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Kohlhernie: Sichern Sie Ihren Rapsanbau

Lesezeit: 6 Minuten

Aggressive Rassen von Kohlhernie durchbrechen die Sortenresistenz. Gezielte Strategien gegen den Erreger sind jetzt mehr denn je gefragt. Tipps geben Matthias Keimerl und Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH.


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Die Hiobsbotschaften für Rapsanbauer reißen nicht ab. Aufgrund der fehlenden insektiziden Beizen klaffen Behandlungslücken gegen Kleine Kohlfliege, Erdfloh und Blattläuse. Die neue Düngeverordnung macht es wegen gedeckelter N-Mengen zudem unmöglich, gestresste Bestände wieder aufzupäppeln. Und jetzt kommt noch der zunehmende Befall mit aggressiven Rassen von Kohlhernie hinzu.


Bislang ließ sich der Erreger Plasmodiophora brassicae durch den Anbau resistent eingestufter Sorten wie Alasco, Andromeda, Archimedes, Aristoteles, Menhir, Mentor, PT235, PT242, SYAlibaba und SYAlister in Schach halten. Doch verschiedene im Boden vorkommende Rassen haben die Mendel-Resistenz, auf der alle kohlhernieresistenten Sorten beruhen, durchbrochen (siehe top agrar 8/2017, Seite 56).


Dazu kommt, dass immer mehr Standorte mit Kohlhernie belastet sind. Mittlerweile hat sich der Einzeller fast bundesweit verbreitet. Das zeigen aktuelle Monitoringergebnisse des Rapool-Rings (siehe Übersicht). Stark betroffen sind vor allem Regionen mit intensivem Rapsanbau in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.


Beugen Sie vor!

Der Kohlhernieerreger fliegt nicht aus der Luft zu oder wird über Saatgut verbreitet, sondern er ist ein bodenbürtiger Pilz. Die Ausbreitung erfolgt über Erdmaterial, das z.B. an Arbeitsgeräten oder Reifen anhaftet. Möglich ist eine Verschleppung auch durch Bodenerosion, Kompost oder Pflanzkartoffeln. Detaillierte Infos zum Erreger entnehmen Sie dem Kasten.


Um sich möglichst langfristig vor Befall zu schützen, ist ein integrierter Ansatz zur Bekämpfung erforderlich. Falls bei Ihnen auf der Fläche noch keine Kohlhernie aufgetreten ist, sollten Sie sich bei Raps in der Fruchtfolge an folgende Regeln halten:


  • Vermeiden Sie Einschleppungen, indem Sie verdreckte Arbeitsgeräte nach dem Einsatz säubern.
  • Kontrollieren Sie Ihre Drainagen, damit keine Staunässe auftritt.
  • Halten Sie den pH-Wert in Ordnung.
  • Bauen Sie Raps nur alle vier bis fünf Jahre an.
  • Achten Sie auf eine gute Ackerhygiene, indem Sie nach der Ernte viel Ausfallraps zum Keimen bringen. Das gelingt, indem Sie zunächst die Stoppeln mulchen und die erste Bearbeitung sehr flach durchführen. Ein zweiter Bearbeitungsgang muss spätestens im 2-Blattstadium des Ausfallrapses erfolgen.
  • Lassen Sie in anderen Kulturen keine Kreuzblütler (Unkräuter) hochkommen, auch nicht im Herbst.
  • Verwenden Sie keine Kreuzblütler in Zwischenfruchtmischungen, wenn Raps in der Fruchtfolge steht.
  • Säen Sie Nematoden-resistenten Ölrettich erst, wenn der Boden kälter als 13°C ist.


Mit diesen Maßnahmen lässt sich das Befallsrisiko von Kohlhernie senken.


Alle Register ziehen!

Falls bei Ihnen Kohlherniebefall bereits auftritt, steht der Anbau resistenter Sorten im Fokus. Weil eine direkte Bekämpfung mit Fungiziden nicht möglich ist und die Dauersporen bis zu 20 Jahre im Boden überleben können, gilt es, den Befall mit allen Mitteln zu begrenzen.


An einer Verringerung des Rapsanteils in der Fruchtfolge geht dabei kein Weg vorbei. Als alleinige Maßnahme reicht dies aber nicht aus. Weil die Sporen sehr langlebig sind, lässt sich die Dauersporenpopulation auch durch vier- bis fünfjährige Anbaupausen mittelfristig kaum senken. Ohne Wirtspflanzen dauert es vier Jahre, bis sich der Besatz an Dauersporen halbiert.Nach 12 Jahren sind immer noch mehr als 10% des Ausgangsbesatzes an Kohlherniesporen im Boden vorhanden.


Treten Wirtspflanzen wie Ausfallraps und andere kreuzblütige Unkräuter auf, erhöht sich der Druck noch. Legen Sie daher höchsten Wert auf eine saubere Ausfallrapsbekämpfung. Der alleinige Einsatz von Glyphosat reicht nicht, da dieser den Vermehrungszyklus des Erregers nicht unterbricht. Vielmehr muss es gelingen, mit der Bodenbearbeitung die Feinwurzeln aus dem Bodenverband zu lösen. Bearbeiten Sie aber keinesfalls zu tief. Denn sonst fallen die Ausfallrapskörner in die sekundäre Keimruhe und erhöhen das Samenpotenzial im Boden. Die Folge davon wäre ein vermehrtes Auflaufen von Raps als Unkraut in den Folgekulturen. In Zwischenfruchtbeständen lässt sich Ausfallraps chemisch nicht beseitigen. Am besten ist daher das frühe und flache Bearbeiten „an der Wurzel“ des Ausfallrapses.


Entscheidend ist auch, dass der Ausfallraps nach dem Auflaufen keinesfalls länger als 14 Tage stehen bleibt. Der Grund: Das wärmere Wetter im August begünstigt den Pilz. Das ist im Übrigen auch bei Kohlhernie-resistenten Sorten der Fall, da sich der Ausfallraps genetisch aufspalten kann und dadurch ein erheblicher Teil der Nachkommen wieder anfällig für Kohlhernie wird.


Achten Sie zusätzlich auf eine konsequente Bekämpfung kreuzblütiger Unkräuter wie Senf, Hellerkraut, Hederich, Hirtentäschel oder Rauken (auch in Getreide und Mais). Verzichten Sie zudem in Zwischenfruchtmischungen auf kreuzblütige Arten wie Senf, Rübsen, Ölrettich oder Leindotter. Multiresistenter Ölrettich oder Kresse vermehren Kohlhernie nicht, wenn man sie spät sät.


Mittlerweile hat sich allerdings gezeigt, dass der Erreger sogar Wurzelhaare von Nicht-Kruziferen wie Knöterich und Klatschmohn befallen kann. Ob er seinen Vermehrungszyklus auf Klatschmohn vollenden kann, ist aber noch nicht abschließend geklärt.


Als sogenannte „Köderpflanzen“ lassen sich Rotklee, Roggen und Weidelgras nutzen. Diese regen die Keimung der Kohlherniesporen an. Findet sich in kurzer Zeit kein geeigneter Wirt, sterben sie ab. Die Anzahl der Dauersporen im Boden lässt sich auf diese Weise senken. Mit Blick auf die Masse der Erregerpopulation ist die Effektivität dieser Köder-Methode jedoch infrage zu stellen.


Raps nicht zu früh säen!

Flächen mit Kohlherniebefall sollte man zudem nicht zu früh säen. Die Virulenz des Erregers nimmt bei 15°C Bodentemperatur sprunghaft zu. Unter 13°C ist dagegen praktisch nicht mehr mit dem Auftreten der Krankheit zu rechnen.


Im Norden wird die 15°C-Grenze in der Regel ab dem 10. September unterschritten, im Süden und Osten ab dem 15. September und im Westen ab dem 20. September. Eine späte Rapssaat, insbesondere auf milden Standorten, ist auch im Hinblick auf die Kohlfliegen-gefahr und die laut DüV begrenzte N-Menge im Herbst von 60 kg N/ha von Vorteil.


pH-Wert muss passen:

Bei niedrigen pH-Werten im Boden (ohne freien Kalk) empfiehlt sich der Einsatz von Kohlensaurem Kalk bereits im Vorjahr, damit der Kalk im Anbaujahr des Rapses verfügbar ist. Arbeiten Sie zusätzlich 600 bis 800 kg/ha CaO als Branntkalk zur Saat in den Saathorizont ein.


Dünger wie SSA (Schwefelsaures Ammoniak) versauern den Bereich um das Düngerkorn, sodass Kohlhernie punktuell trotz eines hohen pH-Wertes auftreten kann. Düngen Sie SSA daher erst, wenn die Bodentemperatur unter 10°C sinkt. Bedenken Sie dabei, dass man nach neuer DüV ab Oktober keinen N-Dünger mehr ausbringen darf.


Als Alternative oder Ergänzung zum Kalk bietet sich Kalkstickstoff an, der sich in Streifendüngung mit 100 kg/ha und breitflächig mit 250 bis 300 kg/ha in den Boden einbringen lässt. Im Gegensatz zur Kalkung hat Kalkstickstoff eine fungistatische Wirkung gegen Kohlhernie und trägt zur Dezimierung bei.-fm-

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