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Fleischrinder veredeln extensives Grünland

Lesezeit: 7 Minuten

In Frankreich ist ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche Dauergrünland oder Weideland. Den Mutterkuhhaltern spielt das in die Karten. Sie verdienen am Export der Tiere.


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Frankreich ist ein Feinschmeckerland. Rund 24 kg Rindfleisch isst jeder Franzose im Durchschnitt pro Jahr. Das ist mehr als das Doppelte des Verbrauchs in der EU. Auch in Deutschland liegt der Konsum mit 13,9 kg weit darunter (Übersicht).


Frankreichs Fleischrinder:

In Frankreich gibt es rund 4 Mio. Fleischrinder.Im Vergleich dazu sind es in Deutschland weniger als 1 Mio. Nach Auskunft des französischen Instituts für Tierzucht (IDELE) ist die Zahl der Fleischrinder in Frankreich seit Jahren stabil. Die Zahl der Mutterkuhhalter ging dagegen allein in den letzten zehn Jahren von 112000 auf 87000 zurück. Dennoch gibt es in Frankreich nach wie vor viele kleine Betriebe: 44% der Mutterkuhhalter haben weniger als 30 Tiere. Nur 9% aller Landwirte halten mehr als 100 Tiere. In diesen Betrieben steht aber fast ein Drittel aller französischen Fleischrinder.


Die große Zahl der Fleischrinder in Frankreich kommt nicht von ungefähr. Viele Regionen des Landes sind aufgrund ihres hohen Grünlandanteils prädestiniert für die Fleischrinder-Haltung. Einige bekannte Rassen wie das Limousin- oder das Charolais-Rind haben ihren Ursprung in Frankreich. Diese sind innerhalb des Landes zum Teil noch heute nach ihrer ursprünglichen Herkunft verteilt. Im Zentralmassiv findet man aufgrund der Höhenlage Fleischrassen, die sich besonders für die extensive Haltung eignen, zum Beispiel die Rassen Aubrac und Salers.


Die Rasse Charolais hat den mit 1,5 Mio. Tieren größten Anteil an den Fleischrinder-Rassen in Frankreich. Danach folgen Limousin-Rinder mit 1,1 Mio. Tieren. An dritter Stelle steht eine weitere intensive Fleischrasse, die Blond d’Aquitaine mit 500000 Tieren. An vierter und fünfter Stelle folgen die extensiv gehaltenen Rassen Salers und Aubrac mit je etwa 200000 Tieren.


Frankreich erreicht einen Umsatz von 2,3 Mrd. € (2016) mit dem Export lebender Rinder. Ein Großteil davon sind Jungrinder. Im Jahr 2016 waren das 818000 Absetzer aus Mutterkuhhaltung (über 160 kg), hinzu kamen 181000 Kälber unter 160 kg.


Zucht mit Herdbuchbullen:

Das größte Zielland der Exporte ist Italien, dorthin gehen allein rund 80% der Bullenkälber. Auch Alain Mialon verkauft seine männlichen Kälber ins Ausland. Wie schon sein Vater hält er Charolais-Mutterkühe im französischen Zentralmassiv. „Sie sind meine Leidenschaft seit der Kindheit und für mich die beste Fleischrasse, die es gibt“, sagt Mialon. Und das merkt man, die Tiere haben großes Vertrauen zu ihm.


Die Herde von Mialon umfasst 100 Mutterkühe und 35 Färsen für die Remontierung. Zu dem Betrieb gehören 190 ha landwirtschaftliche Fläche, davon sind 128 ha Weideland. Außerdem baut er je 10 ha Luzerne, Körnermais und Zuckerrüben sowie Spargel zur Selbstvermarktung an. Die Rinderherde von Mialon ist fast vollständig im Herdbuch registiert. „In Frankreich trifft das auf 120 000 Charolaiskühe zu“, sagt Stéphane Billoux, Rasseexperte beim Herdbuchverband der französichen Charolaiszüchter. Mialons Vater ließ die Tiere künstlich besamen. Um den Arbeitsaufwand zu senken, setzt er nun wieder auf Natursprung. Dafür kauft er jedoch nur gute Herdbuchbullen. Bei der Auswahl achtet er auf die Tageszunahmen der Vererber sowie auf Fruchtbarkeit und Muttereigenschaften.


Über die Wintermonate sind die weiblichen Tiere im Stall, in der übrigen Zeit laufen sie in Gruppen auf den Wiesen um den Hof. Die Rinder kalben mit drei Jahren zum ersten Mal, dann wiegen sie etwa 700 kg. Die Akalbung erfolgt saisonal. So finden 80% der Geburten zwischen Oktober und Dezember statt. Das erleichtert die Kontrolle. In der Geburtssaison sei er ohnehin ständig im Stall: „Oft bin ich zu nervös, um bei der Geburt nicht zu helfen“, sagt Mialon.


Wirklich starke Hilfe wie ein Kaiserschnitt sei aber nur bei zwei bis drei Geburten im Jahr nötig. Nach wenigen Tagen enthornt der Landwirt die Kälber, auch deshalb sei die Abkalbung im Stall praktisch. Außerdem kann er die Kühe nach der Kalbung im Stall mit hochwertiger Luzerne-Silage aus dem ersten Schnitt füttern.


Vermarktung ab Hof:

Ab dem Frühjahr gehen Kühe und Kälber wieder auf die Weide. Je ein Bulle läuft dann in einer Herde mit 20 Kühen.


Im Juli trennt Mialon die Kälber von den Kühen. Etwa zehn gute Bullen verkauft er pro Jahr als Zuchtbullen an andere Betriebe. Die anderen männlichen Absetzer gehen nach Italien. Dort werden sie gemästet. Für ein neun Monate altes Rind erhält der Landwirt etwa 1800 bis 2000 €.


Die weiblichen Absetzer behält Mialon zur Hälfte für die eigene Remontierung. Die andere Hälfte mästet er selbst. Dabei ist er ein Minimalist. Früher habe er viel mehr Kraftfutter zugefüttert. Inzwischen mästet er die weibliche Nachzucht extensiv. Im Stall bekommen die Tiere 1 kg Kraftfutter, 200 g Sojakuchen und Heu ad libitum. Soweit es geht, stehen sie aber auf der Weide, auch da füttert Mialon nur wenig Kraftfutter.


Dementsprechend lang ist die Mastdauer: Erst nach drei Jahren Mast verkauft der Landwirt die weiblichen Tiere. Seine beste Einnahmequelle ist der direkte Verkauf von rund zwei Drittel dieser Tiere ab Hof. Dabei erlöst er 2800 bis 3000 € pro Tier. Alle anderen gibt er an eine Vermarktungsgenossenschaft oder an private Händler und Schlachtereien ab. Dort ist der Erlös um fast 1000 € geringer. Der durchschnittliche Preis in Frankreich lag im letzten Jahr für Färsen bei 3,88 € und für Jungbullen der Klasse R bei 3,64 € pro kg Schlachtgewicht.


Zweinutzungsrasse im Kommen:

Einen ganz anderen Schwerpunkt legt der Betrieb Gilbert. Er setzt auf eine traditionelle französische Zweinutzungsrasse, die Montbéliarde. Vor drei Jahren ist Sébastien Gilbert in den Familienbetrieb eingestiegen. Auf den Wiesen um den Hof grasen 75 Kühe in Ganztagsweide. Die Kühe kalben in den Wintermonaten im Stall. Zu dem Betrieb gehören insgesamt 100 ha Dauergrünland, Ackergras und Luzerne sowie 23 ha Getreide und 7 ha Silomais.


Die Rasse ist in Frankreich keine Seltenheit. Ihr Anteil ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Inzwischen sind 17% der Milchkühe Montbéliarde. Der Vorteil dieser Rasse ist ihre ausgesprochene Robustheit einerseits sowie gute Schlachtkörpererlöse andererseits.


Etwa 200 € erlöst der Betrieb für ein vier Wochen altes reinrassiges Bullenkalb. Mit fünf Monaten erreichen die Kälber ein Schlachtgewicht von rund 130 kg. Kühe liegen im Durchschnitt bei 350 bis 360 kg Schlachtgewicht.


Aufgrund der Leichtkalbigkeit der Rasse setzen die französischen Landwirte bei etwa einem Viertel der Besamungen Fleischrassen ein. Auch Gilbert nutzt die guten Erlöse für Kreuzungskälber und lässt die Hälfte seiner Kühe mit Charolais-Sperma besamen. Die Kreuzungskälber verkauft der Landwirt im Alter von vier Wochen an Mäster in Italien. Für ein weibliches Kalb bekommt er 250 €, ein männliches geht für 450 € vom Hof.


Vorteil Fruchtbarkeit:

Die andere Hälfte der Kühe besamt Gilbert mit Montbéliarde-Sperma. Bei guten Kühen und Färsen auch mit gesextem Sperma. Die Rasse Montbéliarde zeichnet sich durch eine gute Eutergesundheit und Fruchtbarkeit aus. In Zahlen heißt das: Der Landesdurchschnitt aller Montbéliarde-Kühe hat eine Zellzahl von 235000, die der Holsteinkühe liegt bei 277000. Der Besamungsindex der Montbéliarde-Kühe ist 1,8, für Holsteins liegt er bei 2,2. Rund 20% der Montbéliarde-Kühe sind in ihrer fünften Laktation oder älter. Bei der Rasse Holstein sind das nur 10%. Das spricht für die Robustheit dieser Rasse.


Die Inhaltsstoffe der Milch sind ein Grund dafür, dass Käsereien für bestimmte Sorten nur die Milch dieser Kühe einsetzen. Die Herde von Gilbert hat eine Leistung von 8000 l pro Jahr. Die Inhaltsstoffe liegen bei 4,15% Fett und 3,75% Eiweiß. Der Betrieb verkauft die Milch seiner Kühe an eine kleine regionale Molkerei, die daraus Blauschimmelkäse herstellt. Die Voraussetzung dafür sind mindestens 150 Tage Weidegang im Jahr.


Für Gilbert ist das kein Problem, die Kühe sind ohnehin von April bis November ganztägig draußen. In dieser Zeit füttert der Landwirt bis zu 5 kg Kraftfutter pro Tag. Während der Stallsaison und in der Übergangszeit bekommen die Kühe eine Mischration aus 25 kg Grassilage, 17 kg Maissilage, 3 kg Luzerneheu sowie 2,5 kg Konzentrat aus Mais und Weizen und 2 kg Rapskuchen. Katharina Lütke Holz

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