Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Hohe Erträge fangen ganz unten an!

Lesezeit: 7 Minuten

Parasitäres Lager ist zwar selten geworden, kann aber schwere Ertragsverluste ­verursachen. Die Ursache ist oft schwer zu bestimmen. Hilfen zur Diagnose und Bekämpfung geben Prof. Dr. Klaus Schlüter und Dr. Ute Kropf, FH Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Als Ackerbauer oder Berater durchleben Sie von März bis Juli die stressigste Phase des Jahres. Die ganze Mühe gilt der Gesundheit der Getreidebestände. Vor allem auf Blattkrankheiten müssen Sie genau achten, denn diese können deutliche Ertragsverluste verursachen. In gesunden Sorten mit einer gezielten Fungizidstrategie lassen sie sich aber meist gut beherrschen.


Kaum wahrgenommen werden jedoch Krankheiten an Wurzel und Halmbasis, denn parasitäres Lager kommt nur noch selten vor. Dennoch leben verschiedene Schadpilze an den wichtigsten Organen der Pflanze und beeinträchtigen die Ertragsbildung.


Das beigefügte Booklet gibt Ihnen eine Hilfestellung, die Krankheits-erreger auf dem Feld richtig zu erkennen.


Vieles hat sich verändert:

In den vergangenen Jahrzehnten haben verschiedene Faktoren das Krankheitsbild an der Halmbasis von Getreide deutlich verändert:


  • Der hohe Anteil an Getreide und Mais sowie Gräsern hat die Verbreitung von Fusarium-Arten gefördert, die auch die Halmbasis infizieren. Allein bei Weizen liegt die Verbreitung nach ­unseren Untersuchungen in Schleswig-Holstein mittlerweile bei 100 %.
  • Zunehmend warme Witterungsabschnitte im Herbst und Frühjahr haben wärmeliebende Krankheitserreger begünstigt. So breitet sich Rhizoctonia als Verursacher des „Scharfen Augenflecks“ immer weiter im Getreide aus. Unsere Erhebungen in Weizenbeständen Schleswig-Holsteins zeigen, dass dieser Pilz in 80 bis 100 % aller untersuchten Bestände vorhanden ist.
  • Die altbekannte Schwarzbeinigkeit tritt immer häufiger in Erscheinung und schädigt vor allem Stoppelweizen auf mittleren Standorten, insbesondere nach früher Saat.
  • Der aus den 1970er- und 80er-Jahren bekannte „Parasitäre Halmbruch“ (früher: Pseudocercosporella, heute: Helgardia) ist zwar nicht verschwunden, aber selten geworden. Das liegt an Resistenzgenen, die die Züchter in den letzten 30 Jahren gegen den Parasiten in die Sorten eingebracht haben. Außerdem sorgen leistungsstarke Wachstumsregler nicht nur für eine Kürzung der Halme, sie lassen die Halmbasis auch sehr viel stärker verholzen. Das erschwert langsam wachsenden Pilzen wie dem „Pa­rasitären Halmbruch“ die Entwicklung in der Pflanze. In unseren Exaktver­suchen stellen wir regelmäßig fest, dass „gekürzte“ Pflanzen weniger unter Halmbasiserkrankungen leiden als unbehandelte.
  • Frühe Weizenaussaat Anfang September ist in Schleswig-Holstein inzwischen die Regel und nicht die Ausnahme. Aus Sicht der Pflanzenhygiene ist das aber völlig kontraproduktiv. Denn Wurzel- und Halmbasiserkrankungen infizieren die junge Saat schon früh im Herbst. Folgt dann ein „Goldener Oktober“, so fördert dieser die Entwicklung der jungen Pflanzen vor dem Winter. Aber: Auch die Krankheits-erreger im Boden profitieren von der langen Vegetationszeit, ganz besonders die Schwarzbeinigkeit, Fusariosen und Rhizoctonia.


Bei Bodentemperaturen von manchmal weit über 20 °C fühlt sich aber der „Parasitäre Halmbruch“ gar nicht mehr wohl. Die Folge: Wo einer geht, gibt es Platz für andere. So ist es auch bei den Halmbasis- und Wurzelkrankheiten. Die schneller wachsenden, wärmeliebenden und allgegenwärtigen Schadpilze haben sich immer weiter ausgebreitet. Sie sind deshalb immer öfter Ursache für kranke Halme.


Kein „gefühlter“ Schaden:

Trotz des vermehrten Auftretens von Halmbasiskrankheiten sind vermorschte Halmbasen selten. Parasitäres Lager tritt heutzutage vor allem in kühlen Sommern mit sehr starkem Fusariumbefall auf, wenn Sturm und Regen die reifenden Bestände mit aller Macht auf die Seite drücken.


In den meisten Fällen ist jedoch ab Mitte Juli bei Feldrundfahrten der „gefühlte Befall“ gleich null. Weizen präsentiert sich nach der Blüte mit prall gefüllten Ähren und gesunden oberen Blattetagen. Da kommt nur selten jemand auf die Idee, einmal Pflanzen aus dem Boden zu ziehen und einen Blick auf die Halmbasis zu werfen.


Wer das im letzten Sommer dennoch gemacht hat, erlebte oft eine Überraschung. An zahlreichen Pflanzen fanden sich tief sitzende Verbräunungen, die einen erheblichen Teil des Halmes erfasst hatten. Verantwortlich waren Infektionen mit dem „Scharfen Augenfleck“ oder Fusarium-Arten. Ab der zweiten Julidekade kam es vor allem in Stoppelweizen schnell zur nestartigen Abreife, ausgelöst durch die Schwarz-beinigkeit. Ertragsverluste von mehr als 10 % waren oft die Folge. Aber auch Mischinfektionen verschiedener Halmbasiskrankheiten mit Schwarzbeinigkeit verursachten Notreife und weiße Ähren.


Alte Regeln ungültig!

Um zu verstehen, was sich in der Zwischenzeit verändert hat, muss man sich Folgendes klar machen: Alte Regeln gelten nicht mehr!


  • Früher: „Pilzgeflecht im Halm = Parasitärer Halmbruch“


Weit verbreitet ist die Meinung, dass ausschließlich der Erreger des „Parasitären Halmbruchs“ Pilzgeflecht im Halm ausbildet. Das ist so aber nicht richtig. Alle am Halmgrund wachsenden Pilz-arten können in den Hohlraum des Halms eindringen und dort ein Geflecht entwickeln. Somit ist allein das Vorhandensein von Pilzmyzel kein Hinweis auf eine bestimmte Krankheit, sondern nur der Hinweis auf Pilzbefall. Nähere Informationen dazu entnehmen Sie dem Booklet.


  • Früher: „Weiße Ähren = Schwarzbeinigkeit“


Weiße Ähren deuten auf eine Schädigung an der Wurzel und/oder an der Halmbasis hin. Die Notreife sagt aber nichts darüber aus, welcher Krankheitserreger vorhanden ist. Rhizoctonia, Fusarien, Schwarzbeinigkeit oder Parasitärer Halmbruch, sie alle verursachen den gleichen Effekt: Die Pflanze leidet durch den Befall unter Wassermangel und geht bei heißem Wetter in die Notreife.


Folgen für Fungizideinsatz:

Unsere Erhebungen zeigen, dass Halmbasiskrankheiten vor allem auf Hochertragsstandorten mit enger Weizenfruchtfolge weit verbreitet sind. Will man den Ertrag sichern, kommt man nicht daran vorbei, Pflanzenschutzmaßnahmen durchzuführen. Anstehende Fungizidbehandlungen sind so zu gestalten, dass eine möglichst gute Nebenwirkung gegen Halmbasiskrankheiten erzielt wird.


  • Termin: Der beste Zeitpunkt ist zu Schossbeginn von BBCH 30 bis 31. Jetzt kann man mit ausreichender Wassermenge und langsamer Fahrt eine gute Benetzung der Pflanzenbasis erreichen. Eine derartige Wirkstoffanlagerung ist genau dort möglich, wo die Schadpilze sitzen. Kein einziger Wirkstoff wird „nach unten“ verlagert. Aber aus den Spritzbrühetropfen dringen die Wirkstoffe in die Tiefe des Gewebes und können die weitere Ausbreitung der Pilze dort stoppen.
  • Wirkstoffe/Präparate: Da häufig verschiedene Krankheitserreger an der Pflanze sitzen, sind Fungizide gefragt, die eine systemische und möglichst breite Wirkung besitzen. So können sie an der Halmbasis wirken und gleichzeitig auch Blattkrankheiten erfassen. Damit schafft man eine gute Grundlage für gesunde Bestände zu Vegetationsbeginn.


Für den Einsatz im Weizen in BBCH 30/31 gibt es diese Wirkstoffgruppen:


  • Anilinopyrimidine: Der Wirkstoff Cyprodinil mit seiner guten Wirkung im Halmbasisbereich ist aus den 1990er-Jahren bekannt. Ab 2015 wird er wieder im Präparat Unix verfügbar sein. Der Wirkungsmechanismus ist völlig anders als bei allen anderen Getreidefungiziden und eignet sich deshalb gut zur Verminderung der Resistenzgefahr bei Tankmischung mit einem leistungsstarken Azol. So lässt sich eine äußerst wirksame Grundlage für gesunde Bestände schaffen.
  • Benzophenone: Metrafenone ist ein Mehltau-Wirkstoff mit Zulassung gegen „Parasitären Halmbruch“. Er zeigt im Mischpräparat Capalo eine gute Breitenwirkung im Halmbasisbereich.
  • Carboxamid-Wirkstoffe (Fertigformulierungen mit Triazolpartner): Fluxapyroxad, z. B. in Adexar, ist gegen „Parasitären Halmbruch“ zugelassen. Boscalid in Champion hat ebenfalls eine Zulassung dagegen.
  • Imidazole: Prochloraz hat – solo und in Kombinationspräparaten – eine Zulassung gegen „Parasitären Halmbruch“. Bekannt sind die Nebenwirkungen gegen Schneeschimmel (Microdochium) und Halmbasisfusariosen. Eine ausgeprägte Breitenwirkung hat der Wirkstoff in Kombination mit Azolen, bekannt aus „Flamenco FS“.
  • Triazole: In erster Linie hat der Wirkstoff Prothioconazol (Proline, Input Classic u.a.) in vielen Jahren seine gute Wirkung gegen verschiedene Erreger im Halmbasisbereich unter Beweis gestellt. Durch Kombination von Prothioconazol mit Cyprodinil (Unix) bekommt man die beste Breitenwirkung im Halmbasisbereich, die derzeit verfügbar ist. Gleichzeitig vermindert man das gesamte Infektionspotenzial auf der sich entwickelnden Blattmasse und schafft eine gesunde Grundlage für das Wachstum.

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.