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Die Süßkartoffel vom Federsee

Lesezeit: 4 Minuten

Gregor Parwan aus Kanzach baut auf 600 m Höhe Süßkartoffeln an. Gute Qualitäten und eine steigende Nachfrage entschädigen ihn für die viele Handarbeit.


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Pioniere müssen wohl besonders hart im Nehmen sein: An einem strahlend sonnigen Herbsttag steht Gregor Parwan auf seinem Süßkartoffelacker bei Kanzach (Landkreis Biberach), streift bei fast jeder Knolle die anhaftende Erde ab und legt sie dann behutsam in einen Korb.


„Süßkartoffeln sind sehr empfindlich. Vor allem die ersten verkaufsfähigen Knollen ernte ich lieber von Hand statt mit dem Siebkettenroder“, erklärt der Junglandwirt. Er bewirtschaftet gemeinsam mit seinen Eltern einen Betrieb mit 50 ha Fläche, 30 Kühen und 30 Pensionspferden.


Kein Gunststandort:

Die Idee, Süßkartoffeln anzubauen, brachte Parwans Schwester aus Australien mit. Dass die Lage des Hofes auf 600 m über dem Meeresspiegel bei einer mittleren Jahrestemperatur von 7,5°C aber nicht unbedingt zu den Gunststandorten für die wärmeliebende Kultur gehört, hat den Hofnachfolger nicht abgeschreckt.


Das Laub des Windengewächses stirbt schon bei 2 bis 3°C ab, erst ab 10°C beginnt das Wachstum. „Natürlich gab es Bedenken, ob ich die nötige Wärmesumme zusammenbekomme. Letztlich habe ich einfach den sonnigsten Acker dafür ausgesucht“, beschreibt er die ersten Anbauversuche. 2016 startete der gelernte Landwirt und Industriemechaniker mit 30 Jungpflanzen, die er per Sammelbestellung mit anderen Landwirten aus Israel bezog. 2017 waren es bereits 1000 Stück.


Viel Handarbeit.

Dass der Anbau bisher noch mit viel Handarbeit verbunden ist, tut seiner Motivation keinen Abbruch. Nach der Pflugfurche hat er den Boden im Frühjahr zweimal gegrubbert und einmal mit der Kreiselegge bearbeitet. Mitte Mai setzte er die Jungpflanzen mit 40 cm Pflanz- und 75 cm Reihenabstand von Hand in eine Biomulchfolie aus Maiskleberstärke und bewässerte sie. „Durch die schwarze Folie erwärmt sich der Boden schneller und die Stecklinge können früher mit ihrem Wachstum starten“, sagt der Landwirt.


In der Saison war Gregor Parwan vor allem mit dem Bewässern beschäftigt. Insgesamt sechsmal zog er 2017 das Vakuumfass mit Prallteller durch den Bestand.


Die Erntezeit beginnt Ende Juli, Anfang August und endet spätestens Ende September, bevor sich erste Fröste ankündigen. Damit sein Siebkettenroder nicht verstopft, mäht Parwan das Laub vorher per Frontmähwerk weg. Da die Knollen sehr dicht unter der Bodenoberfläche wachsen, ist die Gefahr, dass sie durch Mulcher oder Roder verletzt werden, groß. „Selbst bei sehr tiefer Einstellung des Roders lassen sich Beschädigungen oft nur schwer vermeiden“, sagt der Junglandwirt. Zur Ernte dürfe es zudem nicht zu feucht sein, damit sich der Roder nicht durch Erdklumpen zusetze.


Eingesammelt werden die Knollen anschließend von Hand und gehen dann in Apfelkisten ins Lager in einen kühlen, dunklen Raum bei 15 bis 18°C.


Mit der Qualität der ersten Ernte ist Gregor Parwan zufrieden. Im Schnitt erntete er pro Steckling zwischen 800 g und 1 kg Süßkartoffeln. In der Spitze wogen die Knollen bis zu 1,3 kg.


Die größte Gefahr drohe den Pflanzen und den Knollen durch Mäuse und Schnecken. Vereinzelt seien Drahtwurmschäden aufgetreten. Da er seinen Kunden aber weiterhin unbehandelte Ware anbieten will, sucht er nach mechanischen Bekämpfungsverfahren: „In diesem Jahr stellen wir am Feldrand Habichtsstangen gegen die Mäuse auf.“


Natürlich will der Landwirt auch seinen Arbeitsaufwand reduzieren: Er plant, den Reihenabstand künftig auf eine Traktorbreite zu bringen, um eine maschinelle Pflanzung zu ermöglichen. „Ideal wäre zudem eine Pflanzmaschine, die gleichzeitig die Mulchfolie verlegen kann.“ Auch die Sortenwahl will Gregor Parwan nach dem ersten Anbaujahr überdenken: Die alte Sorte Beauregard will er zugunsten von Orleans zurückfahren, ihr Ertrag schwanke zu sehr.


Nachfrage bei jungen Leuten:

Um den Absatz macht sich der junge Unternehmer keine Sorgen, auch wenn er erstmal mühsam Klinken putzen muss. Um die Knollen bekannter zu machen, veranstaltet er in der Region sogar Verkostungsabende.


Bis jetzt verkauft er seine Ernte hauptsächlich ab Hof und an umliegende Gaststätten. Pro kg verlangt er 3,25 bis 4 €. Damit ist er doppelt so teuer wie der Großhandel: „Dafür ist die Ware unbehandelt und kommt aus der Region“, betont er. Mit diesem Preis kann er seinen Aufwand decken. Allein die Jungpflanzen kosten ihn 60 ct pro Stück.


Bis Weihnachten 2017 war seine erste Ernte bereits ausverkauft. „Im Rahmen der Slow-Food-Bewegung steigt die Nachfrage, vor allem bei jüngeren Leuten. Wir könnten noch mehr absetzen“, sagt Parwan. In diesem Jahr will er deshalb bereits zwischen 3000 und 5000 Jungpflanzen anbauen. Sein Traum: „Die Süßkartoffel vom Federsee als Marke zu etablieren.“


Silvia Lehnert

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