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Freiwillig mehr Tierdaten herausgeben?

Lesezeit: 4 Minuten

Leistungs- und Gesundheitsdaten aus Vieh haltenden Betrieben sind bei Zuchtverbänden, Marktpartnern und der Industrie heiß begehrt. Sollte man sie freiwillig liefern?


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KONTRA


Wir nehmen seit zwei Jahren freiwillig am bayerischen Gesundheitsmonitoring „pro gesund“ teil, für das wir sehr viele Daten unserer Herde erfassen. Für uns ersetzt „pro gesund“ ein klassisches Herdenmanagementprogramm und ist demgegenüber auch deutlich günstiger.


Das Monitoring liefert uns einen kontinuierlichen Überblick über die Herdengesundheit und wir haben großen Nutzen davon. So hat es zum Beispiel erheblich dazu beigetragen, die Zwischenkalbezeit unserer Herde deutlich zu senken. Zudem konnten wir den Einsatz von Antibiotika reduzieren.


Bisher hat nur unsere Tierärztin Einblick in diese Daten. Aber auch wenn sie für neue Zuchtwerte herangezogen werden – wie irgendwann geplant – hätten wir damit kein Problem und erwarten dafür auch keine Entschädigung. Mein Mann und ich sind davon überzeugt, dass wir Praktiker daraus den größten Nutzen ziehen werden. Entweder heute schon oder erst in der Zukunft.


Daher sind die Gesundheitsdaten unserer Tiere auch nicht die einzigen Daten, die wir freiwillig herausgeben. Unser Betrieb ist beispielsweise QM- und VLOG-zertifiziert, um Milch und Fleisch als gentechnikfrei vermarkten zu können. Vom LKV nehmen wir zudem die Fütterungsberatung in Anspruch, sodass wir auch auf diesem Gebiet transparent sind.


Bisher wurden unsere Daten nicht missbraucht. Unser Betrieb ist offen für alles und jeden. Wir haben nichts zu verbergen und nur, wenn wir mit dem Verbraucher ins Gespräch kommen, können wir das falsche Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit geraderücken und unsere Produkte vermarkten.


Was das Gesundheitsmonitoring angeht, wünsche ich mir, dass der Gesetzgeber solche Bemühungen stärker anerkennt und Anreize dafür schafft. Denn wir tragen damit freiwillig zum Tierwohl bei. Schön wäre auch, wenn für die vielen Programme und Zertifizierungen weniger doppelte Aufzeichnungen nötig wären. Dann würden sicher auch mehr Berufskollegen mitmachen!


Wir geben grundsätzlich freiwillig keine Daten aus dem Betrieb weiter, um uns vor Missbrauch zu schützen. Wir liegen an einer stark befahrenen Bundesstraße und unser Betriebsgelände ist sehr einsichtig. Daher sind wir von Haus aus schon tagtäglich auf dem Präsentierteller. Das wollen wir nicht auch noch „online“ sein.


Mittlerweile kommen zahlreiche Anfragen von Organisationen und Unternehmen, uns an freiwilligen Programmen zur Verbesserung von Erzeugung oder Vermarktung zu beteiligen. Da sind zum Beispiel die Zuchtverbände mit ihrer Kuhlernstichprobe „Braunvieh-Vision“ oder das bayernweite Gesundheitsmonitoring „pro gesund“.


Durch solche Datenerfassungssysteme werden wir aber noch kontrollierbarer als wir heute schon sind. Die Daten werden doch irgendwann für jedermann sichtbar sein! Bisher fehlen mir wasserdichte Zusagen, dass sie garantiert nicht an Dritte weitergegeben werden. Und zwar auch nach Jahren nicht.


Uns geht es nicht so sehr darum, für die Dokumentation entschädigt zu werden. Wobei dieser Aufwand nicht zu unterschätzen ist, wenn man es gut machen will. Uns geht es einfach um den Datenschutz und um die Wahrung von Diskretion. Keine andere Branche ist so transparent wie die Landwirtschaft!


Unser Vertrauen wurde in dieser Richtung schon mehrfach missbraucht: Allein nach harmlosen Recherchen im Internet wurden wir ständig mit Werbung bombardiert.


Zu meiner kritischen Haltung trägt natürlich auch bei, dass ich den Nutzen z.B. von einem Gesundheitsmonitoring nicht sehe. Daten zur Tiergesundheit sind doch oft nur Momentaufnahmen, die innerhalb kürzester Zeit wieder ganz anders aussehen können. Aus diesem Grund darf auch der Klauenpfleger, der für uns Befunde erhebt, dafür keinen großen Aufwand betreiben. Es genügen einfache Kürzel. Das sollte im Preis inbegriffen sein und nicht etwa – wie aktuell diskutiert – eine Extraentschädigung erfordern.


Konrad Gregori, Milchviehhalter aus Marktoberdorf


Sylke Zuchtriegel, Milchbäuerin aus Oberrieden

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