Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Gemeinsam für eine bessere Fruchtbarkeit

Lesezeit: 6 Minuten

Tierärzte, Zuchtverband und Kontrollverband haben in Ostfriesland einen Verein für Rinderfruchtbarkeit gegründet. Damit wollen sie ihre Kompetenzen bündeln und die Milcherzeuger besser unterstützen.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Mangelnde Brunstbeobachtung, Nachgeburtsverhalten, Nicht-trächtigkeit: Für rund 20% aller Zwangsabgänge ist die Fruchtbarkeit verantwortlich. Häufig lassen sich diese teuren Abgänge mit einem systematischen Management und Prophylaxe vermindern. Davon sind Tierärzte und Vertreter des Zuchtverbandes in Ostfriesland überzeugt.


Sie haben den Verein „Arbeitskreis zur Förderung der Rinderfruchtbarkeit in Ostfriesland und Umgebung“ gegründet. Welche Ziele hat der Verein? Wie will er diese erreichen?


Zu den Mitgliedern im Verein zählen zehn Tierarztpraxen, der Zuchtverband Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOST) mit der Station Georgsheil, der LKV Weser-Ems sowie das Kreisveterinäramt Aurich-Emden (online: www.rindergesundheit-ostfriesland.de). Über Tierärzte und Zuchtorganisation erreicht der Verein rund 1600 aktive Landwirte.


Verein für Fruchtbarkeit:

Einer der Gründer ist Dr. Jan Detterer, Leiter der VOST-Station in Georgsheil. „In Gesprächen mit Tierärzten und Technikern haben wir immer wieder festgestellt, dass wir eigentlich alle ein Ziel haben: eine bessere Fruchtbarkeit in den Herden unserer Mitgliedsbetriebe“, so Detterer. Deshalb hat der Verein die regionalen Experten und Berater der Betriebe zusammengebracht.


Gemeinsam mit den Milcherzeugern will der Verein die Fruchtbarkeit in den Herden verbessern. Dafür sehen die Tierärzte und Züchter noch viel Potenzial. Sie betreuen vor allem Familienbetriebe. Nur rund 20% nutzen eine regelmäßige Bestandsbetreuung. „Bei etwa 40% der Belegungen im Zuchtgebiet setzen die Betriebe Deckbullen ein. Häufig dann, wenn sie ihre Tiere nicht tragend bekommen. Doch das ist eine kurzfristige Lösung“, sagt Dr. Detterer.


An einer besseren Fruchtbarkeitssituation haben die Vereinsmitglieder auch ein eigenes Interesse: „Das beste Sperma bringt nichts, wenn mangelnde Hygiene oder Fütterung eine Trächtigkeit erschweren“, erklärt Dr. Detterer.


Auch will der Verein die gesellschaftliche Forderung nach mehr Tierwohl aufgreifen. Erkrankungen und Abgänge ließen sich häufig vorbeugen. Nicht zuletzt soll die Zusammenarbeit im Verein auch die Arbeit zwischen Tierärzten und Technikern verbessern.


Eine bessere Fruchtbarkeit der Betriebe will der Verein mit mehreren Maßnahmen erreichen:


  • Austausch und Zusammenarbeit der Mitglieder,
  • Fortbildungen für Tierärzte und Techniker,
  • Gemeinsame Standards festlegen,
  • Dokumentation fördern,
  • Bestandsbetreuung etablieren.


Austauschen und fortbilden:

Nicht zu allen Themen, die die Fruchtbarkeit beeinflussen, sind die Mitglieder absolute Experten. „Wir profitieren schon alleine davon, dass wir unser Wissen austauschen. Und so profitieren auch die Betriebe“, sagt Tierarzt und Vorsitzender des Vereins Dr. Jakob Beening.


Mit dem Verein sind alle Experten für die Fruchtbarkeit in der Region vereint. „Wir wollen das Fachwissen für Fruchtbarkeit bündeln. In diesem Kreis können wir Probleme auf kurzem Weg und im direkten Dialog intensiv besprechen und lösen“, so Dr. Beening.


Der Verein lädt auch Experten zu Vorträgen ein und plant gemeinsame Fortbildungen. Die Themen reichen von der Fütterung über die Auswertung der Milchkontrolldaten oder Nutzung von Software-Programmen beim Herdenmanagement. Von diesem Fachwissen sollen die Betriebe indirekt bei der Beratung profitieren.


Gemeinsam legt der Verein Standards für die Bestandsbetreuung, die Behandlungen der Tiere sowie die Dokumentation fest. Dr. Detterer erklärt: „Die Herausforderungen der Betriebe in unserer Region sind vergleichbar. Wir wollen einheitlichen Service und Standards schaffen. So können wir z.B. die Bestandsbetreuung gemeinsam bewerben oder Befunddaten vergleichen.“


Vorbeugen statt behandeln:

Regelmäßige Besuche sind für Tierarzt Dr. Beening entscheidend: „Die Fruchtbarkeit lässt sich nur mit vorbeugenden Maßnahmen verbessern, indem Ursachen identifiziert und langfristig abgestellt werden.“ Reine Betreuungsbesuche nutzen erst wenige Betriebe. Die Tierärzte versuchen daher, bei der Fruchtbarkeitsarbeit die Gesundheit der Herde zu beurteilen sowie Probleme anzusprechen.


Wie häufig und wann die Betriebe die Tiere vorstellen, entscheiden sie individuell. Ideal sind laut Dr. Beening Intervalle von zwei oder vier Wochen. In der Regel lassen die Betriebe Trächtigkeiten untersuchen (TU), Puerperal-Kontrollen machen und behandelte Tiere kontrollieren. Daneben empfehlen die Tierärzte weitere regelmäßige Kontrollen (siehe Checkliste Seite R11). „Viel Potenzial sehen wir in einem Betreuungstermin zum Trockenstellen, damit die Kühe gesünder und fitter in die Laktation starten“, so Dr. Beening.


Auf Betrieben mit Deckbullen hält er TU im Abstand von max. drei Monaten für sinnvoll. So ließen sich Trächtigkeiten sicher feststellen und das Tier fristgerecht trockenstellen. Das gewährleiste auch, dass kein Tier im letzten Drittel der Trächtigkeit geschlachtet wird.


Um den Fruchtbarkeitsservice vergleichbar zu machen, haben sich die Beteiligten auf einheitliche Standards geeinigt. Für die Abrechnung empfiehlt der Verein 50 € für eine halbe Stunde. Das entspricht etwa dem einfachen Satz der Gebührenordnung für Tierärzte.


Daten sind Voraussetzung:

Auch die Dokumentation von Fruchtbarkeitsdaten will der Verein fördern. „Nur wenn wir die Befunde von Einzeltieren bzw. der Herde erfassen, können wir die Betriebe effizient beraten: Handelt es sich um ein Bestandsproblem? Was sind mögliche Ursachen?“, sagt Dr. Detterer.


Diagnosen müssen erfasst, gespeichert und ausgewertet werden. Noch vor wenigen Jahren seien Software-Lösungen dafür so gut wie gar nicht vorhanden gewesen.


Zwar setzen immer mehr Betriebe auf digitale Management-Programme, doch für viele ist das noch eine Herausforderung. Sie notieren brünstige oder überfällige Tiere auf Papier für den nächsten Tierarztbesuch. Um diesen Betrieben die Dokumentation zu erleichtern, bietet der Verein bzw. die Tierärzte und Techniker die Datenpflege als Service an oder sie unterstützen die Milchviehhalter dabei.


Ideal sei es, wenn die Betriebsleiter selbst die Daten eingeben und ihre Tiere so besser im Blick behalten. Konkrete Vorgaben, womit oder wie die Betriebe die Daten erfassen sollten, macht der Verein nicht. Es sei nicht wichtig, welches Programm genutzt wird, sondern dass Daten generell erfasst werden. Die Service-Angebote will der Verein kontinuierlich ausbauen. Dazu sei man auch mit Beratern der Landwirtschafkammer im Gespräch.


Vor allem aber hofft der Verein, dass mehr Betriebe die Vorteile der systematischen Fruchtbarkeitsarbeit und der regelmäßigen Betreuung nutzen. Detterer erklärt: „Natürlich müssen die Landwirte dafür Geld in die Hand nehmen. Doch am Ende sparen sie mit besserer Fruchtbarkeit und vermeidbaren Ausgaben doppelt.“ Und dafür sieht der Zuchtexperte noch viel Potenzial.


Anke Reimink

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.