Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Interview

„Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv“

Lesezeit: 4 Minuten

Beim Projekt „Transparente Landwirtschaft“ machen derzeit drei Betriebe mit. Goldschmaus-Berater Ralf Martens erklärt, wie die Führungen ablaufen und welche Eindrücke Verbraucher bekommen.


Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wie viele Betriebe machen bei dem Projekt mit?


Martens: Zurzeit sind es zwei Schweinehalter mit Sauen und Mast im geschlossenen System sowie ein Milchviehhalter. Sie alle kommen aus dem Raum Cloppenburg in Niedersachsen. Auf zwei Betrieben haben wir ein neues Besucherzentrum mit Vorführraum, Duschschleuse und Umkleideräumen gebaut, ein Betrieb hat dafür einen Teil seiner Diele umgenutzt.


Welche Zielgruppe sprechen Sie mit den Führungen an?


Martens: Wir wollen Schüler ab der 7. Klasse und Verbraucher erreichen und ihnen das unklare Bild der Tierhaltung durch das Öffnen der Stalltür deutlicher machen.


Welche Gruppen haben sich die Ställe bislang angesehen?


Martens: Neben Schulen, die wir gezielt ansprechen, haben sich auch Politiker, Vereine, Tierärzte oder Firmenvertreter angemeldet. Dazukommen Freunde der Familien. Gerade der der Landwirtschaft vor- und nachgelagerte Bereich war stark vertreten.


Wie groß sind die Gruppen und wie viele Führungen machen Sie?


Martens: Wir sind für Schulklassen mit bis zu 30 Personen ausgelegt, wobei sich eine Gruppe im Stall von acht bis zwölf Personen als optimal herausgestellt hat. Schulklassen teilen wir in der Regel in zwei Gruppen ein. Derzeit machen wir im Schnitt zwei Führungen pro Woche, die etwa drei bis vier Stunden dauern.


Zweimal vier Stunden in der Woche kosten viel Zeit für den Landwirt.


Martens: Ja, das stimmt. Daher erhält der Landwirt eine Aufwandsentschädigung. Außerdem gibt es eine Pauschale pro Person für die Gästebewirtung.


Der Aufwand mit Rein- und Raus-duschen und Betriebskleidung ist hoch. Wären separate Besuchergänge hinter Glasscheiben nicht effektiver gewesen?


Martens: Wir haben bewusst diesen Weg gewählt. Die Besucher sollen die Tiere riechen, fühlen und hören können. Sie sollen den Arbeitsplatz der Landwirte hautnah erleben, um bestimmte Haltungsformen, Behandlungen usw. nachvollziehen zu können. Wir wollen, dass die Besucher nicht nur über die Tierhaltung aufgeklärt werden, sondern auch den Beruf des Landwirts wieder wertschätzen lernen. Dies geht am besten direkt am Tier!


Gibt es Tabubereiche, die Sie nicht zeigen oder ansprechen?


Martens: Nein, wir wollen nichts verschweigen oder beschönigen. Daher sprechen wir auch über das Nottöten von Ferkeln, zeigen die CO2-Box und weisen auch auf verletzte Tiere in der Krankenbucht hin. Wir wollen auch keinen Keil zwischen konventioneller Haltung und Biobetrieben treiben, sondern das zeigen, was in 90% aller Betriebe tägliche Praxis ist. Bewusst sprechen wir die Reizthemen an, die von Tierrechtsorganisationen in Filmen immer wieder kritisiert werden und erklären z.B., warum Sauen im Abferkelbereich im Ferkelschutzkorb stehen oder warum manchmal Schwänze kupiert werden müssen.


Die Familie Schmies hat mit 650 Sauen und 2300 Mastplätzen schon einen größeren Betrieb. Gibt es da nicht manchmal den Vorwurf der „Massentierhaltung“?


Martens: Interessanterweise sind das für viele Verbraucher eine Masse Tiere, was sie aber nach dem Besuch nicht mehr negativ sehen mit der Begründung, dass die Landwirte sich ja um jedes einzelne Tier kümmern. Viele haben gesagt, dass Massentierhaltung für sie eher industrielle Tierhaltung mit vielen Fremdarbeitskräften in großen Tierhaltungsanlagen ist. Daran erkennt man aber auch, wie stark das Thema vom persönlichen Eindruck abhängt. Nur wenige haben hinterher gesagt, dass sie diese Art der Tierhaltung generell ablehnen, auch wenn sie jetzt vieles nachvollziehen könnten. Wenn sie dabei sachlich bleiben, ist das für uns völlig in Ordnung. In jedem Fall wurde bisher unsere Offenheit als bemerkenswert und positiv anerkannt


Wo sehen Sie die Herausforderungen für die Zukunft?


Martens: Wir wollen noch mehr Verbraucher erreichen. Vor allem aus dem städtischen Umfeld sind noch zu wenig Leute bereit, unser Angebot zur Information anzunehmen, obwohl es kostenlos ist und sich die Landwirte mit Bewirtung und Führung viel Mühe geben. Manchmal entsteht der Eindruck, dass sich einige mit dem Thema Landwirtschaft und Tierhaltung doch nicht näher auseinandersetzen wollen, es ist bequemer, die eigenen Vorurteile zu pflegen und beizubehalten. Hiervon lassen wir uns jedoch nicht entmutigen. Wir heißen auch in Zukunft jeden willkommen. -neu-

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.