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Freilebende Nematoden – beweglich und schwer zu beherrschen

Lesezeit: 7 Minuten

Die freilebenden Nematoden sind in ihrer Vermehrung – anders als die Zystennematoden – nicht auf Kartoffeln angewiesen, sondern können sich auch an anderen Kulturen fortpflanzen. Weil sie mehrere Zyklen pro Jahr durchlaufen und es kaum Resistenzen in Pflanzen gibt, sind sie kaum beherrschbar. Um sie in Schach zu halten, sind Fruchtfolge, Sorten und die Zwischenfruchtwahl von besonderer Bedeutung.


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Zu den wichtigsten zählen der Wurzelnematode Pratylenchus penetrans, das Stängelälchen Ditylenchus dipsaci, die wandernden Wurzelnematoden Trichodorien und der Wurzelgallennematode Meloidogyne chitwoodii. Nachfolgend stellen wir diese steckbriefartig vor.


Wurzelnematode


Der Wurzelnematode Pratylenchus penetrans kommt vermehrt auf leichten Böden vor. Bei starkem Befall kann er Ertragsverluste von bis zu 50% verursachen. Der Schädling bildet drei bis sechs Generationen pro Saison. Wird keine Wirtspflanze angebaut, kann ihre Anzahl in einem Jahr um ca. 80% sinken.


Schaden:

Der Schaden ähnelt dem eines Befalls mit Kartoffel-Zystennematoden: Ein Befallsnest, in dem das Wachstum zurückbleibt. Die Pflanzen bleiben kleiner, sind dunkler und können später blühen.


Hebt man diese Pflanze vorsichtig mit einem Spaten aus und betrachtet die Wurzeln, sind braune Verfärbungen und abgeknickte Wurzelteile zu sehen. Die angefressenen Wurzelpartien verrotten häufig. Oberhalb dieser Stellen versucht die Kartoffel neue Wurzeln zu bilden, daher kann das Wurzelgerüst buschiger wirken. Wegen des Schadens ist die Nährstoff- und Wasseraufnahme gehemmt, sodass betroffene Pflanzen manchmal Phosphat- oder Kalimangel zeigen.


Durch den Stress sind befallene Kartoffeln anfälliger gegenüber Trockenheit und der Welkekrankheit Verticillium dahliae. Treten die typischen Symptome der Verticillium-Welke (ein Welken der unteren Fiederblätter) bereits stärker im Juni oder Juli auf, zusammen mit dem typischen Befallsfleck und den Wurzelläsionen, kann das auf einen Befall durch Wurzelnematoden hindeuten. Besonders wenn weitere Faktoren dafür sprechen, wie z.B. Mais als vermehrende Vorfrucht. Normalerweise tritt die Verticillium-Welke erst zur Abreife auf.


Strategie:

Damit sich diese Nematodenart nicht weiter verbreitet, ist die Fruchtfolge zu beachten. Vermeiden Sie z.B. den Anbau von Mais und Getreide vor der Kartoffel. Gut geeignet ist dagegen die Rübe als Vorfrucht.


Wichtig ist auch der gezielte Einsatz von Zwischenfrüchten, mit denen sich der Druck auf natürliche Weise durch Nahrungsentzug senken lässt. Welche Arten sich dazu eignen, entnehmen Sie der Übersicht 3. Wichtig ist:


  • Bauen Sie bei einem hohen Befall keinesfalls Ölrettich oder Senf an. Denn diese Zwischenfrüchte vermehren den Wurzelnematoden am stärksten.
  • Die Wurzeln des Rauhafers bieten der Nematodenart keine Nahrungsgrundlage und senken den Befallsdruck.
  • Auch bei der Brache ergibt sich eine natürlich Reduktion.


Kartoffelsorten haben unterschiedliche Toleranzen gegen Wurzelnematoden. Für genaue Aussagen sind die Sortenunterschiede noch nicht gut genug erforscht.


Neben der natürlichen Reduktion durch den Anbau von Nicht-Wirtspflanzen gibt es auch eine Pflanze mit einer Nematoden-tötenden Wirkung, die Tagetes-Art Tagetes patula (Studentenblume). Wenn der Nematode in die Wurzel sticht, nimmt er ein Gift auf, das ihn abtötet. Weil Tagetes Wärme benötigt, empfiehlt sich der Anbau als Hauptfrucht oder nach einer frühen Wintergerste. Die Kultur muss für eine gute Reduktionsleistung mindestens zehn Wochen auf dem Feld stehen. Achten Sie dabei auf eine gründliche Unkrautbekämpfung, da sich der Wurzelnematode sonst vermehrt.


Stängelälchen


Das Stängelälchen Ditylenchus dipsaci schädigt vor allem die Knollen. Der Erreger dringt in die jungen, noch nicht schalenfesten Kartoffeln ein. Einmal in der Knolle, vermehrt sich der Nematode auch im Lager weiter. Weil ein Weibchen 200 bis 500 Eier in einer Pflanze ablegen kann, verläuft die Vermehrung explosionsartig. Der Nematode kann min. 25 Jahre im Boden überdauern.


Schaden:

Oberirdisch zeigt sich ein Befall anhand von verdickten Stängeln und Blattstielen. Auch eine geringe Wuchsleistung ist eine Folge. Die Schale der Kartoffelknollen fühlt sich papierartig an und ist gerissen. Zudem zählen braune Flecken, die sich kegelförmig ausbreiten, zu den typischen Symptomen. Befallene Kartoffel- oder Rübenmieten können vollständig verrotten.


Strategie:

Bauen Sie bei Befall Gerste oder Weizen als Vorfrüchte an, so dämmen Sie die Schäden an Kartoffeln ein. Berücksichtigen Sie zudem Folgendes:


  • Vermarkten Sie erkrankte Knollen möglichst schnell.
  • Verwenden Sie gesundes Pflanzgut.
  • Reinigen Sie Maschinen nach der Bearbeitung befallener Äcker gründlich.
  • Achten Sie darauf, Wirtspflanzen in der Fruchtfolge zu vermeiden und bekämpfen Sie Unkräuter konsequent.


Wandernde Wurzelnematoden


Die frei im Boden lebenden Wandernden Wurzelnematoden (Trichodorien) sind im Gegensatz zu anderen Nematodenarten sehr mobil. Pro Anbausaison bilden sie drei bis fünf Generationen und können auch ohne Wirtspflanze lange im Boden überleben. Schäden zeigen sich vor allem in kalten und nassen Frühjahren.


Schaden:

Laufen die Kartoffelpflanzen sehr ungleichmäßig auf, können Trichodorien-Arten dafür verantwortlich sein. Typisch bei Befall ist, wenn sehr gut auflaufende Pflanzen direkt neben schlecht aufgelaufenen stehen. Die Stängel betroffener Kartoffelpflanzen sind verfärbt und wachsen nicht mehr gerade, sondern in Kurven. Diese kurvigen Verwachsungen sind ein klares Anzeichen für den Befall mit diesen Wandernden Wurzelnematoden. Im Vergleich dazu wächst der Stängel bei einem Befall mit der Wurzeltöterkrankheit Rhizoctonia solani gerade heraus.


Neben dem Auflaufschaden können Trichodoriden auch Viren wie das Tobacco-Rattle-Virus (TRV) übertragen. Infizierte Knollen zeigen die typischen Symptome der Eisenfleckigkeit: Kleine braune Flecken in der Knolle, die sich zu Propfen weiterentwickeln und Ringnekrosen auf der Schale. Die halbmondartigen Verfärbungen führen zu deutlichen Qualitätsverlusten.


Quellen für das TRV sind Zwischenfrüchte, Unkräuter oder andere Kartoffelpflanzen. Die Nematoden nehmen das Virus von ihnen auf und übertragen es auf andere Pflanzen. Das TRV hängt an der Hülle des Nematoden und löst sich bei ihrer Häutung ab.


Strategie:

Inwieweit bestimmte Zwischenfrüchte diese Nematoden vermehren bzw. reduzieren, steht in Übersicht 4. Um die Gefahr von Eisenfleckigkeit zu senken, ist der Anbau von Ölrettich zu empfehlen. Wird dieser von infizierten Nematoden parasitiert, nimmt er das TRV nicht auf. Wirkungsvoll ist diese Maßnahme aber nur, wenn keine anderen Pflanzen auf der Fläche stehen, von denen die Trichodorien das Virus aufnehmen können. Daher sind Durchwuchsgetreide und Unkräuter auf der Fläche tabu. Die Vermehrung der Trichodorien selbst verhindert der resistente Ölrettich nicht und der Auflaufschaden bleibt somit.


Deshalb sind möglichst optimale Auflaufbedingungen wichtig. Mit zunehmender Größe wird die Kartoffel unempfindlicher gegen den Nematoden. Kompost fördert nicht nur den Auflauf des Kartoffelbestandes, die enthaltenen Lockstoffe der organischen Substanz verwirren zudem die Trichodorien.


Wurzelgallennematode

Der Wurzelgallennematode Meloidogyne chitwoodii (Quarantäneschaderreger) kann bis zu drei Generationen pro Jahr bilden und sich rasant ausbreiten. Setzen Sie bei Befall unbedingt Maßnahmen wie die Bodenuntersuchung und eine Nulltoleranz bei Pflanzgut um.


In den Niederlanden kommt der Nematode vor. Wegen des sehr weiten Wirtspflanzenkreises besteht die Gefahr, dass sich das Problem schnell aufschaukelt.


Schaden:

An Kartoffeln verursacht der Wurzelgallennematode keine Mindererträge, aber Qualitätsschäden: Die erste bis zweite Generation der Nematode beißt in die Wurzel und legt einen Teil seiner Eier dort ab. Weitere Eier legen die nachfolgenden Generationen auch unter die Knollenschale. Dadurch entstehen die typischen Knöllchen an den Wurzeln oder Knubbel an den Knollen. Die Symptome sind ab August an der Knolle sichtbar.


Während der Lagerung weitet sich der Schaden aus. Beim Schälen befallener Knollen sind die Eier als kleine dunkle und gläserne Punkte im Fruchtfleisch zu erkennen. Durch die bucklige Schale ergeben sich höhere Schälverluste, weil die Eier bis zu einem 1 cm tief liegen können. Zudem kann mehr Schmutz anhaften.


Strategie:

Wichtig ist, nematodenreduzierende Vor- und Zwischenfrüchte anzubauen. Ungünstige Vorfrüchte sind Getreide oder Mais. An Sommergerste vermehrt sich der Wurzelgallennematode zwar, aber nicht so stark wie an Mais. Welche Zwischenfrüchte geeignet sind, entnehmen Sie der Übersicht 5.


Bei resistentem Ölrettich sollten Sie nachfragen, gegen welche Nematodenarten die Sorte resistent ist. Denn eine Resistenz gegen den Wurzelgallennematoden ist nicht immer eingeschlossen. Beachten Sie bei Befall zudem Folgendes:


  • Verhindern Sie das Einschleppen des Schädlings durch das Pflanzgut.
  • Bei Befallsbestätigung keine Maschinengemeinschaften mit Bewirtschaftern kontaminierter Flächen.Kontakt:


friederike.mund@topagrar.com

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