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„Künftig sind robuste Motoren gefragt“

Lesezeit: 5 Minuten

Welche Trends gibt es im Bereich Biogas-Blockheizkraftwerke (BHKW)? Wie wirkt sich die zunehmende Flexibilisierung auf die Technik und auf Wartungskonzepte aus? Darüber sprachen wir mit dem BHKW-Hersteller 2G aus Heek.


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Was zeichnet heute moderne Biogas-Blockheizkraftwerke aus?


Grewe: Künftig sind Motoren mit niedrigen Emissionen gefragt. Ausländische Märkte wie Japan, Kalifornien oder Großbritannien sind hier weiter und haben strengere NOx-Grenzwerte erlassen. Auch in der neue TA Luft, die derzeit in Arbeit ist, sollen die Grenz-werte bei Magermotoren von 500 mg NOx/m3 bei Erdgas auf 100 mg abgesenkt werden. Zudem sinken die Werte für Kohlenmonoxid und Formaldehyd.


Sind dafür auch SCR-Filter mit Harnstoffeinspritzung (AdBlue) wie bei Nutzfahrzeugen nötig?


Grewe: Nicht unbedingt, noch können wir innermotorisch einiges optimieren, um die Gesamtkohlenstoff-Emissionen abzusenken. Außerdem haben wir ein neues Katalysator-Kammer-Konzept entwickelt, mit dem wir auf verschiedene Grenzwerte reagieren. Bei unserer Agenitor-Baureihe dagegen setzen wir auf selektive katalytische Reduktionsverfahren (SCR-Katalysator) mit Einspritzung von AdBlue.


Bisher haben sich BHKW-Hersteller mit immer höheren elektrischen Wirkungsgraden überboten. Geht das so weiter?


Grewe: Wir liegen heute bei 42 bis 43 % elektrischem Wirkungsgrad beim Gas-Otto-Motor und könnten noch weitere Steigerungen erreichen. Aber irgendwann zahlt der Kunde das nicht mehr. Kunden legen inzwischen mehr Wert auf lange Laufzeiten und niedrigere Wartungskosten. Die Gesamtlebenskosten einer Maschine rücken in den Fokus. Es gibt einen großen Preiskampf beim BHKW-Service, daher sind hier gute Konzepte gefragt.


In den Boomjahren ab 2009 mit jährlich rund 1000 neuen Biogasanlagen haben viele Betreiber über schlechten BHKW-Service geklagt. Heute ist guter Service entscheidend für die Wirtschaftlichkeit. Wie stellen Sie das sicher?


Grewe: Das stimmt, auch wir sind von dem Boom etwas überrollt worden. In den Anfangsjahren hatten einen engen Draht zu den Betreibern. Nicht nur bei uns stand das Neukundengeschäft im Vordergrund. Wir mussten erkennen, dass wir den Service nicht mehr nur mit eigenem Personal anbieten können. Daher haben wir die Serviceabteilung, aber auch den Vertrieb in den vergangenen zwei Jahren neu ausgerichtet. Wir definieren uns heute als Hersteller und setzen in Service und Vertrieb auch auf Partner, die wir entsprechend unserer Vorgaben schulen und qualifizieren.


Was sind das für Partner?


Grewe: Wir setzen auf regionale Nähe mit externen Dienstleistern. Das schätzen auch die Kunden, die möglichst einen gleichbleibenden Ansprechpartner haben wollen. Daher sehen wir z.B. den Landmaschinenhändler und sein Werkstattpersonal als geeignet an, um den Service an den BHKW wie die Regelwartung usw. anzubieten. Unsere Servicepartner agieren als Dienstleister in unserem Auftrag. Der direkte Kontakt zwischen Betreiber und BHKW-Hersteller ist weiterhin gewährleistet. Einen Schritt weiter gehen wir bei Marktpartnern, die auch Anlagen verkaufen. Hier sprechen wir vor allem Biogasanlagenhersteller an. Auch bei ihnen qualifizieren wir Mitarbeiter.


Haben Sie intern auch Personal für den Service aufgestockt?


Grewe: In Heek ist nach einem zehnjährigen, sehr starken Wachstum die Serviceabteilung mit über 200 Mitarbeitern von insgesamt 600 schon länger unsere größte Abteilung. Personal bauen wir mit den Servicepartnern auf. Wir übernehmen den Werkskundendienst, während Dienstleister die Regelarbeiten erbringen. Wir setzen dabei immer stärker auf die Digitalisierung. Der Monteur hinterlässt z.B. nach Abschluss der Wartung sein Protokoll auf unserer internen Serviceplattform, auf das wir zwecks Auswertung genauso zurückgreifen können wie der Anlagenbetreiber. Den Bereich wollen wir jetzt stärker ausbauen. Heute schon überwacht unsere Leitwarte rund um die Uhr die angeschlossenen BHKW. Laufen Daten wie Temperaturen aus dem Ruder, können wir früh reagieren.


Gayer: Unsere Servicepartnerschaft gilt übrigens für die eigenen Produkte, also BHKW im Leistungsspektrum bis 550 kW. Die Betreuung der größeren Motoren, die wir auch verkaufen, wie z.B. von GE Jenbacher, übernimmt der Großanlagenservice von 2G direkt.


Wie gefragt sind bei der Flexibilisierung Motoren mit höherer Leistung?


Grewe: Zum Start der Flexibilisierungsprämie im EEG waren die Betreiber noch zurückhaltend und haben die Anlagenleistung erst nur verdoppelt. Inzwischen sehen wir einen Trend zur Mehrfachüberbauung, also eine drei- bis fünffache Leistung. Das 900 kW-BHKW ist Standard und wird es wohl bleiben, aber jetzt sind auch 1,5 MW und mehr gefragt.


Der Start-Stopp-Betrieb bei der bedarfsgerechten Stromerzeugung ist eine große Belastung für die BHKW. Ist das heute noch ein Problem für die Motoren?


Grewe: Nein, die Motoren sind heute auf mehrere Starts pro Tag ausgerichtet. Hierfür setzen wir auf bleifreie Lager mit Beschichtungen, die den Start erleichtern. Auch verbauen wir Stahlkolben, die eine geringere Reib-leistung haben als Aluminiumkolben und verschleißfester sind. Zudem haben wir den Teillastbetrieb optimiert, damit die Druckverhältnisse im Brennraum stimmen oder kritische Bauteile wie Kolbenringe oder Ventile auch bei Teillast richtig abdichten. Bauteile wie Zylinderköpfe, Gasmischer, Turbolader oder Stellantriebe, die wir selbst entwickeln bzw. optimieren, haben wir auch entsprechend angepasst. Wir sehen daher das Problem eher in der Peripherie. Wenn z.B. der Aktivkohlefilter nach dem Stopp auskühlt, sinkt die Entschwefelungsleistung. Springt der Motor dann wieder an, kommt jedes Mal eine Gaswolke mit hohem Schwefelgehalt durch den Filter, was auf Dauer zu Korrosion führt.


Welche Probleme gibt es noch?


Gayer: Wir würden es begrüßen, wenn sich die Direktvermarkter auf eine gemeinsame Kommunikationseinheit einigen, mit der sie das BHKW per Fernzugriff ansteuern und Betriebszustände wie den Gasspeicherfüllstand überwachen. Will der Anlagenbetreiber den Vermarkter wechseln, ist fast immer eine neue Schnittstelle mit neuer Programmierung nötig, was die Kosten erhöht.


Nicht jeder Betreiber entscheidet sich heute für die Flexibilisierung. Sind hohe BHKW-Kosten ein Hinderungsgrund?


Gayer: Wir bieten jetzt BHKW zur Miete an. Damit kann der Betreiber in die Flexibilisierung ohne hohe Investitionskosten einsteigen. Hierfür haben wir die 2G Rental gegründet. Außerdem erhält er ja die Flexprämie zur Finanzierung. Hinrich Neumann

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