Stolz bin ich nicht auf meine Landsleute, die in Rumänien so erfolgreich Ackerbau betreiben. Insbesondere dann nicht, wenn ich immer noch von der Idee begeistert bin, dass Europa das Dach über einer sozialverträglichen und nachhaltigen Landwirtschaft sein könnte, die allen gerechte Entwicklungschancen böte.
Auf Böden, die zu „Tiefstpreisen“ zu haben sind, werden in Rumänien bei niedrigen Lohnkosten (400 €/Monat brutto) und niedrigen Produktionsmittelkosten und unter Ausnutzung der europäischen Direktzahlungen, Ackerbauerzeugnisse für den Export produziert.
Wirklich verbriefte Rechte hatten die Rumänen an ihrem Land bisher nicht wirklich. Das spielt internationalen Kapitalgesellschaften und Investoren in die Hände. Die Rumänen selbst müssen einen Großteil ihrer Lebensmittel importieren. Eigene Wertschöpfung im ländlichen Raum, im Sinne einer regionalen und sozial nachhaltigen ländlichen Entwicklung, wird so nicht erzeugt. Im Gegenteil, die Wertschöpfung bleibt nicht im Land, das Kapital wird abgezogen. Das Einzige was bleibt, sind ein paar schlecht bezahlte Arbeitsplätze. Es sind diese Bedingungen, die ländliche Armut und Unterentwicklung zementieren oder erzeugen.
Die Landflucht und der Zug der Menschen nach Mitteleuropa gehen weiter. Aber wir, Europäer, Amerikaner oder Chinesen, machen es ja woanders auch, z.B. in Afrika. In Rumänien war der Weg vom staatlich monopolisierten Kapitalismus zum Neokolonialismus nicht weit. Es ist bedenklich, wenn bei uns eine solche Entwicklung als das Ergebnis vorbildlichen unternehmerischen Handelns gelobt wird. Es fehlt die Verantwortung und die Solidarität.
Eckart Mascus, 65614 Beselich, Hessen