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Kleinwindkraft: Strom für Stall und Haus

Lesezeit: 4 Minuten

Immer mehr Kleinwindräder neuen Typs mit Nabenhöhen von 30 m und mehr versorgen landwirtschaftliche Betriebe mit Strom – auch in Süddeutschland. Wir berichten über Erfahrungen von Praktikern und geben Tipps für die Planung.


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Auf dem Betrieb von Claudia und Rainer Herrmann in Schrozberg (Baden-Württemberg) steht ein Unikat: Es war die erste Kleinwindkraftanlage mit einer Leistung von 30 Kilowatt (kW) in Deutschland. Seit 2013 produziert die Anlage des Herstellers „Uniwind“ Strom für den Ferkelerzeugungsbetrieb mit 200 Sauenplätzen. „Wir brauchen im Jahr rund 120000 Kilowattstunden (kWh), daher suchten wir nach einer Möglichkeit, um den Strom günstig selbst herzustellen“, erklärt Landwirt Rainer Hermann. Die damals häufig anzutreffende Anlagengröße von 10 kW wäre ihm zu klein gewesen. Daher war er froh, dass die erste 30 kW-Anlage auf den Markt kam. Einschließlich Installation hat die Anlage 130000 € gekostet.


40000 kWh Strom:

Das Windrad ist auf einem schlanken Stahlmast direkt neben dem Schweinestall installiert. Die Nabenhöhe beträgt 36 m. Von einem nahe gelegenen Flugplatz der Bundeswehr bekam Familie Hermann Daten zur Windgeschwindigkeit bei 10 und 15 m Höhe, die mit ihrer eigenen Windmessung übereinstimmten. „Bei 30 m liegt diese hochgerechnet bei 4,2 bis 4,8 m/s“, berichtet Herrmann. Die Anlage macht damit im Jahr rund 40000 kWh Strom, zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre. Weitere Stromquellen im Betrieb sind eine Photovoltaikanlage mit 9 kW und ein Erdgas-BHKW mit 15 kW, das auch Wärme produziert. Mit diesen drei Stromquellen produziert der Betrieb rund 90% seines Bedarfs selbst. Wenn viel Wind weht, lässt der Landwirt die Schrotmühle laufen und produziert Schweinefutter auf Vorrat.


Was er festgestellt hat: Während die Photovoltaikanlage nur tagsüber Strom erzeugt, produziert das Kleinwindrad auch nachts, dafür aber sehr schwankend seinen Strom. Zudem ist es reparaturanfälliger als die Photovoltaikanlage. Auch sind Reparaturen sehr aufwendig, da ein rund 40 m hoher Kran nötig ist. Während die Photovoltaikanlage im Sommer mehr Strom erzeugt, liefert das Windrad im Winter tendenziell mehr.


Kombination mit Speicher:

Landwirt Gerold Lechner aus Steinkirchen (Landkreis Erding, Bayern) hat sich für eine 10 kW-Anlage entschieden. Das Windrad „Lely Aircon 10“ steht seit dem Jahr 2014 ca. 150 m vom Betrieb entfernt auf einer exponierten Anhöhe. „Hier haben wir bei 30 m Höhe 4,2 m/s Wind gemessen“, sagt der Landwirt. Die Kleinanlage ist ein Teil seines Energiekonzepts: In dem Bullenmastbetrieb benötigt er im Jahr 25000 kWh Strom. Hauptabnehmer sind ein stationärer Futtermischer, eine Mahl- und Mischanlage sowie vier Ventilatoren im Stall.


Das Windrad deckt in Kombination mit einer Photovoltaikanlage (18 kW Leistung) und einem Batteriespeicher mit 22 kWh Kapazität zwei Drittel des Stromverbrauchs: Lechner muss nur noch ca. 8000 kWh vom Energieversorger kaufen.


Die Photovoltaikanlage produziert wegen ihrer Größe den meisten Strom. Die Einstrahlung liegt bei 1000 kWh je kW Leistung. Das Windrad dagegen liefert zwar unregelmäßig Strom, dafür aber auch nachts. An windreichen Tagen schafft es 180 kWh am Tag.


Den Strom aus Photovoltaikanlage und Windrad verbraucht er zunächst sofort im Betrieb. Erst die nicht genutzten Überschüsse gehen in den Speicher. „Mit 22 kWh kann ich damit gut den Bedarf in der Nacht überbrücken“, sagt Lechner. Erst, wenn auch der Speicher voll ist, speist er Strom ins Netz ein.


Seinen Berechnungen nach produziert die Photovoltaikanlage für ca. 12 ct/kWh Strom, das Windrad zwischen 12 und 16 ct/kWh. „Vorher habe ich 30 ct/kWh brutto für den Strom bezahlt“, erklärt Lechner. Für die Einspeisung ins Netz erhält er 9 ct/kWh als Einspeisevergütung. Der Speicher stellt die Energie später bei Flaute oder in der Nacht zur Verfügung. Allerdings war dieser sehr teuer: Lechner hat dafür 20000 € bezahlt (einschließlich Zuschuss über ein KfW-Darlehen). Das Kleinwindrad hat fertig installiert inklusive aller Gutachten, Fundament und Anschluss rund 70000 € gekostet.


Die getriebelose Windenergieanlage produziert zu niedrigen Betriebskosten. Bis auf regelmäßiges Fetten über die Schmiernippel reicht die Sichtkontrolle. Die Anlage ist sensorüberwacht und läuft nur an, wenn die Sensoren ausreichend Wind feststellen. Über eine VPN-Leitung kann Lechner alle Funktionen vom Rechner im Haus aus überwachen. Auch ist so eine Fernwartung möglich. Hinrich Neumann

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