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Flex-BHKW: Viele würden heute größer bauen

Lesezeit: 5 Minuten

Das Ergebnis unserer Umfrage zu BHKW im Flex-Einsatz zeigt: die meisten Betreiber sind mit Technik und Service zufrieden. Doch es offenbaren sich auch Planungsmängel.


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Etwas mehr als fünf Jahre gibt es jetzt die Flexibilisierungsprämie, die mit dem EEG 2012 eingeführt wurde. Inzwischen haben etliche Betriebe ihre Biogasanlage auf den flexiblen Betrieb umgestellt. Im Mittelpunkt dabei stehen ein oder mehrere Blockheizkraftwerke (BHKW), die je nach Stromnachfrage mehr oder weniger Strom produzieren. Wir haben daher rund 70 Betreiber gefragt, welche Erfahrungen sie mit dem Flex-BHKW gemacht haben und wo sie noch Nachholbedarf sehen.


Die meisten der Umfrageteilnehmer stammen aus Bayern (28) , Niedersachsen (21), Nordrhein-Westfalen (10) und Baden-Württemberg (5). Ihre Anlagen stammen aus den Jahren 1995 bis 2015.


Verdopplung der Leistung:

Nach dem Einstieg erster Pioniere im Jahr 2012 mit Einführung der Flex-Prämie begann die Flexibilisierung im größeren Stil ab dem Jahr 2014 – so auch bei unserer Umfrage (Übersicht 1).


Die meisten Anlagen haben die Leistung maximal verdoppelt. In der Übersicht 2 haben wir das „Grad der Überbauung“ genannt. Ein Wert von 2,0 bedeutet eine Verdopplung der Leistung, ein Wert von 3,0 eine Verdreifachung usw. Der Grad der Überbauung war unabhängig vom Alter der Ursprungsanlage. Auffällig ist nur, dass eine Überbauung größer Faktor 2,0 erst ab dem Jahr 2014 einsetzte, größer als Faktor 3,0 ab dem Jahr 2016. Beim Überbauungsfaktor oder dem Jahr der Flexibilisierung gibt es keine regionalen Besonderheiten.


Häufig zwei Flex-BHKW:

Jeder zweite der Befragten hat ein zweites zusätzliches Flex-BHKW installiert, neun besitzen sogar drei Flex-BHKW.


Beim 1. Flex-BHKW haben die meisten auf den Hersteller Schnell gesetzt (18), wobei darunter sowohl Zündstrahler als auch Gas-Otto-BHKW mit Motoren von Scania und Liebherr fallen. Weitere häufig genannte Hersteller waren 2G, Hagl und Jenbacher (Übersicht 3). Unter Sonstige fallen Hersteller wie Agrikomp, Bayern-BHKW, MTU oder Seva.


Hersteller 2G aus Vreden (NRW) kommt in unserer Umfrage häufiger bei Betreibern aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vor, die bayerischen Hersteller Hagl und Geisberger dagegen überwiegend bei bayerischen Kunden. Jenbacher und Schnell dagegen sind gleichmäßig über ganz Deutschland verteilt. Nur sieben der 34 Betreiber haben beim zweiten BHKW einen anderen Hersteller als beim ersten gewählt (Übersicht 4).


Nur zehn Betreiber gaben an, dass das erste Flex-BHKW im Start-Stopp-Betrieb läuft, wobei die Zahl der Starts zwischen 30 und 800 pro Jahr lag. Beim zweiten BHKW fuhren alle 34 Betreiber einen Start-Stopp-Betrieb. Die Zahl der Starts pro Jahr lag zwischen 25 und 1100. Bei der Angabe der Starts sind auch Fehl- und Servicestarts enthalten.


Probleme mit Hersteller:

30 Betreiber schrieben, dass sie Probleme mit dem BHKW-Hersteller hatten (Übersicht 5). Davon betroffen waren mehrere Hersteller, kein Unternehmen wurde außergewöhnlich häufig genannt. An zweiter Stelle folgen Probleme mit dem Direktvermarkter (22).


Weniger Ärger gab es mit dem Hersteller des BHKW-Motors oder mit externen Serviceunternehmen.


Das spiegelt sich auch in der Zufriedenheit mit dem BHKW-Service wider (Übersicht 6): 50 Betreiber sind damit sehr zufrieden bzw. zufrieden. Für acht Umfrageteilnehmern gilt das nur mit Einschränkungen, weitere acht sind eher unzufrieden.


Einige Probleme:

Bei einzelnen Betrieben tauchen unter anderem folgende Probleme auf:


  • Es dauert zwei Wochen bis drei Monate, bis es einen Servicetermin gab.
  • Fehler wurden nicht sauber erkannt und behoben.
  • Laufend änderte sich das Personal.
  • Es gab keinen Notdienst für abends oder am Wochenende.
  • Der Service war sehr teuer.


Befragt zu den Problemen mit dem Flex-BHKW nannten 34 Betreiber Startschwierigkeiten, bei 13 Teilnehmern gab es defekte Bauteile, zehn hatten Probleme mit der Wärmesteuerung und 15 gaben sonstige Störungen an.


Viele Defekte:

58 Betreiber haben konkrete Probleme benannt. Besonders häufig kam folgendes zur Sprache:


  • mangelhafte Durchmischung und schlechte Anpassung an Fahrplanbetrieb beim Wärmepufferspeicher,
  • Schwierigkeiten, den konstanten Druck im Gassystem zu halten,
  • unzuverlässige Anlasser,
  • Korrosion am Abgaswärmetauscher,
  • schlechter Teillastwirkungsgrad beim BHKW,
  • Verschleiß und Defekte bei den Zylinderköpfen.


Zu kleiner Gasspeicher:

Weitere Probleme ergaben sich, weil der Gasspeicher zu klein war. Außerdem meldeten Landwirte vereinzelt Probleme mit der Elektronik, Fehlermeldungen aufgrund von Öldruck oder Kühlwasser, Probleme mit der Gemischbildung bzw. der Vorkammer, mangelhafte Vorwärmung oder hoher Stromverbrauch, wenn diese per Heizstab erzeugt wurde.


Ein Landwirt berichtete, dass alte Motorensteuerungen nicht die Anforderungen erfüllen, die Direktvermarkter an die Technik stellen. Auch gab es bei mehreren Anlagen Probleme mit der Schnittstelle zwischen dem Direktvermarkter und dem BHKW.


Wünsche der Betreiber:

Folgende Verbesserungsvorschläge haben die Betreiber für die BHKW-Hersteller:


  • Das Startverhalten der BHKW muss weiter verbessert werden.
  • Wartungs- und Instandhaltungspakete sollten zum Flex-Betrieb passen.
  • Startpakete sollten sich auch bei älteren BHKW günstig nachrüsten lassen.
  • BHKW müssen besser auf Teillastbetrieb ausgelegt werden.
  • Auch sollten mehrere BHKW besser über BUS-Systeme miteinander verbunden werden.
  • Wünschenswert wären mehr Kulanz der Motorenhersteller beim Abstellen von Problemen sowie ein besserer Notdienst.


Von den Direktvermarktern bzw. den Stromhändlern und Netzbetreibern wünschten sie sich:


  • bessere Beratung für eine optimale Vermarktung,
  • bessere Prognosen zur Optimierung der Fahrpläne,
  • bessere Beschreibung der Anforderungen an Biogasanlage und Motorsteuerung,
  • mehr Unterstützung durch die Netzbetreiber,
  • weniger Bürokratie bei der Zertifizierung von BHKW ab 1 MW nach der Mittelspannungsrichtlinie.


Was Betreiber ändern würden:

Auf die Frage, was die Betreiber heute anders machen würden, gab es diese Antworten:


  • stärkere Überbauung,
  • größerer Wärmespeicher,
  • größerer Gasspeicher,
  • größere Gasaufbereitung,
  • BHKW mit externer Wasser- und Ölheizung ausstatten, um Kaltstarts zu verhindern,
  • auf einen Abgasturbo oder einen Turbo-Compounder verzichten, weil sie den Motor unnötig belasten und Standzeiten verursachen,
  • beim Motor keinen „hochgezüchteten“ Mehrventiler wählen,
  • genauer abklären, was der Motor und die Anlagensteuerung können müssen,
  • die Hydraulik bzw. die Wärmenetze besser dimensionieren sowie die Wärmeauskopplung besser berechnen.


Branche hat dazugelernt:

„Die Umstellung von der Grundlast hin zu einer flexiblen Stromerzeugung war und ist eine große Herausforderung“, kommentiert Dr. Stefan Rauh die Umfrageergebnisse. Der Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas betont: „Mittlerweile haben sich Betreiber, Technikhersteller und Vermarkter darauf eingestellt.“ Die positive Entwicklung lasse sich an der Antwort der Umfrageteilnehmer ablesen, was sie anders machen würden. Rauh: „Sie gehen das Thema heute offensiver an und haben erkannt, dass die Anlage ganzheitlich angepasst werden muss.“Hinrich Neumann

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