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Gesunde Kühe: Merkmale neu gewichten

Lesezeit: 5 Minuten

Wegen der Tierschutz-Diskussion suchen Forscher nach Rezepten für gesunde und langlebige Kühe. Dazu haben Dr. Anke Römer und Dr. Ariane Boldt von der Landesforschungsanstalt Dummerstorf Exterieurmerkmale von über 43000 Kühen analysiert.


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Ein kurzer Blick in den Bullenkatalog reicht schon, um zu sehen, wie vielfältig das Angebot ist. Oft ist aber nicht klar, ob die Tiere später „pflegeleicht“ sind oder Probleme machen.


Interessant ist deshalb, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen linearen Merkmalen und funktionalen bzw. Gesundheitsmerkmalen einer Milch-kuh gibt.


Um das herauszufinden, haben wir Exterieurdaten von 43192 Kühen der Testherden der RinderAllianz in Mecklenburg-Vorpommern analysiert.


In die Auswertungen haben wir Kühe von der 1. bis 3. Laktation mit Exterieurdaten von 2007 bis 2014 und allen Einzeldiagnosen in einer Laktation einbezogen. Innerhalb der Berechnungen haben wir folgende Einflussfaktoren geprüft: Herkunftsbetrieb der Kuh, Einstufungsjahr, Einstufer, Erstkalbealter, Kalbejahr und -saison, Geburtsgewicht des Kalbes, Geschlecht des Kalbes, Milchleistung (305 Tageleistung), Rasse (schwarz-, rotbunt) und der Vater der Kuh.


Seit es ab 1993 überregionale Zuchtwertschätzung gibt, sind langlebige und gesunde Holsteinkühe mehr in den Fokus gerückt. Während der Jahre, in denen die Zucht auf Milchleistung noch dominierend war, sind die Tiere jedoch größer und rahmiger geworden. Praktiker meinen, dass es oft diese Tiere sind, die Probleme in der täglichen Arbeitsroutine machen. Welche Merkmale machen tatsächlich Probleme?


Körpertiefe:

Die landläufige Meinung ist, dass Kühe mit viel Körpertiefe auch viel Futter aufnehmen, weniger Stoffwechselerkrankungen nach der Kalbung aufweisen und viel Milch geben können.


In unseren Untersuchungen hatte die Körpertiefe tatsächlich einen signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit von Stoffwechselerkrankungen in den ersten 30 Tagen post partum, allerdings anders als erwartet: Kühe mit mittlerer Tiefe (Note 4 bis 6) zeigten eine geringere Wahrscheinlichkeit an z.B. Milchfieber oder Ketose zu erkranken, als Kühe mit viel Tiefe.


In der Tendenz hatten aufgezogene Kühe (Note 1 bis 3) die geringste Wahrscheinlichkeit einer Stoffwechselerkrankung in den ersten 30 Tagen nach dem Abkalben (Übersicht). Untersuchungen von der Martin-Luther-Universität Halle zur Körpertiefe in Bezug auf die Nutzungsdauer zeigen ein ähnliches Ergebnis: Kühe mit viel Tiefe gehen früher aus dem Bestand als aufgezogene Kühe.


Fundament und Euter:

Ein gutes Fundament und gesunde Klauen sind wichtige Parameter für ein langes Leben einer Kuh. In dieser Untersuchung gab es einen direkten Einfluss des Fundamentes auf die Häufigkeit von Klauenerkrankungen:


Kühe mit einer sehr guten und guten Einstufung im Fundament erkrankten 1,8-mal weniger an den Klauen als Kühe mit einer ausreichenden und mangelhaften Einstufung im Fundament. Einbezogen in die Auswertungen wurden alle Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen eines Tieres innerhalb einer Laktation.


Auch das Euter ist ausschlaggebend dafür, wie lange eine Kuh im Bestand bleibt. Kühe mit einer sehr guten Einstufung im Merkmalskomplex Euter erkrankten innerhalb einer Laktation 1,6-mal weniger an Mastitis, als Kühe mit einer ausreichenden und magelhaften Einstufung. Auch die Untersuchungen von der Uni in Halle bestätigen, dass die Nutzungsdauer einer Kuh stark beeinflusst wird von allen linearen Merkmalen, die zum Komplex Euter gehören, wie z.B. die Strichplatzierung vorn und hinten sowie die Vordereuteraufhängung.


Becken:

Die Beckenneigung und die Beckenbreite sind wichtige Kriterien für die Kalbung. Auf der Skala von 1 bis 9 wird unterschieden zwischen stark ansteigendem, leicht geneigtem bis stark abfallendem bzw. sehr schmalem, mittlerem bis sehr breitem Becken der Kuh.


Die Auswertung der Daten zur Beckenneigung ergab, dass Kühe mit einem ansteigenden Becken einen signifikant schwereren Kalbeverlauf hatten. Die Wahrscheinlichkeit für Totgeburten war tendenziell höher.


Die Beckenbreite, ebenfalls unterteilt in drei Gruppen (schmal, mittel, breit), hatte keinen signifikanten Einfluss auf Totgeburten oder den Kalbeverlauf. Nur in der Tendenz lässt sich für Kühe mit einem schmalen Becken eine höhere Wahrscheinlichkeit für schwere Kalbeverläufe erkennen. Demnach sollte ein schmales Becken nicht mehr als absolutes Ausschlusskriterium für die Auswahl eines Bullen angesehen werden.


Milchtyp:

Der Milchtyp als Merkmalskomplex wird hauptsächlich geprägt durch den Milchcharakter einer Kuh. An sich ist der Milchcharakter ein Relikt aus den Zeiten der Zucht, als es noch keine flächendeckende Erfassung und Zuchtwertschätzung für Milchleistung gab.


Der Milchcharakter war und ist Ausdruck für das Milchleistungspotenzial einer Kuh. Kühe, die während der Laktation im Milchtyp stehen, sind eher scharf und spitz, doch vor dem Abkalben stehen sie oft in (zu) guter Kondition und mobilisieren dementsprechend nach dem Abkalben (zu) viel Körpermasse. Lässt sich daher ein Zusammenhang zwischen Milchtyp und Stoffwechselerkrankungen erkennen?


In dieser Untersuchung wiesen Kühe mit einer guten oder sehr guten Einstufung im Milchtyp die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Stoffwechselerkrankung auf. Deshalb sollte die Erfassung des Merkmals Milchtyp und Milchcharakter für die Zuchtwertschätzung überdacht werden.


Gewichtung überdenken!

Die Ergebnisse zeigen, dass trotz Zeiten genomischer Selektion, die Erfassung der linearen Merkmale für die Zucht auf eine gesunde und funktionale Milchkuh extrem wichtig ist. Allerdings ist eine Diskussion über eine neue Gewichtung mancher Merkmale und Merkmalskomplexe sowie die Notwendigkeit der Erfassung aller 19 linearen Merkmale sinnvoll. -pei-

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