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Direktvermarktung: Die wichtigsten Fragen

Lesezeit: 6 Minuten

Beim top agrar-Seminar zur Milch-Direktvermarktung gab es interessante Fragen. Tanja Lotz von der Landesvereinigung Milch Hessen und Berater Antonius Langehaneberg fassen die wichtigsten Themen für Sie zusammen.


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Was kostet ein Milchautomat? Was ist zu beachten?


Milcherzeuger, die Rohmilch direkt an Verbraucher abgeben wollen, müssen einige hygienische Voraussetzungen beachten: Rohmilch enthält eine unvermeidbare Keimflora, die vom Tier oder aus der Stallumgebung stammen und in der sich auch krankmachende Keime befinden können. Die größte Gefahr geht von unsachgemäßer Euterreinigung während und nach dem Melkprozess aus.


Daher sollten besonders folgende Bereiche beachtet werden:


  • Stallhygiene, Tiergesundheit und Tiersauberkeit,
  • Melkhygiene und technischer Zustand der Melkanlage,
  • Hygiene beim Umfüllen und Transport der Milch,
  • durchgehende Kühlung ≤6,0°C.


Milchviehbetriebe dürfen ihre eigene Milch dann an Verbraucher abgeben, wenn sie an der Abgabestelle den Hinweis „Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen“ gut sichtbar und lesbar anbringen und die Abgabe von Rohmilch zuvor dem zuständigen Veterinäramt angezeigt haben. Rohmilch muss direkt am Ort der Milcherzeugung abgegeben werden und darf nur am Tag der Abgabe oder am Tag zuvor gewonnen worden sein. Das gilt auch für die Abgabe von Rohmilch über Milchautomaten.


Die Kosten für einen Milchautomaten schwanken je nach Modell und Ausstattung. Hinzu kommen weitere Kosten für Überdachung/Gartenhütte, ggf. Wasseranschluss/Waschbecken (mit zuständigem Amt abklären, ob ein Waschbecken vorhanden sein muss), Beleuchtung, Zuwegung, Parkmöglichkeiten und Ausschilderung/Beschriftung, so dass das gesamte Investitionsvolumen zwischen ca. 10000 und 30000 € liegt. Bei der Anschaffung des Automaten sollte darauf geachtet werden, dass der Automat zum einen für die Kunden einfach zu bedienen, zum anderen für den Landwirt auch leicht zu warten und zu reinigen ist.


Der tägliche Arbeitsaufwand liegt Berichten von Praktikern zufolge bei einer Stunde. Wie viel Milch am Tag verkauft werden muss, um alle Kosten zu erwirtschaften, ist verschieden. Man kann grob mit 40 Litern/Tag kalkulieren.


Für alle Personen, die den Milchautomaten befüllen und reinigen, ist eine Erstbelehrung nach Infektionsschutzgesetz beim Gesundheitsamt erforderlich.


Darüberhinaus muss der Milchautomat innerhalb von sechs Wochen nach der Inbetriebnahme bei der zuständigen Eichbehörde angezeigt und regelmäßig geeicht werden. Die Eichfrist für Milchautomaten beträgt i.d.R. zwei Jahre.


Der Name „Milchtankstelle“ ist seit 2013 als Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt geschützt und darf nur mit Einverständnis des Markeninhabers verwendet werden (kostenpflichtig).


Sie sollten sich in jedem Fall vor der Anschaffung mit der zuständigen Veterinärbehörde auseinandersetzen.


Welche Qualifikationen sind für eine eigene Hofmolkerei nötig?


Die benötigte Qualifikation hängt von der verarbeiteten Milchmenge ab:


Unter 500 kg im Jahresdurchschnitt benötigen Sie einen Sachkundenachweis. Die notwendige Sachkunde beim Umgang mit Milch- und Milchprodukten nach der Milch-Sachkunde-Verordnung werden in zwei- bis dreitägigen Sachkundelehrgängen, die mit einer Sachkundeprüfung abschließen, vermittelt. Solche Lehrgänge bieten z.B. die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Molkereiwirtschaft in Kempten, das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg, Kompetenzzentrum für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich Milchwirtschaft in Wangen/Allgäu und die Lehr- und Versuchsanstalt für Milchwirtschaft der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Bad Malente an.


Bei Verarbeitungsmengen zwischen 500 kg und 3000 kg müssen Sie einen ausgebildeten Milchtechnologen/in beschäftigen. Ab einer Verarbeitungsmenge von 3000 kg einen Molkereimeister/in.


Ab welcher Milchmenge lohnt sich eine Hofmolkerei?

Eine Hofmolkerei muss heute von den Behörden hohe Hürden für die Abnahme durchlaufen. Das heißt, um die Festkosten zu decken, sollten mindestens 250000 bis 300000 kg Milch verarbeitet werden. Dafür benötigt man in etwa zwei bis drei Mitarbeiter in Teilzeit in der Molkerei.


Wer sich für eine Belieferung von Privathaushalten entscheidet, braucht bei dieser Milchmenge ca. zehn Minijobber als Fahrer für die Liefertouren. Für den Betriebsleiter bedeutet das neben dem Produkt- und Hygienemanagement deshalb auch vor allem Mitarbeitermanagement.


Wie groß sind die Erlöse und Kosten? Wie viel bleibt übrig?

Im horizontalen Betriebsvergleich mit sechs Vorzugsmilch- und Direktvermarkterbetrieben von 2015/2016 schwanken die Erlöse in einem Bereich von 1,00 € bis 1,50 € je kg vermarkteter Milch. Die Erlöse sind stark abhängig von dem jeweiligen Kundenstamm (z.B. Privathaushalte oder Einzelhandel). Im Bereich Produktion sind Verpackung, Ingredients und Reinigung der höchste Kostenblock. Im Bereich Logistik sind es die Löhne.


Nach Abzug der Produktions- und Logistikkosten bleiben im Schnitt knapp 0,50 € je kg übrig.


Sind Direktvermarktungs-Einkünfte landwirtschaftlich oder gewerblich?

Erlöse von Produkten bis zur ersten Verarbeitungsstufe fallen unter landwirtschaftliche Einkünfte, Produkte der zweiten Verarbeitungsstufe und Zukaufprodukte unter gewerbliche.


Bis zu 10% des Gesamtumsatzes sind diese gewerblichen Umsätze bei pauschalierenden Betrieben akzeptabel. Darüberhinaus sollte man über einen separaten gewerblich geführten Betrieb nachdenken.


Was ist hinsichtlich der Andienungspflicht zu beachten?

Entscheidend ist, was in der Milchlieferverordnung bzw. Satzung bei Genossenschaftsmolkereien oder im Milchliefervertrag bei Privatmolkereien steht. In der Regel ist eine 100% Andienungspflicht gefordert.


Das heißt, man wird nicht umhinkommen, mit der Geschäftsführung zu reden. Ansonsten kann die Molkerei die Abholung der restlichen Milch verweigern. In der Regel wird aber der Direktvermarktung zugestimmt.


Welche Besonderheiten gelten bei Schulen und Kindergärten?

Schulen oder Kindergärten, dürfen keine Rohmilch/Vorzugsmilch annehmen, daher ist eine Belieferung nur mit wärmebehandelter Milch möglich.


Bei der Belieferung von Schulen/Kitas stellt sich für den Landwirt die Frage, ob er hierfür Schulmilchbeihilfe beantragen will. Seit vielen Jahren fördert die EU im Rahmen des EU-Schulmilchprogramms die Versorgung der Kindergartenkinder und Schüler mit Milch zu einem günstigen Preis. Derzeit beträgt der Zuschuss der EU pro kg beihilfefähiger Schulmilch 18,15 Cent. Dies wird sich allerdings demnächst ändern, wenn das EU-Schulmilchprogramm mit dem EU-Schulobstprogramm zusammengelegt wird.


Werden Schulen mit Schulmilch in Kleingebinden (Mehrweg) beliefert, ist bei der Rückgabe des Leergutes ein erhöhter Reinigungsaufwand zu erwarten. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Gebinde wie im Privathaushalt vorher ausgespült werden. Außerdem muss mit einem erhöhten Schwund der Mehrweg-Gebinde (trotz Pfand) gerechnet werden.


Der Zeitaufwand für die Kundenbetreuung nimmt bei Schulen/Kindergärten zu. Im Vergleich zu Privathaushalten gibt es mehr Diskussionen, z.B. um den gesundheitlichen Stellenwert von Milch und Milchprodukten, die Art der Verpackung, Zuckerzusatz in Milchmischgetränken, Anlieferung, Verteilung an die Schüler, Abrechnung, Mindesthaltbarkeit der Waren etc. Das ist u.a. der Tatsache geschuldet, dass es in den Einrichtungen mehrere Mitbestimmer gibt, die unterschiedlicher Meinung sind. Hinzu kommt, dass die zuständigen Personen in den Einrichtungen wechseln, so dass der Direktvermarkter immer wieder mit neuen Ansprechpartnern zu tun hat.-pei-

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