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Kartoffeln: Welche Zwischenfrucht passt?

Lesezeit: 5 Minuten

Gründünger sollen Ausfallkartoffeln und Unkräuter unterdrücken. Welche Gemenge sich für Kartoffelfruchtfolgen eignen, hat der Beratungsdienst Kartoffelanbau Heilbronn untersucht.


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Kein Zweifel, Zwischenfrüchte haben viele positive Wirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit, die Bodenstruktur und auf die Pflanzengesundheit. Sie können auf die Folgefrucht jedoch auch negative phytosanitäre Effekte haben.


Zunehmende Probleme mit Rhizoctonia solani, Knollenverformungen und Eisenfleckigkeit – auch aufgrund unzureichend zersetztem Gründünger und schlechter Strukturen im Damm – waren deshalb der Anlass für mehrjährige Streifenversuche mit unterschiedlichen Zwischenfruchtmischungen vor Speise-frühkartoffeln.


Der Versuchsstandort:

Um die Effekte der Gründünger deutlicher hervorzuheben, wurden im Rahmen des Versuchs mehrere Jahre hintereinander auf dem gleichen Acker Frühkartoffeln angebaut. Es handelte sich dabei um einen Lösslehmboden mit 70 bis 80 Bodenpunkten, mit einer guten Mineralisation und sehr guter Wasserversorgung. Der Standort befindet sich in einem Weinbauklima, in dem die Zwischenfrüchte oft gar nicht bzw. nur unzureichend abfrieren.


Bonitiert haben wir die Anzahl der Durchwuchskartoffeln, den Bedeckungsgrad des Bodens, das Auftreten von Unkräutern sowie den Befall mit Rhizoctonia solani in den darauffolgenden Kartoffeln. Außerdem erfassten wir zusätzlich Auffälligkeiten bei der Ernte, wie etwa deformierte Knollen.


Die Ergebnisse:

Beim Vergleich von 16 verschiedenen Gemengen stellten wir die folgenden Unterschiede fest:


  • Ölrettich-Mischungen zeigten immer einen guten Bedeckungsgrad. Die Zahl der Durchwuchskartoffeln und der Unkräuter war gegenüber den Vergleichsvarianten geringer. Allerdings blieb der Aufgang der Mischungspartner in den Gemengen oft unzureichend. Einen Befall mit Rhizoctonia solani zeigten im Vergleich weniger Kartoffeln (Übersicht). Dies galt allerdings nicht für die Variante mit Deeptill-Rettich. Vermutlich haben sich die großen Rettiche nicht genügend zersetzt und der Erreger konnte auf dem abgestorbenen organischen Material lange überdauern. Deshalb geht man davon aus, das schlecht zersetzte Gründünger das Infektionspotenzial erhöhen.
  • In den Ölrettich-Rauhafer-Mischungen stellten wir den geringsten Befall mit Rhizoctonia fest. Der Rauhafer soll die Wurzelnematoden Pratylenchus penetrans reduzieren. Diese wirken in der Regel nicht ertragsmindernd, durch das Anstechen der Wurzeln schaffen sie allerdings eine Eintrittspforte für bodenbürtige Krankheiten. Bei geschwächten Pflanzen ist dann die Wahrscheinlichkeit für einen Rhizoctonia-Befall größer. Generell sollte bei Mischungen mit Ölrettich auf eine ausreichend hohe Saatstärke geachtet werden, da sich sonst zu dicke Pfahlwurzeln bilden. Sie frieren über den Winter schlecht ab und treiben im Frühjahr wieder aus.
  • In Mischungen mit hohem Grasanteil waren aufgrund der schlechten Unterdrückung viele Durchwuchskartoffeln zu finden. An ihnen können sich beispielsweise Phytophtora infestans, Rhizoctonia solani, Silberschorf, Alternaria solani, Welkepilze sowie diverse andere Krankheitserreger vermehren. Aber auch Schädlinge, wie Drahtwürmer und Nematoden, profitieren von den verbliebenen Kartoffeln, weil sie hier die Zeit bis zur nächsten Hauptfrucht überstehen und sich ggf. weiter vermehren. Hinzu kommt bei Ausfallkartoffeln die Gefahr unerwünschter Sortenvermischungen.
  • Gelbsenf kann wie Ölrettich Ausfallkartoffeln und Unkräuter sehr gut unterdrücken. Allerdings muss vermehrt auf Rhizoctonia geachtet werden.


Generell sollten beim Anbau von Kreuzblütlern als Gründünger alle Fruchtfolgeglieder berücksichtigt werden. Wer z.B. auch noch Raps oder Kohlarten als Hauptfrucht anbaut, muss die bodenbürtigen Krankheitserreger im Blick haben und eventuell auf Ölrettich oder Gelbsenf verzichten.


  • Auf Phacelia in Mischungen vor Kartoffeln sollte verzichtet werden, denn sie ist eine Wirtspflanze für Trichodorus- und Paratrichodorus-Nematodenarten. Diese wiederum sind Träger des sog. Tabak-Rattle-Virus und übertragen ihn durch Anstechen der Wurzel. Der Befall ist an verdrehten Blättern mit Nekrosen sowie nekrotischen Flecken, die bis ins Fruchtfleisch der Knolle reichen, zu erkennen. Der Befall kann aber auch nur latent auftreten, ohne dass man den Schaden sieht.


Wer Probleme mit Trichodorus- und Paratrichodorus-Arten hat, muss nicht nur mit einer geringeren Ernte, sondern auch mit einer schlechteren Vermarktungsfähigkeit rechnen. In solchen Fällen sollte man über den Anbau von resistenten Ölrettich-Sorten nachdenken.


Aber nicht alle eignen sich für eine Reduktion des Befalls. Bei Angaben wie „resistent“, „doppelresistent“ oder „multi-resistent“ ist zusätzlich Vorsicht geboten. Diese Begriffe führen schnell zu Verwirrung, da sie sich normalerweise auf die Reduktion von Rüben-Zystennematoden beziehen. Mit den Nematoden-Arten, die im Kartoffelanbau Probleme bereiten können, hat das allerdings in der Regel nichts zu tun.


  • Für die Reduzierung von Kartoffel-Zystennematoden eignet sich auch das Stachelblatt (Solanum sisymbriifolium). Allerdings war die Ausbringung und der Auflauf problematisch, sodass der Bestand lückig war. Grund war die unzureichende Fließfähigkeit der Samen bei der Aussaat. Die Firmen haben hier inzwischen nachgebessert.


Wer Stachelblatt anbauen möchte, sollte auf eine sehr flache Aussaat und eine gute Wasserführung des Bodens achten bzw. für Bewässerung sorgen.


Wir halten fest:

Der Erfolg mit Zwischenfrüchten in Kartoffelfruchtfolgen fängt mit einer standortangepassten Auswahl des Gemenges an. Deckende Bestände sind zwingend, um Ausfallkartoffeln und Unkräuter zu unterdrücken. Mischungen mit Ölrettich lieferten in den Bonituren auf Rhizoctonia die besten Ergebnisse, Gras-Gemenge die schlechtesten.


Generell sind Gründünger nur ein Glied in einer Kette. Genauso wichtig für vitale Kartoffelbestände und hohe Erträge sind u.a. die Fruchtfolge, die Beizung sowie gute Bodenstrukturen.


Kontakt: silvia.lehnert@topagrar.com

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