Kabarettist, Buchautor und Radio-Stimme: Horst Evers steht an 200 Abenden im Jahr auf der Bühne. Seine größte Weisheit: Hinterher hat man’s immer vorher gewusst.
Auf der Bühne stehen ein Mikrofon, ein kleiner Tisch und ein Stuhl. Mehr braucht der Mann, der die Augen gern weit aufreißt und wild mit den Händen gestikuliert, nicht. Horst Evers, der eigentlich Gerd Winter heißt, tourt aktuell mit seinem Programm „Der kategorische Imperativ ist keine Stellung beim Sex“ durch den deutschsprachigen Raum. „Vor allem in kleinen, unspektakulären Orten, in denen nichts passiert, fühle ich mich heimisch“, verrät der 50-Jährige auf der Bühne.
Den Künstlernamen ’Horst Evers‘ nutzte er erstmals während seines Germanistik- und Publizistik-Studiums in Berlin. Weil es für die selbst gegründete Literatur-Zeitschrift „Salbader“ zu wenig Autoren gab, veröffentlichte er seine Texte unter mehreren Pseudonymen. In einem Fall drehte er den Namen seines Geburtsortes ’Evershorst‘ bei Diepholz in Niedersachsen dafür kurzerhand um. „Inzwischen nennen mich sogar enge Freunde Horst“, erzählt der Bauernsohn.
Aufgewachsen auf einem Gemischtbetrieb mit 40 ha Ackerbau, Kühen, Pferden und Geflügel erinnert er sich gern an die Weihnachtszeit zurück. Sein Vater, hauptberuflich Postbote, nahm sich zum Schlachten der Gänse und Enten im Advent immer zwei Wochen frei, erklärt Horst Evers. Besonders spannend fand er zudem die Hauruck-Aktionen in der Ernte: Schnell trommelte man die ganze Familie zusammen, und als die ersten Regentropfen fielen, schoben die Jungs die letzten Strohballen in die Scheune.
Dabei stand für ihn als Zweitgeborenen früh fest, später nicht in die Landwirtschaft einzusteigen. „Meine Eltern wollten immer, dass wir Kinder es mal besser haben als sie“, sagt er. Schon der Vater hatte den Hof nur noch im Nebenerwerb bewirtschaftet. Dennoch hielt sich die Begeisterung der Familie in Grenzen, als der Abiturient die Ausbildung zum Bankkaufmann vor Ort ablehnte. Es zog ihn zum Studieren und „Sich-Ausprobieren“ in die Großstadt.
Auf der Bühne ein Wirbelwind:
Auf dem Hof hat er gelernt, keine Langeweile zu haben, erklärt der Kabarettist. „Denn wer nichts zu tun hatte, bekam etwas zu tun. Also steckte ich die Nase in die Bücher, um mich vor der praktischen Arbeit zu drücken.“Obwohl der Künstler, Partner einer Schauspielerin und Vater einer 16-jährigen Tochter, seit inzwischen 30 Jahren in Berlin lebt, liegt ihm die Landwirtschaft auch heute noch am Herzen. Die geerbten 4 ha Ackerland verpachtet er an sein Patenkind. Dass der Hof weiter fortbesteht, ist ihm wichtig.
Außerdem nutzt Horst Evers bei seinen Auftritten immer wieder Anekdoten und kleine Szenen aus dem Dorf-leben, um seine Geschichten einzuleiten. Im deutschen Kabarett ist er für seine humorvolle Sicht auf den Alltag bekannt. Gerne steigert er das Normale ins Absurde. Bereits die Titel seiner zahlreichen Bücher sind Comedy pur: „Mein Leben als Suchmaschine“, „Schwitzen ist, wenn Muskeln weinen“ oder „Alles außer irdisch“. Daneben kann man ihn im radioeins des rbb und im WDR-Radio hören. Horst Evers garantiert hochkarätige Unterhaltung und feinsten Wortwitz. Und auch wenn eines seiner Bücher „König von Berlin“ heißt, scheint ihn das Landleben nicht loszulassen.Katharina Meusener
