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Ein Kamm – drei Varianten

Lesezeit: 9 Minuten

Kaum ein Gerät ist so verschieden wie der Silokamm: Er wird entweder getragen, gezogen oder er fährt selbst. Wo welches System hinpasst, haben wir für Sie getestet.


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Heimat der Silokämme ist der Süden. Gerade kleinere Betriebe steigen hier oft mit dieser Technik in die mechanisierte Futtervorlage ein. Der Silokamm ist simpel aufgebaut, robust und vergleichsweise günstig. Aber auch für wachsende Betriebe haben die Hersteller passende, größere Lösungen im Programm. Mittlerweile kann man nämlich zwischen angebautem, angehängtem und selbstfahrendem Silokamm mit bis zu 4,2 m3 Volumen wählen. Vor allem der selbstfahrende Kamm mit Hoflader-Triebkopf erfreut sich dabei zunehmender Beliebtheit. Wir wollten wissen, wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Systeme liegen und haben diese drei Silokämme von Siloking miteinander verglichen:


  • Dreipunkt-Silokamm DA 2300
  • Anhänge-Silokamm DA 3600
  • Selbstfahr-Silokamm DA 4200


Wie immer bei unseren Systemvergleichen, untersuchen wir die Geräte einer Firma, um herstellerbedingte Unterschiede auszublenden. Andere Firmen haben natürlich ähnliche Techniken im Programm. Für diese gelten die systembedingten Unterschiede gleichermaßen. Die drei von uns eingesetzten Siloking-Kämme arbeiteten alle mit doppelseitigem Austrag – dafür steht das „DA“ in der Typenbezeichnung. Die nachfolgende Zahl gibt das Ladevolumen als Wassermaß an (2 300 l = 2,3 m3).


Identischer Aufbau:

Viele Dinge sind bei den drei Silokamm-Varianten gleich. So ist der Grundaufbau bei allen identisch und stammt bis zum Anbaupunkt aus einer Fertigungsstraße. Erst an dieser Schnittstelle bekommt derSilokamm einen Dreipunkt, eine Deichsel (und ein Fahrwerk) oder ein Knickgelenk für die Hochzeit mit dem Hoflader-Triebkopf.


Die jeweiligen Typen einer Baureihe unterscheiden sich nur durch ihre Breite, die Länge ist immer gleich. Die schmalste Durchfahrtsbreite auf Ihrem Betrieb gibt also das maximale Fassungsvermögen des Silokamms vor. Auch das Entnahmeschild wächst entsprechend der Behälterbreite. Bei der Außenbreite muss man zusätzlich die Zahl der Austräge beachten. Hier kann man zwischen einseitigem Austrag (links oder rechts) sowie beidseitigen Austragsluken wählen. Für den beidseitigen Austrag muss man etwa 33 cm zusätzlich einplanen.


Bei allen drei Silokamm-Varianten verbaut Siloking „Silonox-Stahl“. Der Boden, die Kratzboden-Führungsleisten sowie die Restgutklappe am Entnahmeschild sind aus der verschleißfesten und korrossionsresistenten Edelstahllegierung gefertigt. Die Zinken sind aus Hardox und schärfen sich selbst.


Herzstück Entnahmeschild:

Siloking setzt bei seinem Entnahmeschild auf einen Reißkamm und nicht auf ein angetriebenes Messer. Die Technik ist einfacher und strukturschonender. Kurzes Futter soll bei der Entnahme nicht noch kürzer gemacht werden. Das Schild ist keilförmig aufgebaut und hinterlässt – mit ein wenig Übung – einen sauberen, festen Futterstock. Dadurch, dass das Futter nach unten gedrückt wird, entsteht eine Art „Schilfdach“ an der Anschnittfläche – das Wasser läuft nach unten ab.


Je besser man mit dem Entnahmeschild arbeitet und auflöst, desto besser kann man das Futter später dosieren. Am besten geht das mit einer leicht kreisenden Bewegung des Schildes. Beim Auftreffen auf den Futterstock schiebt die Parallelogrammgeführte Restgutklappe nach oben und gibt die Zinken frei. Über zwei Zugfedern schließt die Klappe wieder, so lassen sich auch lose Komponenten mit dem Schild aufnehmen. Beim Transport verschließt das Entnahmeschild den Behälter und vermeidet somit Bröckelverluste auf dem Weg in den Stall.


Beim Dreipunkt-Silokamm ist der Entnahmearm im Dreipunktrahmen integriert. Der Arm ist nicht teleskopierbar, für das Dreipunkt-Gerät reicht die fixe Länge. Beim Selbstfahrer sowie beim gezogenen Silokamm verbaut Siloking dagegen einen Doppelrohr-Teleskoparm, der sich hydraulisch ein- und ausfahren lässt. Trotzdem erreichen alle drei Systeme vergleichbare Entnahmehöhen am Silostock von bis zu 3,5 m. Zu den 3,2 m Entnahmehöhe des Dreipunkt-Gerätes (siehe Übersicht „technische Daten“) muss man noch die Hubhöhe des Traktors hinzurechnen. Hier sitzen noch einige Zentimeter drin.


Gleiche Vorlage:

Auch beim Austrag unterscheiden sich die drei Systeme nicht. Die rot-blauen Silokämme arbeiten alle mit einer Dosierwalze pro Austragsluke. Im Vergleich zu Systemen mit zwei Dosierwalzen soll so vor allem bei Stroh und Ladewagensilage mehr Futter dosiert werden. Der Walzenkörper besteht aus einem Sechseck-Profil, die Zinken sind versetzt angeordnet, damit sie das Futter besser auflockern. Ein außenliegender Wickelschutz hält die Lagerung der Walze sauber.


Die Kratzbodenleisten sind verzinkt und mit der Kratzbodenkette verschraubt. Im Falle des Falles lassen sie sich so leicht tauschen. Kratzboden und Dosierwalze laufen immer gemeinsam. Die Ölantriebe für beide Organe sind frei gelagert, so kommt es zu keinen Verspannungen. Apropos Spannen: Die Kratzbodenkette lässt sich sehr bequem mit einem 6er-Inbus von außen nachspannen.


Die Kratzbodengeschwindigkeit wird mit einem Mengenventil geregelt. Die Walze dreht sich unabhängig davon immer mit konstanter Geschwindigkeit. Vor allem bei Ladewagensilage sollte man den Kratzboden erst zudrehen, damit sich die Dosierwalze freiläuft. Danach kann man das Futter mit der Drossel feinfühlig zuführen.


Für Dosierwalze und Kratzboden gibt es einen gemeinsamen Bedienhebel. Wenn sich die Walze dreht, gibt der hydraulische Deckel die Austragsluke frei. Sobald die Walze steht, zieht der federbelastete Deckel zu. So kann kein weiteres Futter beim Umsetzen oder Rangieren herausfallen. Optional bietet Siloking auch einen Dosierbehälter zum Einmischen von Kraftfutter. Dieser wird dann auf der Klappe oberhalb der Dosierwalze montiert.


Schwer im Dreipunkt:

Die Einstiegs-Maschine ist der Dreipunkt-Silokamm. Über eine Schnellkuppelstange lässt sich das Gerät flink an den Traktor an- und wie-der abhängen. Die Ölversorgung kommt vom Traktor. Bei den Dreipunkt-Kämmen gibt es zwei Größen: entweder mit 1,8 oder mit 2,3 m3 Volumen. Der von uns getestete DA 2300 mit doppelseitigem Austrag hat ein Leergewicht von etwas über einer Tonne und darf 1 t Futter aufnehmen. Somit wiegt er aber über 2 t – entsprechend muss der Traktor dimensioniert sein, damit er das volle Gerät auch sicher trägt. Der von uns eingesetzte Steyr 970 (71 PS) war bei Bergauffahrt bereits an der Grenze, hatte allerdings auch kein Frontgewicht.


Das Handling des Dreipunkt-Silokamms ist einfach. Mit dem Traktor kann man das Gerät auch exakt in die Ecken des Silostocks navigieren. Zwei schräge Abweisbleche an den vorderen Außenkanten erleichtern das Rangieren und reduzieren Futterreste an den Silowänden. Serienmäßig gibt es eine mechanische Zwei-Hebel-Bedienung oberhalb des Dreipunktturmes. Kratzboden und Dosierwalze werden vom Traktor aus elektrohydraulisch gesteuert. Optional ersetzt ein Kreuzhebel die Steuerung des Entnahmeschildes. Unser Dreipunkt-Silokamm war mit einer elektrischen Bedienung ausgestattet. Damit lassen sich alle Funktionen bequem vom Traktorsitz aus bedienen und die Heckscheibe kann bei Regen oder kalter Witterung geschlossen bleiben.


Auf Wunsch gibt es für das Dreipunkt-Gerät Staplertaschen. Damit lässt sich der einfache Silokamm auch mit dem Radlader oder Stapler fahren – und wird damit fast zum Selbstfahrer.


Große Volumen anhängen:

Preislich gesehen unser Mittelmaß war der Anhänge-Silokamm. Das hydraulische Fahrwerk erlaubt eine deutlich längere Mulde als beim Dreipunkt-Kollegen. Somit erreicht diese Variante ein nutzbares Volumen von bis zu 4,2 m3. Mit zunehmender Muldenlänge muss aber auch der Arm für das Entnahmeschild teleskopierbar sein, um bei der Vorlage das Futter zum Kratzboden zu schieben. Insgesamt einen Meter kann der Arm hydraulisch ausfahren.


Die Deichsel des Anhänge-Kamms wird über die Ackerschiene mit dem Traktor verbunden. Das geht schnell, folgt nur noch die Gelenkwelle. Denn ab 3,6 m3 Volumen hat der Anhänge-Silokamm eine eigene, zapfwellenbetriebene Ölversorgung. Beim Befüllen senkt man das Fahrwerk ab, bis die Mulde hinten auf dem Boden aufliegt. An der Frontseite vermeiden zwei feste Stützfüße ein Kippeln des Silokamms. Die beidseitigen Hydraulikzylinder heben das Gerät zum Transport wieder in die Waagerechte.


Die Manövrierfähigkeit des angehängten Gerätes hält sich in Grenzen und Rückwärtsfahren will geübt sein. Vor allem in engen Ställen und Stichfuttergängen kann es mit Traktor und gezogenem Gerät schnell eng werden. Dafür hat der Anhänge-Silokamm einen großen Vorteil: Er lässt sich auch mit sehr kleinen Traktoren bewegen, weil diese weder etwas Tragen noch Antreiben müssen (außer der Ölpumpe). Lediglich 35 PS gibt Siloking als Leistungsbedarf für das von uns getestete 4,2 m3-Modell an. Somit lässt sich Futter auch zu einem weiter entfernten Stall zügig transportieren.


Die Art der Bedienung ist identisch mit der des Dreipunkt-Silokamms: Von der Zwei-Hebel-Steuerung bis zur elektrischen Bedienung gibt es hier die gleichen Möglichkeiten.


Schneller mit Selbstfahrer:

Natürlich deutlich teurer – weil mit Triebkopf – ist der Selbstfahr-Silokamm. Bei Siloking stammt dieser von Weidemann und ist bis zum Knickgelenk ein unveränderter Hoftrac. Lediglich der Dieseltank wandert im Vergleich zum Hoflader ins Heck, weil vorne Platz für den Silokamm benötigt wird. Ab dem Knickgelenk entstammt wieder alles der Siloking-eigenen Fertigung.


Der 3-Zylinder-Perkins-Motor leistet 34 PS. Das war bei unseren Einsätzen mit kurzen Wegstrecken ausreichend. Allerdings fährt der Selbstfahrer mit dieser Leistung und einem Gang auch nur 9 km/h. Das kann reichen. Wer aber größere Entfernungen zwischen Stall und Silo zurücklegen muss, sollte für 6 900 € Aufpreis das „Power-Paket“ mit 49 PS aus vier Zylindern, sowie zwei Fahrstufen und 20 km/h Endgeschwindigkeit buchen.


Der Antrieb erfolgt hydrostatisch und lässt sich dank Inchpedal sowohl im Stall als auch am Futterstock gefühlvoll dosieren. Eine Zahnradpumpe versorgt die Hydraulik mit Öl, für die Lenkung gibt es ein Prioritätsventil. Das Entnahmeschild lässt sich mit dem vom Hoflader bekannten Joystick von allen Steuerungen am besten bedienen.


Vor allem am Silo hat man beim Selbstfahrer den besten Blick auf die Arbeitswerkzeuge – und man braucht sich nicht umdrehen. Besonders in die Ecken kommt der mobile Kamm dank Knickgelenk am einfachsten. Und bei Nacherwärmung an der Anschnittfläche kann man mit dem selbstfahrenden Silokamm während einer Befüllung deutlich schneller und gezielter umsetzen.Im Stall hat der mobile Silokamm genauso viele Vorteile: Mit einem Wendekreis von nur 8,6 m schlägt er jedes Traktorgespann und kommt auch in enge Stichgänge. Die Durchfahrtshöhe ist ebenfalls niedriger als beim Traktor und mit dem sehr schmalen Triebkopf wird kein Futter überfahren.


Für etwa 50 Kühe braucht der 34 PS-Selbstfahrer je nach Entfernung lediglich 1 bis 2 l Diesel pro Tag – auch da kommt kein Traktor mit. Bleibt einWermutstropfen: Im Winter sollte man sich auf dem Selbstfahrer warm anziehen – hier bietet die beheizte Traktor-kabine sicherlich den angenehmeren Arbeitsplatz. Jan-Martin Küper

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