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Komfortabel wohnen im alten Sauenstall

Lesezeit: 4 Minuten

Wohnen mit dem Pferd auf dem Gaesdonckshoff“ steht auf dem Schild an der Zufahrt zum Betrieb von Heinz und Maria Ingenerf-Gellings in Goch am Niederrhein. In ihren maroden Stallungen haben sie vor drei Jahren neun Wohnungen mit der Möglichkeit zur Pferdehaltung geschaffen.


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„Wir standen vor der Entscheidung: Entweder wir erweitern unseren Sauenbetrieb oder wir steigen aus der Produktion aus,“ sagt der 53-Jährige Landwirt. Klar war, dass keine der beiden Töchter die Landwirtschaft weiterführen wollte.


Es sollten mehr als drei Wohnungen sein


Den Hof komplett aufzugeben, kam aber für die Familie nicht infrage. Sie wollte weiterhin ihr Einkommen auf dem Hof erwirtschaften und dort auch wohnen. Eine passende Lösung brachte Tochter Ina aus Hessen mit. Die 29-Jährige Bauzeichnerin hatte dort an der Umgestaltung ehemaliger US-Kasernen zu Wohndomizilen für Pferdebesitzer mitgearbeitet. „Das war ein Renner. Warum soll das nicht auch bei uns funktionierten?“, brachte sie ihre Eltern auf den Gedanken. Ihr Vater züchtete ohnehin Pferde und konnte sich eine Ausweitung des Bereichs gut vorstellen. Stallungen, Weiden und ein Reitplatz waren bereits vorhanden.


Von Anfang an war klar, dass der Einbau der normalerweise zulässigen drei Wohnungen nicht das Einkommen der Eltern bis zur Rente sichern konnte. Eine Genehmigung für mehr Wohnungen musste her. Hier kam ihnen die Erfahrung von Tochter Ina zugute. Gemeinsam mit dem Gutachten eines Architekten stellten sie bei der Bezirksregierung den Antrag, die Hofanlage als „kulturlandschaftsprägend“ einzustufen. Neben dem Gutachten war auch die historische Entwicklung der Hofstelle entscheidend – das Stadtarchiv Goch lieferte dazu hilfreiche Hinweise. Zudem versicherten Ingenerf-Gellings den Behörden, dass sie alle nachträglichen Anbauten an die ursprüngliche Gebäudesubstanz zurückbauen würden, um den alten Zustand wieder herzustellen.


Die Bezirksregierung gab dem Antrag statt. So war es möglich, eine Baugenehmigung für neun Wohnungen zu bekommen.


Gebäude aus Betriebs­vermögen genommen


„Die Stallungen waren in einem schlechten Zustand – eigentlich gab es nur die Wahl zwischen Abriss oder Total-Sanierung“, so der Betriebsleiter. Aufgrund der maroden Bausubstanz bot es sich an, die Gebäude vor der Sanierung aus dem landwirtschaftlichen Betriebs- ins Privatvermögen zu überführen und die Erbfolge vorwegzunehmen. Der damals geringe Wert führte zu keinerlei steuerlichen Nachteilen für die Familie.


Nachdem Ingenerf-Gellings die bürokratischen Hindernisse überwunden hatten, konnten sie im Frühjahr 2005 mit dem Bau starten. „Die Gebäude mussten wir komplett entkernen lassen,“ erinnert sich die 53-jährige Landfrau. Mit viel Eigenleistung bauten sie nach und nach die Gebäude zu Wohneinheiten um.


Nach den Entwürfen von Tochter Ina entstanden so innerhalb eines Jahres fünf komfortable Wohnungen im alten Hinterhaus und vier in der Scheune. Sie erstrecken sich über zwei Etagen, teilweise mit großen Panorama-Fenstern und alle mit eigenem Garten. Jede Wohnung hat ihren eigenen Schnitt, so versuchte die Familie bereits während der Planung individuelle Akzente zu setzen. Auch die Größe der Wohnungen variiert, von der Single-Wohnung mit 65 m2 bis zum Familiendomizil von 120 m2 ist für jede Lebenssituation das passende Mietobjekt dabei. Der hohe Anspruch an die Gestaltung der Wohnungen schlug sich in den Investitionskosten nieder, die bei rund 1 000 € pro m2 lagen.


Dass sich der Aufwand lohnte, zeigte sich bereits früh. Noch vor Fertigstellung gab es die ersten Interessenten. Drei weitere Wohnungen sind bereits in Planung. Heute führt Heinz Ingenerf-Gellings sogar eine Warteliste. Aufgrund der ansprechenden Gestaltung der Wohnungen interessieren sie besonders gut situierte Mieter. Sie zahlen etwa 6 € Kaltmiete pro m2.


Gute Infrastruktur macht die Lage attraktiv


Insgesamt 26 Personen wohnen heute auf dem Betrieb. Alle schätzen die ruhige Lage mit ihrer guten Verkehrsanbindung an das Ruhrgebiet (Entfernung etwa 65 km). Auch bis zu wichtigen Einrichtungen wie Einkaufzentrum, Kindergarten und Schule ist es nicht weit. Der Stadtkern von Goch liegt etwa 2 km entfernt.


Maria Ingenerf-Gellings kümmert sich heute um die Pflege der Außenanlagen. Ihr Mann betreut die Wohnungen und bewirtschaftet weiterhin die 43 ha Ackerbau des Betriebs. Darüber hinaus widmet er sich begeistert der Pferdeausbildung und -zucht. 18 Pferde betreut er zurzeit. Fünf Pferde gehören Einstallern, die rund 200 € monatlich für die Box, Futter, Weidegang und Reitplatz zahlen. Die anderen Tiere sind seine eigenen oder zur Ausbildung auf dem Hof. Die Mieter können ein eigenes Pferd mitbringen. Momentan nutzt aber niemand diese Möglichkeit.


Fazit: Mit der Schaffung von Wohnraum hat Familie Ingenerf-Gellings ihr Einkommen gesichert. Die Landwirtschaft mussten sie nicht komplett aufgeben. Das Ehepaar gewann durch die Umnutzung an Lebensqualität und erhielt den Hof auch für die Töchter.


Verena Telaar

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