieben mit Ferkelaufzucht. Die Betriebe hielten zwischen 400 und 4000 Aufzuchtferkel. Gefüttert wurden die Tiere betriebsindividuell mittels Trocken-, Brei- oder Flüssigfütterung. Getränkt wurden alle Ferkel über Nippeltränken.


Ihr Tränkwasser bezogen die Betriebsleiter aus unterschiedlichen Quellen: Zwölf Landwirte nutzten das Wasser aus dem eigenen Hofbrunnen zur Versorgung der Tiere, 17 Betriebsleiter kauften das Wasser von den örtlichen Stadtwerken oder einem anderen Wasserversorger zu.


Im Rahmen der Untersuchung wurden Wasserproben beim Ein- und Ausstallen der Ferkel aus je einem Abteil gezogen. Dadurch konnten mögliche Veränderungen der Wasserqualität im Verlauf eines Aufzuchtdurchgangs ermittelt werden. Die Proben wurden mikrobiologisch und mit Ausnahme des Systemwassers auch chemisch-physikalisch untersucht und dann anhand der offiziellen Empfehlungen des Bundes-Landwirtschaftsministeriums (BMELV) bewertet. Die Beprobung des Wassers wurde folgendermaßen durchgeführt:


  • Zunächst wurde das Wasser dort beprobt, wo es in den Betrieb eingespeist wurde. In Betrieben mit Eigenwasserversorgung wurde die Probe direkt hinter der Pumpe entnommen. Bei Stadtwasserbetrieben erfolgte die Probenahme im Haus, z.B. in der Küche.
  • Die zweite Probe enthielt das Standwasser. Das ist das Wasser, das bereits längere Zeit im Leitungssystem stand.
  • Bei der dritten Probe handelte es sich um das sogenannte Systemwasser. Hierbei wurde das in den Leitungen abgestandene Wasser vor der Probennahme zunächst fünf Minuten lang abgelassen. Dann wurde eine Probe Frischwasser direkt aus dem Leitungssystem entnommen.


Niedrige Nitratgehalte:

Wie in der Übersicht1 zu sehen ist, entsprachen die Ergebnisse der chemisch-physikalischen Untersuchung nahe-zu alle den Orientierungswerten des BMELV. Die durchschnittlichen Werte für Nitrat, Ammonium, Sulfat und elektrische Leitfähigkeit lagen im eingespeisten Brunnen- bzw. Stadtwasser durchgehend im grünen Bereich.


Gefahren für die Gesundheit, wie sie z.B. bei einem dauerhaft zu hohen Nitratgehalt auftreten können, sind bei dieser Wasserqualität nicht zu befürchten. Bei 92% der Proben mit Stadtwasserbezug und 53% der Proben mit Brunnenwasser wurden sogar die wesentlich schärferen Vorgaben der Trinkwasserverordnung eingehalten.


Bei den Abteilproben waren nur die im Vergleich zum Stadtwasser etwas geringeren pH-Werte im Brunnenwasser auffällig. Sie entsprachen den gemessenen Werten im eingespeisten Wasser. Gefährlich sind die niedrigen pH-Werte für die Tiere zwar nicht, allerdings kann das Leitungssystem dadurch auf Dauer korrodieren.


Betriebe, die dauerhaft mit zu niedrigen pH-Werten zu kämpfen haben, sollten über den Kauf einer Anlage zur pH-Wert-Regulierung nachdenken. Die entsprechenden technischen Anlagen arbeiten zum Beispiel mit einem Mineral-Granulat, die den pH-Wert anheben.


Als problematisch erwiesen sich bei der Nutzung von Brunnenwasser die zum Teil deutlich erhöhten Eisen-gehalte. Im Durchschnitt der analysierten Proben lag der Eisengehalt im Brunnenwasser beim Einstallen der Ferkel bei 3,4 mg je Liter. Laut BMELV sollte der Gesamteisengehalt aber 3 mg je Liter nicht überschreiten.


Hohe Eisengehalte beeinträchtigen nicht nur die Schmackhaftigkeit des Wassers. Es bildet sich zudem ein Biofilm, und es kommt zu Ablagerungen im Tränkesystem. Für Betriebe mit sehr hohen Eisenwerten bietet sich der Einbau einer Enteisenungsanlage an, die das Eisen herausfiltert.


Standwasser häufig belastet:

Neben der chemisch-physikalischen Beurteilung sollte das Tränkwasser immer auch mikrobiologisch untersucht werden. Denn eine mikrobiologische Belastung mit Zoonose-Erregern, wie z.B. Salmonellen, Campylobacter oder E.coli-Keimen gefährdet nicht nur die Gesundheit der Tiere. Auch die daraus gewonnenen Lebensmittel können belastet sein und somit eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen.


Die im Rahmen der Untersuchung ermittelten Ergebnisse der Mikrobiologie im Standwasser und im Systemwasser sind in Übersicht 2 dargestellt. Auffällig war, dass insbesondere die Gesamtkeimzahl (KBE) im Standwasser deutlich höher war als im Systemwasser. Das heißt: Wasser, das längere Zeit im Leitungssystem steht, weist Qualitätsmängel auf und sollte vor dem Einstallen der Tiere unbedingt abgelassen werden.


Dass sich das Ablassen des Standwassers lohnt, zeigt sich in den Probenergebnissen des Systemwassers. Wurde das „alte“ Wasser zunächst fünf Minuten aus den Leitungen gespült, ging die Gesamtkeimzahl um das bis zu Achtfache zurück. Das Gleiche galt für die Anzahl an coliformen Keimen. Zum Teil sanken die Werte um zwei Drittel.


Keine wesentlichen Veränderungen hinsichtlich der Wasserqualität wurden zwischen den beiden Probeterminen beobachtet. Die Analysenwerte zwischen dem Ein- und Ausstalltermin der Ferkel schwankten nur marginal und waren statistisch nicht abzusichern.


Auffällig war noch, dass die Stadt-wasser-Proben hinsichtlich der Mikrobiologie teilweise etwas schlechter abschnitten als die Brunnenwasser-Proben. Nicht geklärt werden konnte, ob die von den Wasserversorgern regelmäßig durchgeführten Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen ausgereicht haben, um die Leitungen mikrobio-logisch sauber zu halten. Probleme traten vor allem am Ende von langen Leitungssträngen auf.


Kurze Leitungssysteme:

Die Wasser-analysen zeigen, dass die Wasserqualität in Schweine haltenden Betrieben überwiegend gut ist. Damit das so bleibt, sollten Landwirte die folgenden Tipps beachten:


  • Die Wasserqualität sollte mindestens einmal pro Jahr überprüft werden. Das gilt sowohl für das eingespeiste als auch für das aufgenommene Wasser. Beide Werte müssen in separaten Proben ermittelt werden.
  • Die Hygiene im gesamten Leitungssystem sollte regelmäßig überprüft werden. Neben dem Einbau von Spülfunktionen sollten die Wasserfilter regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Relativ einfach und effektiv ist der Einbau von Wasserhähnen am Ende der Leitung. Werden diese für mehrere Minuten komplett geöffnet, werden viele Verunreinigungen aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit aus der Leitung gespült.
  • Von Vorteil sind kurze Leitungssysteme und Ringleitungen. Blindleitungen müssen unbedingt entfernt werden, und selten genutzte Leitungsstränge sollte man unbedingt abkoppeln.
  • Als Leitungsmaterial ist Kunststoff eher geeignet als Metall. Das Leitungsmaterial sollte in jedem Fall DVGW-geprüft (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V.) sein.
  • Aus hygienischer Sicht sind Nippel-tränken eher zu empfehlen als Beckentränken.
  • Nach jedem Ausstalltermin sollte das gesamte Leitungssystem gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Nur so wird die Biofilmbildung und Neuverkeimung verhindert bzw. reduziert.
  • Im belegten Stall können geeignete Reinigungs- und Desinfektionsverfahren dabei helfen, dass die Wasserqua-lität steigt.
  • Bei Problemen sollten Berater und Tierärzte im Rahmen eines betrieb-lichen Wasser-Hygiene-Monitorings zu Rate gezogen werden.-ar-

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