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Kokos- und Palmöl in Milchaustauschern verbieten?

Lesezeit: 4 Minuten

Milchaustauscher für Kälber enthalten häufig Palm- und Kokosöl aus Übersee. Kritiker fordern ein „Reinheitsgebot für Kälbermilch“. Nicht zuletzt, um den Milchmarkt zu entlasten.


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Nach Informationen des Verbandes der europäischen Futtermittelhersteller (FEFAC) wurden im Jahr 2015 in der EU insgesamt etwa 1,2 Mio. t Milchaustauscher hergestellt.


Der überwiegende Anteil der Fettbestandteile wird dabei mit Palmöl abgedeckt, in geringerem Umfang mit Kokosöl. Eine grobe Umrechnung dieser Zahlen ergibt für das Jahr 2015 einen Bedarf an pflanzlichem Fett von ca. 200000 t für die Herstellung von Milchaustauschern in der gesamten EU.


Der Milchmarkt befindet sich gegenwärtig in einem großen Ungleichgewicht: Die Anlieferung ist nach wie vor hoch, wir haben viel Pulver im Lager und die Nachfrage könnte stärker sein. Wäre es in einer solchen Situation nicht sinnvoll, pflanzliche Öle aus Übersee oder aus den Tropen im Milchaustauscher durch Milchfett zu ersetzen? Zumal die nicht nachhaltigen Anbaubedingungen in diesen Ländern vielfach in der öffentlichen Kritik stehen. Oder noch besser, die Kälber direkt mit Kuhmilch zu füttern?


Kurzum: In einer Gesamtbetrachtung ist es irrational, dass einerseits die Milchbauern in Europa immer wieder aufgrund des Überangebots an Milch in Milchkrisen geraten und andererseits pflanzliche Öle aus Übersee in vielen europäischen Kälbermägen landen.


Es wäre höchste Zeit, dass Interessenverbände und die Politik dieses Thema auf die Agenda setzen. Dabei muss aber in jedem Fall darauf geachtet werden, dass ein solches „Reinheitsgebot für Kälbermilch“ EU-weit umgesetzt wird. Diese Maßnahme wäre eine kleine, aber sinnvolle Justierung unserer globalisierten Landwirtschaft. Sie wäre gewiss anfangs mit Schmerzen verbunden, würde aber letztendlich für die heimische Landwirtschaft zum Erfolg führen. Wir könnten damit ein Gleichgewicht am Milchmarkt unterstützen und mehr Nachhaltigkeit in der Erzeugung sicherstellen. Und letztendlich wäre dieser Schritt auch dem Verbraucher, dem Kunden der Landwirte, positiv zu vermitteln.


Grundsätzlich bin ich gegen Importbeschränkungen oder Boykottaufrufe für einzelne Futtermittelrohstoffe rein aus weltanschaulichen Gründen, weil wir ein breites Spektrum an Rohstoffen für eine gesunde und wirtschaftliche Tierernährung brauchen.


Bedenken sollten wir auch, dass wir nur bei bestehenden Lieferbeziehungen überhaupt Einfluss auf die Produktionsbedingungen vor Ort nehmen können, was z.B. in Form von Nachhaltigkeitsprogrammen und -zertifizierungen bereits geschieht.


Aus Sicht der Produktion und der Tierernährung hat sich der Einsatz von Palm-und Kokosfetten im Milchaustauscher seit der BSE-Krise bewährt. Sicher wäre es möglich, Palm- bzw. Kokosfett teilweise oder ganz durch andere Fette zu ersetzen. Meines Erachtens ist es aber schwer abschätzbar, ob und wie schnell dies flächendeckend möglich wäre und wenn ja, zu welchen Mehrkosten.


Tierische Fette könnten aus ernährungsphysiologischer Sicht beim Ersatz natürlich eine Rolle spielen. Ich glaube aber nicht, dass deutsche Hersteller diese, trotz der nachgewiesenen Unbedenklichkeit für die Gesundheit, tatsächlich einsetzen wollen. Hier bestehen unter Umständen Akzeptanzprobleme.


Forderungen nach vermehrter Verfütterung von Vollmilch halte ich ebenfalls nicht für zielführend. Jeder Landwirt entscheidet entsprechend seiner betrieblichen Situation, wie er füttert.


Eine spürbare Entlastung des Milchmarktes durch die vermehrte Verfütterung von Vollmilch sehe ich nicht, denn in hochwertigen Milchaustauschern sind bis zu 80% Milchbestandteile in Form von Magermilchpulver und Molkenprodukten enthalten.


Ein EU-weites Verbot von Palm- und Kokosfetten im Milchaustauscher halte ich vor dem Hintergrund internationaler Handelsbeziehungen nicht für realistisch. Ein Verzicht nur in einzelnen Ländern oder Regionen der EU würde folglich zu Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der Gemeinschaft führen.


Karl Schneider, Geschäftsführer der Staudachmühle, Hergatz


Markus Seemüller, Geschäftsführer der Bayern-MeG, München

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