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Land ohne Leute?

Lesezeit: 4 Minuten

Frau Prof. Neu, driftet die Lebenswirklichkeit von Stadt und Land zukünftig noch weiter auseinander?


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Die Zukunft vieler Dörfer entscheidet sich in den nächsten Jahren. Die Frage wird sein: Wie sehr holt der ländliche Raum bei der Digitalisierung auf? Stellt die Politik die richtigen Weichen, damit die Dörfer daran teilhaben können? Übrigens gilt: Dorf ist nicht gleich Dorf!


Haben einige Landstriche bessere Aussichten als andere?


Auf jeden Fall! Gerade vielen Umland-Gemeinden in der Nähe von Städten geht es sehr gut, einige wachsen. Die Dörfer weit draußen in der Peripherie schrumpfen dagegen oft, mancherorts verfällt die Bausubstanz. Die starken und die abgehängten Gemeinden kann man kaum miteinander vergleichen. Aber nicht nur der ländliche Raum, auch das Ruhrgebiet kämpft.


Was bedeuten die Veränderungen in der Dorfstruktur für die Landwirte?


Die Landwirte befinden sich zurzeit in einer paradoxen Situation. Einerseits wird der ländliche Raum wieder als attraktiver Lebensort wahrgenommen und Landleben „idyllisiert“. Andererseits wächst die Distanz und damit die Ablehnung der Bevölkerung gegenüber konventionellen Landwirten. Höfe werden häufiger als Quelle von Geruchs- und Lärmbelästigung denn als tragende Säule des Dorfes wahrgenommen. Landwirtsfamilien geraten häufig in die Defensive und fühlen sich missverstanden.


Wem gilt ihre Sorge außerdem?


Den alten und pflegebedürftigen Menschen, die in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt sind. Bislang hat die Gesellschaft noch keine Antworten, wer sich um ihre steigende Zahl auf dem Land kümmern soll. Wie will man sie versorgen und Vereinsamung verhindern? Die meisten Ideen stützen sich auf die – noch mangelhafte – Digitalisierung: Online-Behandlungen beim Arzt, Online-Einkäufe, medizinische Versorgungszentren, die Behandlungen bündeln.


Welche Veränderungen kommen noch auf die Dorfbevölkerung zu?


Stichwort Leerstand: Was passiert mit der verfallenden Bausubstanz in den Dörfern? Der Rückbau kostet viel Geld und ist politisch kaum vermittelbar. In Mecklenburg-Vorpommern etwa gibt es aber schon Rückbau-Programme für Plattenbauten auf dem Land. Außerdem wird sich das rege Vereinsleben verändern. Die lebenslange Mitgliedschaft wird seltener. Stattdessen kommt kurzfristiges Projekt-Engagement. Es passt besser zu den Interessen der Menschen. Die Vereine müssen sich darauf einstellen.


Laut top agrar-Glücksumfrage sind 75 % der Landwirte dennoch zufrieden. Klingt das für sie realistisch?


Zunächst einmal passt das zur Zufriedenheit der Gesamtbevölkerung: Noch nie waren die Deutschen so zufrieden wie heute, zeigen etliche wissenschaftliche Studien. Das gilt allerdings nur auf der persönlichen Ebene. Übergeordnet machen sich viele Menschen große Sorgen um Zukunft und Gesellschaft, wie auch Ihre Umfrage zeigt. Aber: Die Bauernfamilien, die kürzlich aufgegeben haben oder kurz davor stehen, hat ihre Umfrage nicht erreicht. Deshalb erscheint mir die Zahl 75 % zu optimistisch. Neben der finanziellen Unsicherheit und der schwindenden Akzeptanz in der Gesellschaft halte ich Generationen- und Partnerschaftskonflikte für die größte Herausforderung auf den Höfen. Das Interview führte Kathrin Hingst.


Was können die Landwirte tun, um das Dorfleben zu fördern?


Die Landwirte sind bereits vielfach aktiv! Sie lassen Dorffeste auf ihrem Hof stattfinden oder stellen Maschinen und Gerätschaften für bürgerschaftliches Engagement zur Verfügung. Viele Bäuerinnen sind im Landfrauenverein. So lassen sich Öffentlichkeitsarbeit und Engagement sinnvoll verbinden.


Was können die Landwirte dagegen tun?


Kritik an der Nutztierhaltung wird von vielen Landwirten ignoriert oder strikt abgelehnt. Das verstärkt das Misstrauen der Verbraucher nur. Stattdessen sollten die Bauern den direkten Kontakt suchen und sich Kommunikationsstrategien zurechtlegen, um ihre Arbeit zu erklären. Offen und einfühlsam auf alle Bürger zugehen, z.B. Stallbesichtigungen anbieten. Ansonsten halte ich die Landwirte für sehr flexibel. Sie erleben ihre Arbeit als wichtig und sinnhaft, das macht zufrieden und stark.

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