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Eine Dreiecks-Beziehung

Lesezeit: 7 Minuten

Katharina, 28, Angestellte im öffentlichen Dienst. Jürgen, 32, Landwirt. Horst, keine Altersangabe, Handpuppe. Zusammen leben sie in Manderscheid, Kreis Bernkastel-Wittlich. Wie gelingt der Alltag zu dritt?


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Auf dem Kapellenhof geht es lebhaft zu: 200 Kühe fressen und käuen wieder. Zicklein meckern, der Hahn kräht. Die Kinder der Feriengäste tönen vergnügt im Sand. Klappt Juniorchef Jürgen eine große Alukiste auf, kommt der schrägste Charakter des Hofes ans Licht: Horst, das Wolfshörnchen. Handgenäht in einer Puppenwerkstatt in Niedersachsen.


Ihr führt einen klassischen Familien-betrieb in der Eifel – Milchvieh, Ackerbau, Grünland, etwas Wald. Vor Kurzem aber konnte man Dich, Jürgen, bei den „Puppenstars“ erleben. Was machst Du als Bauer bei RTL?


Jürgen: Bauchreden! Den Saal unterhalten, die Leute zum Lachen bringen. Das mach ich gern. Aber nicht allein.


Horst: Halloooo! Ich bin Horst. (Puppe winkt) Ich bin gerne vorlaut, etwas frech. Vom Hof weiß ich nicht viel. (dreht sich verschämt weg)


Katharina: Meine Jungs! Jürgen kenn ich seit der Schulzeit. Horst ist recht neu. Vor knapp zwei Jahren wurschtelte er sich irgendwie dazwischen. Da hatten wir gerade geheiratet.


Wie kann es überhaupt sein, dass man hobbymäßig nicht beim Fußball, sondern beim Bauchreden landet?


Jürgen: Einfach so passiert. In der Theatergruppe spiel ich schon lang. Dann schenkte mir Katharinas Mutter zum Geburtstag das Buch eines Komikers und Bauchredners. Ich las es zweimal durch, dann – im Stall, beim Kühe zusammentreiben – probierte ich es aus. Die Zunge oben an den Gaumen schieben, richtig festdrücken, als wäre sie nicht mehr da. Und dann sprechen, nur noch mit dem Kehlkopf.


Horst: Hihi! Bauchreden ist gar nicht das richtige Wort. Jürgen redet ja nicht mit dem Bauch. Er hält einfach nur die Lippen ganz still. Aber... pst… Ein paar Buchstaben kann er nicht so gut, das „b“ und „p“ zum Beispiel. Sonst läuft’s. Also meistens. (Puppe nickt und legt den Kopf zur Seite) Gell?


Welche Rolle spielt Katharina hierbei?


Jürgen: Katharina ist unsere Managerin. Sie organisiert die Auftritte. Meist sind es kleine Feiern, Hochzeiten oder Firmen-Events hier in der Gegend. Bald geht es aber auch nach Magdeburg zu einer richtig großen Firma.


Katharina: Geahnt hat das ja keiner. Jürgen versuchte sein Talent zuerst auf einer Karnevalssitzung, nur so zum Spaß. Damals noch mit einer anderen Puppe. Und dann kam Horst aus Osnabrück! Halb Eichhörnchen, halb Wolf. Jetzt brauchen die zwei jemanden, der die Termine verwaltet. Ansonsten ginge es drunter und drüber!


Horst: Nun haben wir Facebook und auch ’ne Homepage. (tanzt) Katharina hat manchmal richtig Arbeit mit uns.


Jürgen: Ja – denn die passt auf. Ihre Begrüßung, wenn ich abends heimkomme: Hattest Du Anfragen? Termine? Meine Frau weiß genau, wie ich ticke. Schnell mal telefoniert beim Melken und alles wieder vergessen.


Horst: E-Mail! Das sagt sie Dir immer, immer wieder. Wenn die uns wirklich haben wollen, sollen sie ’ne Eeeeeee-Mmmmmmmail schreiben.


Jürgen: Hey, halt dich zurück, ja!


Warum lohnt es denn, Euch beide auf die Bühne zu holen? Was erzählt Ihr?


Jürgen: Hofgeschichten, Anekdoten, was Lustiges. Oft erzähle ich vom Kuhstyling auf ’ner Schau oder der künstlichen Besamung. Das schockt Horst total. Moderne Landwirtschaft kann er sich nicht vorstellen. Beim Thema Kühe ist er voll aus dem Häuschen.


Horst: Ja… Krass. Diese komischen Wörter! Milchcharakter, Zuchtwert, Euter. Und – Besamungshandschuh!!!


Jürgen: Manchmal singen wir auch, am liebsten mit Unterstützung des Publikums. Zauberhaft!


Was macht den „Zauber“ aus?


Jürgen: Am Anfang starren die Leute nur auf meine Lippen. Ich kann förmlich sehen, wie sie denken: Kann der das wirklich? Kommt das vom Band? Später sind sie nur noch bei Horst. Ich selbst bin dann total unwichtig.


Horst: Ich bin ja auch viel schöner als Duuu! Ich schlafe viel. Du willst immer Tiere füttern und so. (Pause) Ich hab schöne Augen… Zähne… (strahlt)


Jürgen: Du bist sooo eitel, Horst! Guck doch mal in den Spiegel.


Horst: Hab keinen in meiner Kiste. (schmollt, wendet sich ab)


Zurück zum Fernsehen: Auf Anhieb im Finale der Sendung zu landen, muss erhebend sein. An welche Momente in den TV-Studios erinnert Ihr Euch besonders?


Jürgen: An die Aufregung. Die Menschen ‚backstage‘, also hinter den Kulissen. Die Gespräche zwischendurch. Ich hatte immer wieder lange Pausen. Also hab ich tolle Leute kennengelernt. Richtige Vollblut-Künstler. Mit einem komplett anderen Alltag und Lebens-entwurf. Aber – warum nicht?


Horst: Sogar Oma saß in Köln im Studio. Hihi. Mit 90 Jahren! Die ganze Familie war da, auch die Mannschaft vom Hof. Fast wie ein Betriebsausflug! (Puppe grinst, taumelt glückselig)


Jürgen: Einmal hab ich in der Maske mit der Stylistin über Milch diskutiert.


Horst: Oh ja. Ich erinnere mich… Die hat Dich aufgehübscht. So ’ne Nette!


Jürgen: Ein anderes Mal hab ich in Ruhe mit ’nem Vegetarier gequatscht. Er hat erzählt, ich hab erzählt. Das war wie Öffentlichkeitsarbeit, wenn auch nur im Kleinen. Und – mit einem der Kameramänner hab ich mich super verstanden. Der schickte mir dann ’ne Weihnachtskarte. Handgeschrieben!


Horst: Tja, das war wohl der Plan. Du solltest mal neue Leute kennenlernen, Jürgi! Das war gut für Deinen Horizont. (lehnt sich zurück, schaut herausfordernd) Gell?


Gewonnen habt Ihr das Finale nun aber nicht. Wie stecken „Jürgen & Horst“ die Niederlage weg?


Horst: Weiß nicht. Jüüürgen? (unsicher)


Jürgen: Für mich war’s keine Niederlage! Als einziger Amateur mit 15 Theater-Profis aus der ganzen Welt in die Endrunde zu kommen, ist doch cool. An dem Abend, als das Finale lief, kamen hier im Dorf über 200 Leute zum Public Viewing zusammen. Wow!


Horst: Trotzdem schade… (weinerlich)


Jürgen: Egal. Ich bin sowieso lieber daheim. Hier kann ich meine Mädels im Stall betüddeln und nebenbei mit Horst unterwegs sein.


Wie lauten Eure Pläne für die nächsten Monate?


Horst: Endlich mal wieder Auto fahren. Hihi! (grinst breit)


Katharina: Horst!!! Sei vorsichtig!


Horst: Ich hab doch recht! Immer diese Raserei! Kein Wunder!


Jürgen: Jooo, hast recht, Kleiner. Weil ich gerade keinen Führerschein hab, fahr ich auch mal wieder mit dem Rad. Da kommen mir ständig neue Ideen fürs Bühnenprogramm.


Horst: Ach ja? Was denn?


Jürgen: …hey, willst Du Punkte? Nee, danke, hab ich schon in Flensburg!


Horst: Haha. Langweilig! Du musst noch viel Fahrrad fahren! (gähnt)


Katharina: So geht das manchmal ewig. Immer hin und her. Sie lieben und sie necken sich. Komisch wird’s nur, wenn Horst gar nicht da ist und Jürgen abends im Badezimmer vor dem Spiegel steht und übt. Dann hält er die rechte Hand so hin, bewegt die Finger und redet und redet.


Horst: Ja, ja. Manchmal macht er das sogar, wenn er auf’m Trecker sitzt!?


Bleibt bei so viel „Jürgen & Horst“ noch Zeit für „Jürgen & Katharina“?


Jürgen: Ja, klar!


Katharina: Nun ja… Ich muss die Zeiten im Kalender schon fest blocken, damit es wirklich gelingt, mit unseren Freunden bowlen zu gehen. Ihr zwei Männer seid schon oft unterwegs.


Horst: Du kommst doch immer mit!


Katharina: Nein, ich fahre nur manchmal mit. Ansonsten weiß ich: Je später ihr nachts nach Hause kommt, desto besser war die Show.


Horst: Aber... (regt sich auf) im Januar, da wart Ihr OHNE MICH im Urlaub.


Katharina: Ja! Das war schön!


Jürgen: Großartig sogar! Eine Woche Kreuzfahrtschiff. Der totale Kontrast zum Hofleben.


Katharina: Und dann, eines Abends…


Jürgen: Da lernen wir beim Essen ein Ehepaar aus Hamburg kennen, kommen locker ins Gespräch. Auf einmal redet der Mann von RTL und diesem Bauern bei den Puppenstars... Crazy!


Horst: Und ich war gaaaaanz allein, zu Hause in der Kiste! (beleidigt)


Katharina: Entspann Dich, Horst! Du bist immer dabei. Als Hintergrundfoto auf meinem Handy. Reingard Bröcker

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