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Aus dem Heft

Fit für die nächsten Jahre Biogasbetrieb

Lesezeit: 6 Minuten

Die „Biogas-Effizienz-Initiative“ hilft Landwirten dabei, ihre Anlagen zu optimieren. Jens Rückert vom Institut für Anlageneffizienz Biogas Ecotec berichtet über bewährte Maßnahmen.


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Seit drei Jahren gibt es Ihre „Biogas-Effizienz-Initiative“. Wo sehen Sie bei den


Anlagen Optimierungsbedarf?


Rückert: Aus den Auswertungen von


Messwerten aus Biogasanlagen haben


sich nach fünf bis zehn Jahren Betrieb


bestimmte Systeme als effizient,


langlebig und servicefreundlich herauskristallisiert. Zudem unterscheiden sich vergleichbare Anlagen bei den Futtermengen und dem Eigenstromverbrauch. Hinter den wirtschaftlichsten Betrieben stehen sehr gute Systeme, bewährte technische und biologische Betriebslösungen, guter Service und vor allem eine vorbildliche Betriebsführung. Viele Betreiber müssen nach einigen Jahren Anlagenbetrieb die richtige Auswahl für Ersatzinvestitionen, Großreparaturen und Erweiterungen treffen. Wer weiterhin von einer EEG-Förderung profitieren will, muss die Biogasanlage zudem flexibilisieren, an den Ausschreibungen teilnehmen und – wegen der niedrigen Vergütungshöhe bei der Ausschreibung – andere Wertschöpfungspotenziale heben. Ziel muss es sein, die Betriebskosten von derzeit 18 bis 22 ct je kWh Strom auf unter 16 ct zu reduzieren.


langlebig und servicefreundlich herauskristallisiert. Zudem unterscheiden sich vergleichbare Anlagen bei den Futtermengen und dem Eigenstromverbrauch. Hinter den wirtschaftlichsten Betrieben stehen sehr gute Systeme, bewährte technische und biologische Betriebslösungen, guter Service und vor allem eine vorbildliche Betriebsführung. Viele Betreiber müssen nach einigen Jahren Anlagenbetrieb die richtige Auswahl für Ersatzinvestitionen, Großreparaturen und Erweiterungen treffen. Wer weiterhin von einer EEG-Förderung profitieren will, muss die Biogasanlage zudem flexibilisieren, an den Ausschreibungen teilnehmen und – wegen der niedrigen Vergütungshöhe bei der Ausschreibung – andere Wertschöpfungspotenziale heben. Ziel muss es sein, die Betriebskosten von derzeit 18 bis 22 ct je kWh Strom auf unter 16 ct zu reduzieren.


Nach welchen Kriterien sollten Betreiber Investitionen planen?


Rückert: Diese sollten sie so gestalten, dass sie die Betriebskosten senken und den Ertrag erhöhen. Unsere Hauptkriterien für die Empfehlung von Systemen, Komponenten oder Betriebsweisen aus betrieblicher Sicht sind schnelles und servicefreundliches Handeln eines Systemanbieters (z.B. bei Havarie oder Maschinenbruch), robuster und langlebiger Betrieb einer Komponente bei minimalen Betriebskosten bzw. maximalem Ertrag. Dabei sollten Betreiber auch auf Lösungen zurückgreifen, die sich in den letzten fünf bis zehn Jahren Anwendung betriebswirtschaftlich bewährt haben.


Wo setzen Sie bei der Optimierung an?


Rückert: In allen Bereichen, die Betriebskosten verursachen oder Erträge erhöhen. Wir unterteilen das in die zwei Bereiche Gaserzeugung und Wertschöpfung in der Gas- und Gärrestnutzung.


Was hat sich bei der Fütterungstechnik bewährt?


Rückert


In den Biogasanlagen mit Flüssigfütterung mit oder ohne Hydrolyse haben wir die wirtschaftlichsten Ergebnisse ermittelt. Die Hydrolyse muss jedoch richtig betrieben sein. Dazu gehört eine Verweilzeit von 1 bis 2 Tagen bei 20 bis 25 °C und einer guten Durchmischung. Langfristige Einsparungen gehen mit der Rohstoffseite los. Viele Betreiber beschäftigen sich mit günstigeren Substraten wie Maisstroh, Getreidestroh, Gras, Rüben und Mist sowie anderen Nebenprodukten aus dem Agrarbereich. Aber Achtung: Nach unseren Auswertungen fressen große Zerkleinerer mit über 50 kW durch Stromkosten und Verschleiß oft die Kostenvorteile der Rohstoffe wieder auf. Daher empfehlen wir möglichst gehäckselte Ware oder mittlere Längen, die dann über eine Flüssigfütterung mit einem vorgeschalteten Nasszerkleinerer sehr gut aufgeschlossen werden. Gleichzeitig erfolgt hier auch eine Störstoffabscheidung. Bei der Feststoffbeschickung können bis zu 6 000 € jährlich eingespart werden. Und zwar allein im Stromverbrauch. Vertikalmischer auf Basis von Futtermischsystemen verbrauchen am meisten Strom, gefolgt von Schubbodensystemen. Sehr sparsam arbeiten Kratzkettenförderer. Die größten wirtschaftlichen Verbesserungen werden im Zusammenspiel von mehreren biologisch-technischen und konzeptionellen Lösungen erzielt. So lässt sich z.B. der Eigenstrombedarf einer 500 kW-Anlage insgesamt um bis zu 70000 € reduzieren. Wenn eine Anlage die Einbringtechnik umrüstet, um mehr Mist oder Ganzpflanzensilage einsetzen zu können, darf die Rührtechnik nicht zu höheren Stromkosten führen. Auch dürfen sich keine Schwimmschichten bilden.


Was empfehlen Sie bei der Rührtechnik?


Rückert: Wir sehen einen Trend zum sicheren und sparsamen Betrieb. Schnellläufer mit über 200 U/min sind aufgrund ihrer hohen Strom- und Verschleißkosten nicht mehr ratsam. Tauchmotorrührwerke haben in den letzten Jahren die meisten Ausfälle verursacht, z.B. über Seil- und Kabelrisse oder Propellerverschleiß. Mit Umrüstung auf Langsamläufer als Propellerrührwerk können Betreiber ihre bisherigen Rührwerkskosten um etwa 50% reduzieren. Nach längerem Auswertungszeitraum könnte eine Anlagen damit bis zu 66000 € jährlich an Stromkosten einsparen. Wir raten zu Langsamläufern mit außen liegendem Antrieb. Und zwar sowohl für An-mischgruben, Hydrolysen als auch für Fermenter und Nachgärer mit großen Leistungsreserven sowie für Substrate mit hohem Trockensubstanzgehalt.


Sie haben auch die biologische Optimierung angesprochen. Was ist da zu tun?


Rückert: Der Bereich der biologischen Optimierung wird deutlich unterschätzt. Sicher auch deshalb, weil viele Betreiber schon alles Mögliche „getestet“ haben. Mit Fermentationshilfsstoffen auf Pflanzenbasis (Alkaloid) lassen sich z.B. die Rührfähigkeit verbessern, der Stromverbrauch senken und oft auch der Verbrauch von Mais oder anderer Silage reduzieren.


Welche weiteren Schritte empfehlen Sie?


Rückert: Zur Kosteneinsparung sind auch kleine Schritte sinnvoll. So verlieren einige Anlagen durch zu langen Fackelbetrieb oder kleinste Undichtigkeiten zu viel Gas. Daher empfehlen wir etwa zweimal pro Jahr eine Gasleckagekontrolle mittels Gaskamera. Gleichzeitig sollte das Gasspeichermanagement optimiert werden.


Und wie können die Betreiber ihre Erträge steigern?


Rückert: Hier gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten, wie den Ausbau der Wärmenutzung. Dieser liegt in vielen Biogasanlagen bei 25 bis 75 % Nutzungsgrad. Ein Ausbau ist z.B. mit dem Auf- oder Ausbau eines Wärmenetzes möglich oder dem Einstieg in die Lohntrocknung für Getreide, Ballen, Luzerne, Holz und auch Nebenprodukte. Anlagenbetreiber haben mit der Dienstleistung und dem KWK-Bonus Mehrerlöse von 20000 bis zu 100000 € jährlich erzielt. Auch kann der Betreiber sein BHKW gegen ein betriebsstabileres Modell tauschen oder sogar auf den Flexbetrieb im Fahrplanbetrieb umstellen.


Allerdings setzt der Ausbau in eine Flexibilisierung in den meisten Fällen die Vergrößerung des Gasspeichers und die Installation einer sehr sensiblen Füllstandsmessung voraus. Zudem ist auch eine kontinuierliche enge Abstimmung zwischen Betreiber und BHKW-Service immer wichtiger. Beim Flexbetrieb hat sich der Fahrplanbetrieb als ertragreichste Fahrweise gezeigt. Es wurden bereits schon bis zu 11000 € monatliche Mehreinnahmen im Vergleich zum Dauervolllastbetrieb erzielt. Sie teilen sich auf in 9 000 € aus der Flexprämie und 2000 € Umsatz aus dem Stromhandel.


Allerdings setzt der Ausbau in eine Flexibilisierung in den meisten Fällen die Vergrößerung des Gasspeichers und die Installation einer sehr sensiblen Füllstandsmessung voraus. Zudem ist auch eine kontinuierliche enge Abstimmung zwischen Betreiber und BHKW-Service immer wichtiger. Beim Flexbetrieb hat sich der Fahrplanbetrieb als ertragreichste Fahrweise gezeigt. Es wurden bereits schon bis zu 11000 € monatliche Mehreinnahmen im Vergleich zum Dauervolllastbetrieb erzielt. Sie teilen sich auf in 9 000 € aus der Flexprämie und 2000 € Umsatz aus dem Stromhandel.


Wie sollte ein Biogasbetreiber nach Ihrer Empfehlung vorgehen?


Rückert: Jeder Betreiber sollte bei einer größeren Sanierung oder Erweiterung aus Ersatzinvestitionen, Erweiterungen und Einsparungen ein Projekt machen und für Konzept, Planung, Genehmigung, Umsetzung 1,5 bis 3 Jahre veranschlagen. Genehmigungsfreie Maßnahmen sind natürlich auch einzeln umsetzbar. Die größten betrieblichen Engpässe oder Kostenfresser sind als Erstes zu beseitigen.Hinrich Neumann

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