Die Umweltorganisation Greenpeace will die deutsche Landwirtschaft radikal umbauen und hat dafür ein „Kursbuch Agrarwende 2050“ vorgelegt. Erstellt hat dieses das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FibL) in Frankfurt. Bis 2050 will Greenpeace u.a.
- regionale Obergrenzen für die Tierhaltung einführen und die Weidehaltung zur Pflicht machen.
- 15% des Ackers zu ökologischen Vorrangflächen machen (keine Bewirtschaftung) und weitere 500000 ha Moorflächen zu extensivem Grünland umwandeln und
- chemisch-synthetischen Pflanzenschutz ganz verbieten.
Das hätte gravierende Folgen:
- Rund 1 Mio. ha Ackerland würde dauerhaft stillgelegt (-10%).
- Die Zahl der Milchkühe müsste von 4,9 auf 2,7 Mio. (-45%), und die der Mastrinder sogar von 3,7 auf 1,0 Mio. sinken (-73%).
- Von den 49,7 Mio. Mastschweinen blieben noch 17,4 Mio. übrig (-65%).
- Statt 709 Mio. produzierte Hähnchen gäbe es noch 335 Mio. (-53%).
- Nur die Zahl der Legehennen stiege von 48 auf gut 50 Mio. (+5%).
Trotz der gewaltigen Verringerung der Produktion soll sich Deutschland weiterhin selbst versorgen können – aber nur wenn folgende Annahmen eintreffen:
Erstens müsse sich die Abfallquote der Lebensmittelproduktion (Ernte- und Nachernteverluste) halbieren. Derzeit gehen noch etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel verloren. Und zweitens müsse der Verzehr tierischer Nahrungsmittel drastisch zurückgehen, bei Fleisch und Wurst um knapp die Hälfte, bei Eiern um ein Drittel, und bei Käse um 28%.
top agrar meint: Viele Annahmen der Autoren sind zweifelhaft und werfen Fragen auf:
- Wie entwickeln sich die Lebensmittelpreise nach der Agrarwende?
- Würden die ggf. höheren Preise von den Verbrauchern akzeptiert?
- Wie lässt sich das Konzept in offenen Märkten umsetzen?
- Was bedeutet die Agrarwende für die Strukturen? Wer trägt die Kosten?
Die Antworten bleiben die Autoren weitgehend schuldig. Insofern fehlt der Kompass im Kursbuch.