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Der unterschätzte Markt

Lesezeit: 4 Minuten

Mexiko ist der drittgrößte Importeur von Schweinefleisch und eigentlich fest in US-Hand. Ausgerechnet Donald Trump könnte deutschen Exporteuren das Tor zu dem lukrativen Markt aufstoßen.


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Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte: So schauen Schweinefleisch-Händler derzeit auf den Handelskrieg zwischen den USA und Mexiko. Über Nacht belegten die Mexikaner US-Schweinefleisch mit einem Importzoll von 20% und führten gleichzeitig eine zollfreie Quote von 350000 t für andere Länder ein. Auch deutsche Betriebe hoffen seitdem, in Mexiko einen Ausgleich für den aktuell schrumpfenden Markt in China zu finden. Kann das gelingen?


Der Fleischhunger wächst:

Mexiko ist beim Schweinefleisch absolut unterversorgt. Rund 125 Mio. Einwohner konsumieren über 2 Mio. t, die derzeit nur zu 57% aus eigener Produktion gedeckt werden können. Und bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von lediglich 19,2 kg im vergangenen Jahr sehen Experten noch erhebliches Wachstumspotenzial.


Bisher profitieren vor allem die US-Amerikaner davon und decken knapp 90% des mexikanischen Importbedarfs. Nach Angaben der US-Fleischhandelsvereinigung gingen 2017 über 800000 t Schweinefleisch nach Mexiko. Innerhalb von zehn Jahren hat sich sowohl das Volumen als auch der Erlös der US-Exporteure fast verdreifacht (siehe Übersicht). Dabei handelt es sich überwiegend um Schweinefleisch für die Weiterverarbeitung. Darunter auch erhebliche Mengen von Schultern und Schinken: Zuschnitte, die meist zum Kochschinken verarbeitet werden und in Nordamerika traditionell weniger gefragt sind.


Seit Juni sucht Mexiko nun nach anderen Quellen, um Engpässe in der verarbeitenden Industrie zu vermeiden. Entsprechend laut wurden auch die ersten Container aus der Bundesrepublik bejubelt. Doch ein Selbstläufer ist das Mexiko-Geschäft bisher nicht.


Zähe Zulassung:

Das Problem ist der Marktzugang. Als die mexikanische Regierung die zollfreien Importquote einführte, hatten lediglich vier deutsche Betriebe eine Zulassung. Dagegen waren beispielsweise über 140 kanadische und acht chilenische Lieferanten gelistet. Auch Wettbewerber aus der EU waren oft schneller als die Deutschen. In Frankreich, Portugal und allen voran Spanien sind bereits dutzende Betriebe lieferberechtigt und profitieren schon jetzt vom Wegfall der US-Konkurrenz. Neue Interessenten brauchen hingegen vor allem Zeit, denn eine Zulassung gibt es erst nach einer behördlichen Inspektion der Betriebe durch eine mexikanische Delegation. Das kann einige Monate dauern.


Ein weiterer Hemmschuh sind die Preise und Zahlungsbedingungen, die sich wegen der engen Bindung an die USA vom Weltmarkt etwas abgekoppelt haben. Ein Beispiel: Während international kurze Zahlungsziele oder sogar Vorkasse üblich sind, zahlen mexikanische Importeure die Rechnungen erst nach etlichen Wochen. Neue Anbieter kommen dabei schon mal ins Schwitzen.


Kein Wunder also, dass die offiziellen Statistiken momentan keinen berauschenden Anstieg der Mexikoexporte aus Deutschland zeigen. Auch Unternehmen äußern sich mittlerweile weniger euphorisch: „Mexiko ist ein lukrativer Markt, aber auch ein hartes Pflaster“, meint ein deutscher Exporteur.


Fraglich ist zudem, wie sich Mexiko langfristig aufstellt. Die zollfreie Quote ist zunächst bis zum 31. Dezember 2018 befristet. Und da sich die Spannung zuletzt etwas legten, ist ein Kompromiss im Handelsstreit wahrscheinlich. Dafür spricht auch, dass die Mexikaner Angst vor einem ausufernden Handelskrieg mit dem Nachbarland haben. In mehreren Branchen hängen viele Arbeitsplätze von den Exporten in die USA ab. Sollten die aktuellen Verhandlungen zu NAFTA (siehe Kasten) scheitern, würde die Kaufkraft mexikanischer Verbraucher geschwächt. Die Folge: Nachfrage und Preise auch im Bereich Schweinefleisch könnten nachgeben. Doch gerade das will man ja in Mexiko verhindern. Amerikanisches Schweinefleisch wird deshalb auch weiterhin den Weg über die Grenze finden.


Mexiko will Abhängigkeit lösen.

Für deutsche Betriebe dürfte aber auch nach dem Jahreswechsel eine Mexiko-Zulassung von Vorteil sein. Denn eine Rückkehr zur absoluten US-Dominanz ist so gut wie ausgeschlossen. Mexiko will seine Bezugsquellen nämlich schon länger diversifizieren. Der Grund: Mexiko möchte seine eigene Schweinefleischproduktion ausbauen und braucht dafür stabile oder sogar leicht steigenden Preise. Die günstige US-Ware stört diese Entwicklung.


Vielen mexikanischen Produzenten sind die Lieferungen aus dem Norden schon seit Jahren ein Dorn im Auge, weil sie die Preise im Inland niedrig halten. Der Strafzoll gegen die mächtigen Konkurrenz aus den USA weckt deshalb Fantasien.


An dieser Stelle decken sich somit die Interessen der internationalen und der einheimischen Schweinefleisch-Anbieter: Beide brauchen stabil höhere Preise und weniger Konkurrenz aus den USA. Deutsche Exporteure hoffen daher auch weiterhin darauf, demnächst gute Geschäfte in Mexiko machen zu können. Es ist kein Zufall, dass sich etliche deutsche Fleischanbieter für die Ernährungs-Messe im mexikanischen Guadalajara im März 2019 interessieren.


Marktteilnehmer treten aber auf die Euphoriebremse: In der Branche glaubt niemand, dass Mexiko die Umsatzrückgänge in Russland oder gar in China ausgleichen kann. Am Ende stabilisiert aber jedes neue Zielland das Exportgeschäft mit Schweinefleisch und stützt so letztlich auch den deutschen Schweinemarkt. Kontakt: andreas.beckhove@topagrar.com

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