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Kuhställe: So können Sie Kosten senken

Lesezeit: 6 Minuten

Die Baukosten für Kuhställe sind hoch und sie streuen gewaltig. Das zeigt eine Auswertung von rund 862 geförderten Ställen in Bayern. Was sind die Ursachen und wo lässt sich noch sparen? Eine Analyse von Dr. Gerhard Dorfner, Institut für Agrarökonomie, LfL.


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Die Schere zwischen den Baukosten für Kuhställe und der Rendite in der Milchviehhaltung ist in den letzten Jahren weiter auseinandergegangen. Wie die Baukostenauswertung für geförderte Milchviehställe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zeigt, ist der durchschnittliche Preis pro Kuhplatz von 2013 bis 2017 um fast 14 % auf 10435 € gestiegen (siehe Übersicht 1). Bei einer pauschalen Festkostenableitung von 10% entspricht das Mehrkosten von 120 € pro Kuh und Jahr bzw. 1,5 ct/kg Milch bei einer Milchleistung von 8000 kg.


Das passt mit der Gewinnentwicklung in den Milchviehbetrieben gar nicht zusammen. Die relativen Gewinne konventioneller Milcherzeuger in Bayern lagen in diesem Zeitraum 10 bis 20 % unter dem langjährigen Mittel. Das beeinträchtigt die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Neuinvestitionen massiv. Lediglich bei der Ökomilch ergaben sich spürbar steigende Gewinne.


6000 bis 12000 €/Platz:

Wer mit der Milchviehhaltung Geld verdienen will, muss deshalb auch günstig bauen. Dass dies möglich ist, zeigt die überraschend große Streuung der einzelbetrieblichen Baukosten (siehe Übersicht 2 S.18). Die Unterschiede innerhalb der Gruppe gleich großer Baumaßnahmen übertreffen bei Weitem den kostensenkenden Effekt des Anstiegs der Herdengröße bis 130 Kühe.


Neu gebaute Kuhställe (ohne Jungvieh) mit 70 Plätzen wurden mit 6000 bis über 12000 € pro Platz abgerechnet. Der Mittelwert von rund 9000 €/Platz wird somit um 3000 € unter- oder überschritten.


Doch wie kommt es zu diesen großen Unterschieden und wodurch zeichnen sich kostengünstige Ställe aus? Aus der Baukostenauswertung lassen sich folgende Erkenntnisse ableiten:


1. Weniger umbauter Raum.

Mit der befestigten Fläche in Quadratmeter bzw. dem umbauten Raum in Kubikmeter steigen grundsätzlich die Baukosten. Entsprechend gilt es, effizient und sparsam mit Fläche und Raum des Stalles umzugehen. Dass hier ein Widerspruch mit der Entwicklung zu mehr Platz und mehr Luft für die Tiere entstehen kann, ist offenkundig. Deshalb gilt es, in der einzelbetrieblichen Planung die Balance zu halten.


Zunächst bedeutet wenig Raumverbrauch, die Jungviehnachzucht so zu planen, dass sie ins Betriebskonzept für die Milcherzeugung passt. Wird für jedes geborene weibliche Tier Platz vorgehalten, sind hohe Kosten vorprogrammiert (siehe Übersicht 3 S.18). Teure Projekte enthalten oft „Pufferplatz“, der erst nach einer Aufstockung genutzt wird.


Darüber hinaus wurde in den günstigen Projekten auch auf der Kuhseite platzsparend gebaut. In einigen Fällen konnten beispielsweise Transitkühe noch in alter Gebäudesubstanz gehalten werden. Folglich musste der Abkalbebereich nicht im Neubau integriert werden. In anderen Fällen konnten Technikbereiche (beispielsweise die Milchlagerung) im frostsicheren Altgebäude untergebracht werden. Bei Ställen „auf der grünen Wiese“ ist das natürlich nicht möglich.


Zudem sollten „tote“ Räume, die weder Vorteile für das Tier noch für die Arbeitswirtschaft bringen, vermieden werden. Problematisch ist hingegen, wenn die Kompromisse auf Kosten des Tierverkehrs bzw. Tierwohls gehen oder arbeitswirtschaftliche Probleme nach sich ziehen.


Wenn z.B. kein vernünftiger Platz für die Klauenpflege oder für die Behandlung kranker Tiere vorhanden ist, entstehen Probleme im alltäglichen Arbeitsablauf, die letzten Endes auch Kosten verursachen. Oder wenn durch das Platzsparen Sackgassen im Tierumtrieb entstehen, ist auch das auf Dauer eine potentielle Problemstelle im Stall.


2. Gründlich planen.

Bei den teuren Bauprojekten zeigt sich oft, dass die Planung während des Baus geändert wurde oder von vornherein an manchen Punkten nicht durchdacht war. Damit entstehen oftmals auch bei den Schnittstellen von Gewerken oder Funktionsbereichen Unstimmigkeiten, die Zeit, Ärger und Geld kosten. Um dies zu verhindern, sind vorab Detailfragen wie diese zu klären:


  • Wurde der Bauuntergrund vorher auf Stabilität untersucht? Passen die betonierten Boxenmaße so, dass auch die Aufstallung optimal zu montieren ist?
  • Ist ein Zeitpuffer zwischen den einzelnen Gewerken eingebaut, um zeitliche Kollisionen zu verhindern?
  • Sind im Plan alle Wasser- und Elek-troanschlüsse enthalten – und zwar dort, wo sie benötigt werden und den Tierverkehr nicht stören?
  • Sind für den Klauenpflegestand auch die Steckdosen und die Beleuchtung am richtigen Platz vorgesehen?
  • Sind für den Klauenpflegestand auch die Steckdosen und die Beleuchtung am richtigen Platz vorgesehen?


3. Eigenleistung sinnvoll einbringen.Günstige Projekte zeichnen sich oft durch überdurchschnittliche Eigenleistung oder besonders gute und preisgünstige Bauteams aus. Allerdings macht Eigenleistung ökonomisch nur dann Sinn, wenn professionell mitgearbeitet werden kann. Beschränkt sich die Mitarbeit auf Hilfsarbeiterdienste, sind sie bei Projektkosten von über 500000 € nicht der entscheidende Punkt.


Unabhängig von der Qualität der Eigenleistung kann sie dann zum Bume-rang werden, wenn während der Bauphase das Herdenmanagement leidet. Ein Abfall der Milchleistung, höhere Krankheitsraten oder schlechtere Fruchtbarkeits-Kennwerte fressen im Einzelfall die eingesparten Fremd-Arbeitsstunden wieder auf. Wenn hohe Eigenleistung zusätzlich auch noch zu einer verzögerten Inbetriebnahme des neuen Stalles führt, gehen Umsätze und Gewinn während dieser Phase verloren.


Auswertungen von LKV-Daten während der Bauphase zeigen eindeutig, dass es vielen Betriebsleitern nicht gelingt, das Management im Stall hoch zu halten, weil sie sehr viel Zeit in die Baumaßnahme investieren. Je durchdachter und detaillierter die Planung, umso mehr kann sich der Betriebsleiter um das „Controlling“ der Baustelle kümmern, ohne dass das Kerngeschäft Kuhstall leidet.


4. Verhandlungsspielräume nutzen.

Einige Betriebsleiter bringen überdurchschnittliches Verhandlungsgeschick in die Preisverhandlungen mit ein. Dies kann das gezielte Einholen von Angeboten ebenso beinhalten wie das geschickte Nutzen von Kontakten zu Landwirten oder Händlern. Auch wenn in Zeiten guter Baukonjunktur der Verhandlungsrahmen eng ist, zeigt allein die extreme Spreizung bei „Standardbauten“ wie Güllegruben, dass es sich lohnt, Angebote zu hinterfragen und zu verhandeln.


Wer hier wenig Erfahrung mitbringt und wem die Zeit dafür fehlt, sollte speziell bei großen Baumaßnahmen überlegen, Architekten bzw. Baubüros einzubeziehen, die mit landwirtschaftlichen Bauten vertraut sind. Gerade große Projekte bedeuten existenzielle Entwicklungsschritte für den jeweiligen Betrieb. Professionelle Planung, Gewerksvergabe und kontinuierliches Kostencontrolling verringern das Risiko, böse Überraschungen zu erleben. Ein professionelles „Baustellenmanagement“ kann sich auch positiv bei Bankgesprächen auswirken und das Rating und die Zinskonditionen verbessern.


5. Auf unnötigen Luxus verzichten.

Mittlerweile ist der mögliche Technikeinsatz kaum noch überschaubar. Vom „High-End-Melkstand“ bis zur vollautomatisierten Fütterung, die über das Smartphone steuerbar ist, gibt der Markt alles her.


Für den Einzelbetrieb gilt: Wenn die eingekaufte Technik tatsächlich genutzt wird und das Herdenmanagement unterstützt oder Arbeitsbelastungen reduziert, kann sie sich auch bei höheren Anschaffungskosten rechnen. Bringt sie allerdings nur zusätzliche, nicht genutzte Daten hervor und ist sie auch noch störungsanfälliger, verursacht sie unnötige Mehrkosten.


Wichtig dabei ist, vom ersten Spatenstich bis zum Einzug in den Stall konsequent zu bleiben. Manche Bauherren erliegen der Versuchung, gegen Ende der Bauphase noch Extras aufzusatteln, wenn sie die ersten Bauetappen gut bewältigt haben. Auch wenn der eine oder andere „Förder-Euro“ mit strengem Kostencontrolling nicht genutzt werden sollte: Ziel der Investition ist ein für Tier und Mensch voll funktionsfähiger und zugleich günstiger Stall, der rentable Milcherzeugung ermöglicht.

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